Plastik kommt nicht in die Tüte

9. Mai 2021 | Ausgabe 2021/2

Karola Gerth setzt auf „Lebensfreude“

Wer mitten in der Pandemie ein neues Ladenlokal eröffnet, muss vom eigenen Vorhaben absolut überzeugt sein. Karola Gerth ist so ein Mensch. Sie versprüht nicht nur jede Menge Lebensfreude, sondern hat ihr Geschäft gleich so benannt – „Lebensfreude“. Mit dem Zusatz: „Leben ohne Plastik“.

Wattestäbchen aus Bambus
Dass ein Leben ohne Plastik möglich ist, davon ist die Hernerin überzeugt. „Noch haben wir bei uns zuhause eine gelbe Tonne stehen, aber der Müll wird immer weniger und weniger“, freut sich Karola Gerth über eine Entwicklung, die sie auch bei anderen Menschen anstoßen will. Vor allem Produkte aus Bambus hat sie als nachhaltige Alternative für sich und ihre Kundschaft entdeckt. „Ich bin so glücklich, dass ich keine Wattestäbchen mehr aus Plastik benutzen muss“, sagt sie, als sie die Packung aus dem Regal zieht. Im gleichen Fach stehen weitere Güter aus dem natürlichen Rohstoff. Von der Zahnbürste – sogar als Variante für Kinder – über eine Haarbürste bis hin zu Besteck und Becher reicht die Bambus-Vielfalt an der Märkischen Straße 1. Hier will die Geschäftsfrau auf 17 Quadratmetern nicht nur ein kleines Gegenmodell zum Wegwerfkonsum anbieten, sondern am liebsten auch ins Gespräch kommen. „Mir macht es Spaß, Menschen zu beraten und sie zu motivieren, möglichst auf Plastik zu verzichten und bewusster einzukaufen.“

„Mir macht es Spaß, Menschen zu beraten und sie zu motivieren, möglichst auf Plastik zu verzichten und bewusster einzukaufen.“

Dekorative Bienenwachstücher in verschiedenen Ausführungen

In Einmachgläsern; Currywurst, Jägerkohl und viele weitere Leckereien. Frei von Konservierungs- und Zusatzstoffen.

Spül- und Reinigungsmittel im Sortiment
Das gelingt auch ein Regal weiter. Hier warten Gläser, befüllt mit Currywurst, Jägerkohl oder Rindergulasch auf den nächsten Hunger. „Das schmeckt köstlich und kommt aus der Fleischerei Bellendorf aus Dorsten, dort gibt es eine eigene Rinderzucht. Auch hier entsteht kein Müll, da auf Konserven verzichtet wird, das Glas kann noch anderweitig genutzt werden.“ Vielleicht sogar zum Abfüllen von Spül- und Reinigungsmitteln. Auch das bietet das Sortiment der „Lebensfreude“. Wobei Karola Gerth hier einen kleinen Wermutstropfen zu verdauen hat. „Die großen Abfüllkanister sind leider aus Plastik, hier habe ich noch keinen alternativen Anbieter gefunden.“ Das soll aber die Ausnahme bleiben. An der Märkischen Straße kommt sonst kein Plastik in die Tüte. Wobei: Tüten gibt es natürlich auch
nicht – auch nicht aus Bambus …

Karola Gerth zeigt ihre Bambusartikel vor ihrem kleinen Ladengeschäft.

Text: Michael Paternoga     Foto: Thomas Schmidt