Projekt arbeitet mit Kindern in der Emscherstraße

20. November 2020 | Ausgabe 2020/3

„Die Arche“ schenkt Kindern Liebe und Wertschätzung

Unbeschwertes Lachen, Freunde treffen, warme Mahlzeiten und Hausaufgabenhilfe – das alles wartet nach der Schule auf Herner Kinder in der „Arche“ an der Emscherstraße. „Die Arche“ ist eine offene Kinder- und Jugendeinrichtung für alle Mädchen und Jungen, die in einfachen Verhältnissen leben und sich über die zusätzliche Zuwendung freuen. Die wachsende Einrichtung begleitet Kinder und Jugendliche bis zum Start in das Berufsleben.

Kinderlachen erfüllt die Arche
Schwungvoll öffnet Ines Lork die Haustür mit den bunten Buchstaben. Lautes Stimmengewirr und Lachen schallen aus der liebevoll eingerichteten Vierzimmer-Wohnung. Die Leiterin der komplett spendenbasierten Arche in Herne erzählt: „Die Kinder brauchen Liebe und Wertschätzung. Die bekommen sie zuhause nicht so oft, weil es viele Geschwister gibt und der Einzelne häufig zu kurz kommt.“ Im Eingangsbereich steht: „Schön, dass du da bist“. Seit 13 Uhr hat die Arche geöffnet. Im Kids-Café gibt es ein kleines Mittagessen aus Frischkäsebroten mit Gurken und Möhren, das vier Kinder genüsslich zu sich nehmen.

„Die Kinder brauchen Liebe und Wertschätzung.“

„Es ist schön hier zu sein und den Kindern etwas Freude zu bereiten.“

Gemeinsam Zeit verbringen
„Es ist schön hier zu sein und den Kindern etwas Freude zu bereiten“, so Ines Lork. Zusammen mit ihrer Kollegin Darja Hemmes, einer Lernpatin und bis zu 15 Ehrenamtlichen verschafft sie täglich 20 bis 40 Mädchen und Jungen eine sorgenfreie Auszeit. Das kostenlose Angebot gilt für alle Kinder von der 1. bis zur 7. Klasse. Nach den Sommerferien 2021 können auch Jungen und Mädchen aus der 8. Klasse in die Kinder- und Jugendeinrichtung kommen. „Die Arche bietet den Kleinen folgende drei Bausteine: Hausaufgabenhilfe, Spiel- und Freizeitangebote sowie gemeinsame Mahlzeiten“, erzählt die 35-Jährige weiter. Dazu gibt es noch ein Ferienprogramm, Eltern-Café, Partys, Ausflüge und vieles mehr. Aber das war vor Corona. Durch die aktuellen Einschränkungen dürfen nicht mehr so viele Menschen in der Arche anwesend sein.

Die eigenen Stärken entdecken
Nach dem Mittagessen legt sich eine konzentrierte Stille über die 97 Quadratmeter große Wohnung. Lili, Ejad, Fuad und Abbas machen ihre Hausaufgaben. Das Sonnenlicht fällt bunt durch die Fenster mit aufgemalter Blumenwiese. Eine Kinderstimme durchbricht die Ruhe: „Ich habe eine Frage!“ „Psst. Immer erst die Hand heben, Ejad“, antwortet Ines Lork und holt dem Neunjährigen einen kleinen Globus zur Hilfe. „Mein Wunsch ist, dass jedes Kind erfährt: ,Ich kann etwas gut und ich kann daraus etwas machen‘“, sagt die 35-Jährige weiter. Bis maximal 15 Uhr rechnen die Kleinen ihre Matheaufgaben, schreiben Gedichte und malen Bilder. Lili hat zum fünften Mal erfolgreich ihre Hausaufgaben gemacht. „Ich durfte mir etwas aus der Hausaufgabenkiste nehmen“, sagt die Neunjährige und präsentiert stolz das glitzernde Spielzeug.

Abbas tobt gerne draußen.

Wenn das Wetter mitspielt, verbringen die Kinder viel Zeit draußen.

Ines Lork leitet die Einrichtung.

Hausaufgabenbetreuung in der Arche in der Emscherstraße.

Sorgenfreier Freizeitspaß
Danach geht es zum Spielen an die frische Luft. Statt nach einem Wochenplan für kreative oder sportliche Aktivitäten wird in Corona-Zeiten spontan gespielt. Im Innenhof schnappen sich die Kinder City-Roller, Inliner und Fußbälle, andere stürmen auf das Klettergerüst zu. Wenn das Wetter nicht mitspielt, geht es ab ins Spielzimmer – ein Paradies mit Kaufmannsladen, Küche und viel Spielzeug. „Das Zimmer ist sehr beliebt, weil die Kinder zuhause oft kein Spielzeug haben. Sie lieben es zum Beispiel, Restaurant zu spielen“, so die Leiterin der Arche.

Bis zum nächsten Mal
Die Mädchen und Jungen sind begeistert vom Team. „Ich mag die Arche, weil es hier schön ist“, sagt Lili. „Ich komme immer wieder gerne zum Lernen und für die Hausaufgaben, weil die schwer sind“, erklärt Ejad fröhlich und Samira ergänzt: „Ich komme, weil es hier Spaß macht.“ Nachdem das Spielzeug vom Hof wieder weggeräumt ist und es draußen langsam anfängt zu dämmern, gibt es Abendessen. Heute stehen Spaghetti mit Tomatensoße auf der Speisekarte. Um spätestens 17 Uhr verabschieden sich die Kinder. „Bis zum nächsten Mal“, schallt es noch einmal durch die Räume der Arche. „Die strahlenden Kinderaugen sind alle Mühen und die Arbeit wert“, sagt Ines Lork und schließt hinter den Kleinen sanft die Haustür.

Text: Gina Günther     Fotos: Frank Dieper