Ruhrpottliebe, die auf der Zunge zergeht

15. Februar 2021 | Ausgabe 2021/1

Bei „Pralinen meiner Stadt“ gibt es Schokomotive aus Herne

In der Konfiserie „Pralinen meiner Stadt“ schlagen die Herzen von Naschkatzen höher. Angela Sulkowski hat sich 2009 mit ihren schokoladigen Ruhrgebietsartikeln selbstständig gemacht. Der Weg zur eigenen Marke war für die Gründerin nicht leicht und  besonders der Anfang war anstrengend.

Schokoladenträume werden wahr
Leise quietscht die Angel der Eingangstür. Ein paar Schritte in den gemütlichen Laden und es riecht sofort nach Schokolade. Lässt man den Blick schweifen, sind überall süße Leckereien zu sehen. Unter rosa Pompons steht eine Etagere mit kleinen Cupcakes. Neben einem gemütlichen Sofa thront eine schwarz-weiße Hochzeitstorte, verziert mit einem Förderturm und mehreren Kohlewagen. Hinter einer Glastheke liegen runde und eckige Pralinen. Auf kleinen Schildchen davor stehen Geschmacksrichtungen wie Karamell, Chili, Apfelkuchen oder schwarzer Tee. In einem Holzregal liegen Schokoladentafeln in der Form des Ruhrgebiets und Pralinen, bedruckt mit Sehenswürdigkeiten aus der Region. Inhaberin Angela Sulkowski kommt aus einem angrenzenden Raum und tritt hinter die Theke. Sie trägt eine schwarze Schürze mit kleinen Schokoladenflecken: „Herzlich willkommen bei ‚Pralinen meiner Stadt‘. Wie kann ich Ihnen helfen?“

Angela Sulkowski füllt die geschmolzene Schokolade in die Form.

Diese Schokopellets werden bald schmelzen.

Das Ladenlokal von „Pralinen meiner Stadt“.

„Das Besondere ist, dass wir alles selber machen – wie bei Oma früher.“

Wie alles begann
Angela Sulkowski hat sich 2009 mit „Pralinen meiner Stadt“ selbstständig gemacht. Bei ihrem vorherigen Arbeitgeber hatte sie daran mitgearbeitet, die Ruhrgebietsleckereien aus Schokolade zu entwickeln. Als dieser Insolvenz anmelden musste, ergriff die Gelsenkirchenerin ihre Chance. Vier Wochen hatte sie Zeit, um die Patente zu kaufen, einen Businessplan zu entwerfen und eine passende Räumlichkeit zu finden. In Herne wurde sie fündig. Wegen der guten Anbindung in alle Richtungen und der zentralen Lage eröffnete sie ihren Laden in Wanne. „Das war viel Arbeit und der Anfang war nicht einfach, aber ich bin in die Selbstständigkeit reingewachsen und sie gibt mir sehr viel“, erzählt die 39-Jährige. Gemeinsam mit Konditormeisterin Vera Mertschenk produziert sie Pralinen, Schokoladentafeln, Torten und Cupcakes für Kundinnen und Kunden im ganzen Ruhrgebiet.

So entstehen die Pralinen
Eine Treppe führt hinab in die Küche, wo die Schokokreationen in Handarbeit entstehen. „Das Besondere ist, dass wir alles selber machen – wie bei Oma früher“, erzählt Angela Sulkowski. Die flüssige Vollmilchschokolade tropft langsam vom Schöpflöffel herab. Erneut rührt sie die Masse in der Metallschale kräftig um. Nach und nach schüttet sie weitere Schokopellets hinein. „Die Schokolade wird erst auf 40 Grad erhitzt, um flüssig zu werden. Dann wird die Masse mit neuen Pellets runtertemperiert und auf 30 Grad abgekühlt“, erzählt die gelernte Konditorin über den ersten Schritt zur Pralinenherstellung. Das kann schon mal bis zu 30 Minuten dauern. Die abgekühlte Masse wird anschließend in die schokoladigen Hohlkörper gefüllt. Noch ein Deckel aus weißer Schokolade, bedruckt mit einem Cranger-Kirmes-Motiv, fertig ist die Praline und kann vernascht werden.

Angela Sulkowski und Vera Mertschenk lassen Schokoladenträume wahr werden.

Die süße Ruhrgebietsschokolade.

In der Corona-Pandemie
Die Corona-Pandemie trifft die Konfiserie hart. „Ich kann nichts mehr planen. Normalerweise lebe ich von Veranstaltungen wie Messen oder den großen Tortenbestellungen von Brautpaaren“, erzählt Angela Sulkowski und sagt weiter: „Doch die fallen alle weg. Dabei kommt mein Umsatz bis zu 95 Prozent von Veranstaltungen. Jetzt muss ich schauen, wie ich über die Runden komme.“ Die Soforthilfe von 9.000 Euro kam problemlos an, aber trotzdem musste die Inhaberin ihre Konditormeisterin in Kurzarbeit schicken. Wie es weitergehen soll, weiß sie nicht, aber sie werde weiterhin für das Bestehen ihrer Konfiserie kämpfen.

„Einmal die Städte-Edition mit Herner Pralinen bitte“, sagt der Kunde. Angela Sulkowski holt die Süßigkeit aus dem Regal und legt sie auf den Tresen „Hier, bitteschön.“ Der Kunde bezahlt, die Kasse klingelt und eine Naschkatze geht zufrieden nach Hause.

Text: Gina Günther     Fotos: Frank Dieper