Mittelaltermarkt auf Schloss Strünkede

Ritter auf Pferden und Rädern

10. September 2018 | Freizeit Kultur

  • Buchdeckel nach mittelalterlichem Vorbild... ©Nina-Maria Haupt, Stadt Herne

Buntes Handwerk

Über einem Feuer hängt ein Kessel, in dem lange helle Fäden in einer roten Flüssigkeit schwimmen. Was viele Besucher an Spaghetti in Tomatensauce erinnert, sind in Wirklichkeit Wollfäden, die in Krapprot gefärbt werden. „Krappwurzel oder auch Färberkrapp oder Färberröte wird seit 2000 Jahren benutzt“, erklärt die Färberin. Wenn sie Garn gelb färbt, kommt meist etwas pflanzliches Grünes in den Topf, zum Beispiel Birkenblätter, für blau muss Idigo her. „Ich brauche zum Färben nur die drei Grundfarben und kann damit alles mischen“, erklärt sie. „Die Wolle wird heller, wenn ich sie kürzer färbe oder wenn ich mehrere Farbzüge in der gleichen Farbe mache, also sie mehrmals hintereinander benutze. Wenn ich Farben mischen will, kann ich mehrmals überfärben. Wenn ich gelbe Wolle zum Beispiel noch einmal mit Eisensulfit färbe, wird sie grün.“

Viele Leute aus dem angrenzenden Ritter- und Wikingerlager kämen, um authentische Farben und Stoffe für ihre Darstellung zu bekommen. Andere Kunden würden gerne mehrfarbige Wolle kaufen – die ist zwar nicht ganz mittelalterlich, aber sehr gefragt.

Maler entwickelt Motive, die in die Zeit passen

Bunt geht es auch beim Maler zu: „Ich nehme historische Vorlagen als Grundlage, sodass man sagen könnte: Wenn ich im Mittelalter gelebt hätte, hätte ich so gemalt“, erklärt Auri von Pigment, der auch unter dem Namen Maler Hörni über den Markt zieht. Viele Ideen bekommt er aus der Bibel oder aus Fundstücken aus dem Mittelalter. Daraus entwickelt er eigene Motive, die er auf Papier, auf Holzkisten oder sogar Schuhe malt. Dass Malerei im Mittelalter eine besonders große Bedeutung hatte, erklärt Auri von Pigment: „Die Leute konnten nicht lesen, aber sie konnten Bilder lesen. Viele Bilder aus der damaligen Zeit haben eine göttliche Ebene, eine irdische und eine höllische. Damit kann ich ganz viele Geschichten miteinander verweben. Für den Inhalt eines Bildes würde ich viele Fotos brauchen.“

An einem anderen Stand steht eine Hobelbank, wo der Schreiner das Holzstück mit einem Hebel und der Kraft seiner Füße fixiert, bevor er die Klinge über den Holzscheit zieht. Ein Schmied zeigt, wie er aus einer Eisenstange mit einigen Hammerschlägen Haken formt.

  • Ritter traten im Park von Schloss Strünkede gegeneinander an... ©Nina-Maria Haupt, Stadt Herne

Meerjungfrauen und Biker-Ritter

Vor der Badestube sitzt Meerjungfrau Finja, die im Alltag Bianca heißt. Sie hat sich vor Kurzem Flossen aus Silikon bestellt und führt sie nun auf dem Mittelaltermarkt spazieren. Natürlich hat es sie zum Wasser hingezogen, wo sie zwischen den Bottichen sitzt und den einen oder anderen verdutzten Blick erntet.

Blicke zieht auch Ritter Kevin auf sich, der auf seinem Motorrad – nein, Pferd, wie er betont – Schantalle durch die Gegend rollt. Das seltsame Gefährt hat er selbst gebaut, nach eigenen Plänen. Aus Nadelholz, einem Sattel, Fell und Metallreifen hat er sich Schantalle zusammen geschraubt, genauso wie ihre kleinere Schwester Rosinante.

Ritterturnier und Feuershow

Natürlich gibt es auch echte Ritter, die auf Turnieren mit Lanzen gegeneinander antreten oder mit ihren Pferden über brennende Strohhaufen springen. Musikgruppen spielen, Gaukler Lupus jongliert und Feuerkünstler tanzen, jonglieren und reiten mit Fackeln. Für Kinder gibt es ein handbetriebenes Mini-Riesenrad und ein Wikinger-Karussell. Neu in diesem Jahr ist auch die Blide, eine mittelalterliche Wurfschleuder, mit der Holzgeschosse in die Gräfte katapultiert werden. Mit diesem bunten Treiben endet der Strünkeder Sommer für dieses Jahr.

Nina-Maria Haupt