Von Wanne-Eickel aus steuert die RAG die Zentrale Wasserhaltung

Pluto für die Ewigkeit

9. Mai 2018 | Gesellschaft Wirtschaft

  • Stefan Roßbach erklärt, wie in Zukunft Wasser gepumpt wird. ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Dauerhaft das Trinkwasser schützen

„Wasserhaltung ist keine neue Aufgabe. Seit 150 Jahren, seit es Bergbau unter Tage gibt, müssen wir Wasser pumpen. So lange eine Zeche in Betrieb ist, natürlich um keine nassen Füße zu bekommen. Wenn die Zeche stillgelegt ist, darf das Grubenwasser nicht zu hoch steigen, damit es sich nicht mit dem Grundwasser vermischt“, erklärt RAG-Bereichsleiter Stefan Roßbach. Mindestens 150 Meter Abstand müssen zwischen dem Grundwasser und dem Grubenwasser bleiben, denn im Grubenwasser sind oft Stoffe gelöst, die nicht ins Trinkwasser gelangen dürfen.

Neu ist allerdings die Höhe, bis zu der das Grubenwasser ansteigen darf. Musste es bisher auf 1000 Metern unter Normalnull bleiben, wo die Bergleute gearbeitet haben, darf es nun bis zu 600 Meter unter Normalnull ansteigen. Der Grund dafür ist, dass in den Halterner Sanden das Trinkwasser in 400 Metern Tiefe beginnt. Mit Hilfe der sogenannten Tauchmotorkreiselpumpentechnik wird das Grubenwasser daran gehindert, höher zu steigen. „Seit wir Schächte graben, ist noch nie Grubenwasser ins Trinkwasser gekommen“, sagt RAG-Direktor Dirk Ostermann. Selbst wenn eine Pumpe ausfallen sollte, würde es Monate dauern, bis das Grubenwasser dem Trinkwasser gefährlich nahe käme. Damit das so bleibt, wird die Technik aus Pumpen, Sensoren und Software auf den neuesten Stand gebracht.

  • Stefan Roßbach erklärt, wie in Zukunft Wasser gepumpt wird. ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Zukünftig geht keiner mehr unter Tage

Bisher haben auch in stillgelegten Zechen Bergleute gearbeitet. „Es ist wie ein kleines Bergwerk ohne Förderung. Und wenn sich die Förderung schon nicht mehr rentiert, dann rentiert sich eine Grube ohne Förderung erst recht nicht“, erklärt Ostermann. Von Grubengebäuden, die instand gehalten werden mussten, über Sicherheitstechnik, Bewetterung bis hin zur Grubenwehr halten derzeit 700 Bergleute alle Funktionen aufrecht. In Zukunft soll keiner mehr unter Tage gehen. Stattdessen werden die Pumpen von der Oberfläche aus gesteuert und gewartet.

Alte Schächte werden verschlossen

Nach und nach, bis zum Jahr 2021, werden die alten Schächte verfüllt. Dazu wird unten im Schacht eine Plattform aus Stahl eingebaut, die ihn von den Stollen trennt und verhindert, dass Flüssigkeit oder Gase durchdringen können. Dann werden senkrechte Hüllrohre eingezogen, in denen die Pumpen arbeiten und das Wasser nach oben drücken. Damit der Schacht verschlossen ist, wird der Schacht drum herum mit Beton verfüllt. Für Wartung oder Reparaturen werden die Pumpen in den Rohren nach oben gezogen.

Wie die Pumpen arbeiten, kontrollieren die Mitarbeiter der Leitwarte von Pluto aus. „Hier schlägt das digitale Herz der RAG“, so Roßbach. Auf einer Reihe großer Monitore ziehen Zahlenkolonnen durch das Bild, rote und grüne Balken. Hier überwachen die Mitarbeiter unter anderem die Menge des Wassers, das die Pumpen fördern, die Drehzahl, das Tempo, in dem das Wasser fließt. Sobald ein Wert nicht mehr in Ordnung ist, informieren die sogenannten Leitwartenfahrer ihre Kollegen, die das Problem beheben. Um die komplexe Technik auch in Zukunft zu überwachen, wird derzeit auf Pluto eine neue Leitwarte gebaut. Eine verbesserte Software soll alle Daten übersichtlich darstellen. Wie genau, können die Leitwartenfahrer mit entscheiden.

Aufgaben für die Ewigkeit

Außer dem ewigen Pumpen des Grubenwassers gibt es noch zwei weitere Ewigkeitsaufgaben: Das Poldern und die Reinigung von Grundwasser. Wer im Norden von Herne an der Emscher steht, wird sehen, dass das Land hinter dem Deich tiefer liegt als die Oberfläche der Emscher. Hier ist der Boden durch den Bergbau abgesackt. Damit das Ruhrgebiet nicht zu einer großen Seenlandschaft wird, müssen Polderpumpen permanent durchsickerndes Wasser zurück in die Emscher leiten.

Die dritte Aufgabe für die Ewigkeit betrifft ehemalige Industriestandorte, zum Beispiel von Kokereien. An einigen Stellen ist der Boden so stark mit Schadstoffen belastet, dass das Grundwasser dort gereinigt werden muss, damit es die Gifte nicht verteilt. Auch für diese Aufgabe ist kein Ende abzusehen.

Nina-Maria Haupt