Retrospektive erinnert an Wolfgang Quickels
Er war als Fotograf dabei, als die Kokerei Emscher-Lippe in Datteln stillgelegt wurde, als große Teile der Flottmann-Hallen in Herne abgerissen wurden und als in Herten die Kumpel ihren Arbeitskampf verloren. Jetzt zeigt die VHS gemeinsam mit dem Heimatmuseum Unser Fritz vom 16. November bis 19. Januar in einer Retrospektive das Schaffenswerk von Wolfgang Quickels.
Und das Schaffenswerk ist enorm, wie die Doppelausstellung eindrucksvoll beweist: Denn mehr als vier Jahrzehnte hielt Wolfgang Quickels, der 2014 im Alter von 62 Jahren viel zu früh verstarb, das Leben der Menschen in der Region mit der Kamera fest. „Er hat als Zeitzeuge die Veränderung des Ruhrgebiets von der Industrielandschaft zur Industriekultur miterlebt. Wolfgang Quickels wusste, was die Region für die Menschen bedeutet", erklärte Ralf Piorr, der im Heimatmuseum insbesondere die Schwarz-Weiß-Prints aus den 80er und 90er Jahren präsentiert.
Zu sehen sind hier unter anderem die Werke der Serie „Zuerst stirbt die Zeche, dann die Stadt", die den langen Kampf der Kumpel um den Erhalt der Zeche Ewald in Herten dokumentieren. Doch der leidenschaftliche Fotograf dokumentierte nicht nur das Zeitgeschehen – hauptsächlich für die WAZ in Herten und Herne, später auch als Mitbegründer des Internetportals „halloherne" - Quickels war auch künstlerisch tätig. Das unterstreicht auch Angelika Mertmann, die eine riesige Auswahl sichten musste, bevor 92 Fotos den Weg in die VHS-Galerie fanden. „Er hatte einfach einen fotografischen Blick", schwärmte die VHS-Programmbereichsleiterin von Strukturen, Licht, Linien und Farben. Gleich am Eingang greifen acht Fotografien die Themen der Ausstellung auf. Eine noch nie gezeigte Serie, die auf verschiedenen Friedhöfen in Berlin entstanden ist, verdeutlicht Quickels Blick fürs Detail.
Allein aus dieser Serie standen Angelika Mertmann 240 Motive zur Auswahl. 37 davon sind nun bis zum 19. Januar im Haus am Grünen Ring zu sehen. Aber auch Motive aus der Arbeitswelt, von Events oder von Industrielandschaften werden die Besucherinnen und Besucher in ihren Bann ziehen. So zeigt zum Beispiel eine Serie die Halde Hoheward noch während der Aufschüttungsphase nach einem leichten Schneefall. Angelika Mertmann: „Ein besonderes Thema war ihm das Licht: Nachtveranstaltungen mit Lichtinszenierungen, Lichtinstallationen an Architektur, aber auch das natürliche Sonnenlicht in der Natur reizte ihn zu seinen Serien." Angelika Mertmann und Ralf Piorr hatten übrigens unabhängig von einander die Idee, das Schaffenswerk von Wolfgang Quickels durch eine Retrospektive zu würdigen. Unterstützt wurden sie bei der Doppelausstellung von Ehefrau Carola Quickels sowie Wolfgang Berke und Jakob Terlau.
Die Ausstellung wird am Freitag, 15. November 2019, um 18 Uhr in der VHS-Galerie im Haus am Grünen Ring, Wilhelmstraße 37, durch Gregor Spohr eröffnet. Spohr und Quickels veröffentlichen gemeinsam mehrere Bildbände. Um 19.15 Uhr erfolgt die Eröffnung im Heimatmuseum Unser Fritz, Unser-Fritz-Straße 108 durch Dr. Oliver Doetzer-Berweger. Bei der Eröffnung wird zwischen beiden städtischen Häusern ein Bus eingesetzt.