Schlangen einen Nistplatz bieten

29. Juli 2020 | Ausgabe 2021/3
Foto: Andreas Eichler, CC BY-SA 4.0, Wikimedia

Im Resser Wäldchen legen Ringelnattern ihre Eier ab

Zwischen Rhein-Herne-Kanal und Emscher liegt das Resser Wäldchen. Seit mittlerweile acht Jahren kümmert sich die BUND-Kreisgruppe Herne darum, dass Ringelnattern hier einen Platz zur Eiablage finden. Mit Ingrid Reckmeier und Sabine Bungart, die sich beide schon lange für die Natur engagieren, hat inherne das Resser Wäldchen besucht.

Vor drei Jahren
Nicht weit vom Gut Steinhausen entfernt, etwas abseits am Rande eines Weges findet sich ein großer Haufen aus altem Holz, Grün- und Heckenschnitt. In dem Landschaftsschutzgebiet fällt diese so genannte Ringelnatter-Miete gar nicht auf. Anfang Mai hat der BUND hier diesen Nistplatz erneuert – zum achten Mal. Aber die Schlangen haben den Platz nicht gleich angenommen, wie Ingrid Reckmeier berichtet: „Wenn man so etwas macht, braucht man Geduld. Man liest immer wieder, dass sie ein paar Jahre brauchen bis sie so ein künstliches Angebot annehmen.“ Genau so war es auch im Resser Wäldchen: „Die ersten Eierschalen haben wir vor drei Jahren gefunden. Wir waren so aufgeregt und haben uns tierisch gefreut.“
Seitdem finden sie jedes Jahr Eierschalen. Im Mai 2021 wurden 257 leere Eierschalen gefunden, als die Miete erneuert wurde. „Es müssen sieben oder acht Schlangen gewesen sein, die hier ihre Eier abgelegt haben“, so Sabine Bungart.

Künstliche Wärme
Die Schlangen finden den Haufen aus Kompost und altem Holz besonders attraktiv. Sie benötigen warme Plätze, damit der Nachwuchs schlüpfen kann. Die Weibchen kommen einige Zeit nach der Befruchtung, spüren mit ihrer Zunge warme Orte auf, legen dort ihre Eier ab und verschwinden wieder. „Ihr Job ist dann erledigt. Es würde keinen Sinn machen, wenn sich die wechselwarmen Tiere auf die Eier legen würden. Sie geben keine Wärme ab“, erklärt Bungart. Für die Wärme sorgt der Kompostierungsprozess in der Miete. Im Sommer oder Spätsommer schlüpfen die Tiere dann. Im nächsten Frühjahr muss die Miete neu gemacht werden, denn wenn der Kompostierungsprozess abgeschlossen ist, wird keine Wärme mehr erzeugt.

„Die ersten Eierschalen haben wir vor drei Jahren gefunden. Wir waren so aufgeregt und haben uns tierisch gefreut“, berichtet Ingrid Reckmeier.

Sabine Bungart und Ingrid Reckmeier im Resser Wäldchen.

Woher kommen die Tiere?
In den 90er Jahren wurden dem BUND Herne gefundene Eier gebracht. Mit Brutkästen habe man es geschafft, die Schlangen auszubrüten, sodass die Jungtiere später im Resser Wäldchen ausgesetzt werden konnten. „Ob das die Nachfahren sind, wissen wir nicht, aber es wäre schön. Es gibt aber auch eine große Ringelnatterpopulation im Emscherbruch. Eventuell sind auch Ringelnattern von dort hierhergekommen“, erklärt Ingrid Reckmeier, die beim BUND auch die Kindergruppe leitet.
Selbst Ringelnattern gesehen haben die beiden Frauen noch nicht in Herne, aber Spaziergänger haben ihnen davon berichtet. „Die Tiere sind absolut harmlos. Niemand muss vor ihnen Angst haben“, betont Ingrid Reckmeier und Sabine Bungart ergänzt: „Wenn man sie sieht, macht man am besten gar nichts. Meist verkriechen sie sich, wenn Menschen kommen.“ Die Schlangen werden etwa 80 bis 120 Zentimeter groß und sind gut an den Mondflecken am Kopf und ihren kreisrunden Pupillen erkennbar.

Gutes Ökosystem
Für den BUND ist das Vorkommen von Ringelnattern ein gutes Zeichen. „Wenn Ringelnattern hier sind, sind auch viele andere Arten da. Ihre Nahrungsgrundlage sind Fische, Amphibien, Schnecken und gelegentlich  Mäuse“, berichtet Ingrid Reckmeier, die sich sehr darüber freut. Denn: Je artenreicher ein Ökosystem ist, desto stabiler ist es. Ob in der jetzigen Ringelnatter-Miete bereits Eier gelegt wurden, wissen die Biologinnen nicht. Aber spätestens im Mai 2022 werden sie es erfahren. Dann wird der BUND vorsichtig nach den Eiern schauen und den Nistplatz für die Schlangen wieder herrichten. Wer Interesse hat, sich beim BUND in Herne zu engagieren, ist herzlich willkommen. Weitere Informationen unter: www.bund-herne.de.

„Wenn Ringelnattern hier sind, sind auch viele andere Arten da“, so Ingrid Reckmeier.

Text: Anja Gladisch     Titelfoto: Photo: Andreas Eichler, CC BY-SA 4.0, Wikimedia, Fotos: Frank Dieper