Ausstellung beleuchtet 500 Jahre Reinheitsgebot

Plöpp – ein Prosit auf das Strünkeder Kellerbier

23. November 2016 | Gesellschaft Kultur

Ausstellungseröffnung: Freitag, 25. November, um 18 Uhr im Schloss Strünkede. Begrüßung: Dr. Oliver Doetzer-Berweger, Museumsdirektor, und Linda Oberste-Beulmann, Kuratorin.

960 Flaschen für die Eröffnung

Die 0,33-Liter-Flasche kostet 2 Euro. Ein stolzer Preis für ein Bier, aber der Seltenheitswert der limitierten Edition treibt den Preis hoch. Nur 960 Flaschen wurden abgefüllt. Es könnte durchaus eine zweite Auflage geben, wenn der Verkauf sich zum Knüller entwickeln sollte, so Kuratorin Linda Oberste-Beulmann. Für Museumsdirektor Dr. Oliver Doetzer-Berweger ist die Herstellung des populären Getränks "etwas Besonderes", es ginge um die Symbolik, die auf die Geschichte verweist. Und es ist ein guter PR-Gag, der für die Ausstellung wirbt. "Bier läuft immer!", so Doetzer-Berweger. Auf launige Weise verglich er das 500 Jahre alte Reinheitsgebot mit der im nächsten Jahr 500 Jahre alt werdenden Reformation - zwei in Deutschland wichtige Ereignisse. "Luther trank das Bier nach deutschem Reinheitsgebot und hatte dann ein Jahr später den Kopf frei für die Thesen", witzelte er.

  • Museeumsdirektor Dr. Oliver Doetzer-Berweger und Linda Oberste-Beulmann empfangen die Gäste der Ausstellung mit "Strünkeder Kellerbier". © Horst Martens, Stadt Herne.
Reinheitsgebot - die Bayern haben's erfunden

Es ist eine kleine, aber feine Schau im Dachgeschoss des Glockenraumes im Schloss Strünkede. 500 Jahre Reinheitsgebot war der Anlass, um einmal eine Rückschau auf die Kulturgeschichte des Bieres in Wanne-Eickel und Herne zu halten. 1516 entstand in Bayern eine Vorschrift, die noch nicht Reinheitsgebot genannt wurde. Die Bezeichnung entstand erst im 20. Jahrhundert, als die bayerischen Bierbrauer sich gegen den Import von zuckerhaltigem Bier aus anderen deutschen Landen zur Wehr setzten. Und als die EU gegründet entstand, verwiesen alle deutschen Bierbrauer auf das Reinheitsgebot, um den Import gepanschter Biere aus EU-Ländern zu verhindern.

Die Herner Brauereien

Die älteste Urkunde, die auf die Brautradition in Wanne-Eickel und Herne verweist, ist das Feuerstättenbuch von 1664. Es führt insgesamt 16 Braustätten in Herne auf, unter anderem das Brauhaus Crange. Erst viel später entwickelten sich die großen Brauhäuser, wobei die "Hülsmann-Brauerei" in Eickel (1692-1989) mit ihrem "Eickel-Pils" alle anderen Brauereien im Stadtgebiet überstrahlte. Daneben gab es aber noch das 1897 gegründete Bürgerliche Brauhaus Herne, das jedoch mit keiner Marke von sich reden machte, 1927 an die Schlegel-Brauerei verkauft und 1938 stillgelegt wurde. In Wanne sprudelte das Bier der Vereinsbrauerei Wanne, die der Familie Zengerling gehörte. Die Fotografie einer Postkarte belegt dieses. Die Familie war im Besitz eines Hotels und einer Gasstätte, wo das Bier serviert wurde. Gegründet 1885, eingestellt 1920.

Das Schloss als Kneipe

Die Ausstellung, die aus etwa 60 Exponaten zusammen gestellt wurde, befasst sich zunächst mit der Herstellung und den Zutaten Hopfen, Weizen und Malz sowie mit den kleinen Brauereien. Im Mittelpunkt steht dann die Hülsmann-Brauerei, von der es die meisten Exponate gibt. Zu guter Letzt spielen "Wirtschaften" eine Rolle, also Kneipen, in denen der Bierkonsum zentral war. Ein Gästebuch der Kneipe Wenzel in Sodingen enthält nicht nur eine Widmung des Filmschauspielers Helmut Berger, sondern auch Eintragungen von zahlreichen Boxern, die dort abstiegen, sowie Schlagerstars und -Sternchen, unter ihnen Jürgen Marcus. Zudem verweist das Strünkeder Kellerbier auf eine gastronomische Tradition im Schloss Strünkede, das teilweise als Restaurantbetrieb geführt wurde, wie Postkarten in der Ausstellung beweisen. Zum Wohl!

Horst Martens