Schutz für Shoah-Denkmal auf einem guten Weg
Die Entwicklung der Schutzvorrichtung für das Shoah-Denkmal auf dem Willi-Pohlmann-Platz ist auf einem guten Weg, dauert aber länger als anfangs vermutet. Der Grund: Nach mehrfachen Überarbeitungen wird ein spezieller Prototyp der Konstruktion erstellt. Vertreter des städtischen Gebäudemanagement und der beteiligten Firmen sowie der Künstler Winfried Venne trafen sich jetzt in Waltrop zum Probelauf für die von der Firma Middeldorf und Söhne entwickelte Öffnungsmechanik.
Bekanntlich soll das mehrfach geschändete Shoah-Denkmal durch ein Portalsystem geschützt werden, das sich auf Schienen nach zwei Seiten hin öffnet und schließt. Das Konstruktionsbüro stellte nun den ersten von vier Teilen der Öffnungsmechanik vor. „Die Konstruktion soll einfach zu bedienen sein, gleichzeitig massiven Angriffen standhalten und wenig störanfällig sein", sagte der Architekt Dirk Godau. Außerdem soll das Kunstwerk seine Strahlkraft behalten. Dabei sind die Entwickler auf eine blendende Idee gekommen: Sie setzen eine Spindel in Form eines Schnecken-Getriebes ein, das verhindert, dass die Tore sich zu schnell schließen und dadurch beschädigt werden.
„Eine komplexe Geschichte"
Bevor die jetzt endgültige Variante abgesegnet wurde, waren unterschiedliche technische Lösungen ausprobiert worden. Einbezogen in die Planung, Konstruktion und Fertigung der Schutzvorrichtung waren auch die Schöpfer des Shoah-Denkmals, Winfried Venne und Gabriele Graffunder. Vor Ort in Waltrop betonte Venne: „Der Entwicklungsprozess ist eine komplexe Geschichte, deshalb zieht er sich so lange hin. Im Grunde genommen handelt es sich um eine Produktentwicklung. Wir haben aber Lösungen gefunden, die man nicht so einfach aus der Schublade zieht." Es sei keine industrielle Fertigung, die Teile würden handgefertigt.
Wie ein Segel im Wind
Ebenfalls vor Ort war der Ingenieur Dieter Röber, der für die Standsicherheit zuständig ist. „Die Schutzvorrichtung ist wie ein Segel im Wind", erklärt Röber, „auf das große Kräfte wirken. Daher muss die Standsicherheit gewährleistet sein." Eine spezielle Befestigung ist notwendig, denn diese schwere, aus Stahl bestehende Vorrichtung steht im Grunde auf der Tiefgarage des Kulturzentrums. „Die Lasten werden großflächig auf dem Boden verteilt", so Röber.
„Alles ist im Fluss", bestätigt Ulrich Graeve vom städtischen Gebäudemanagement, „die Grundkonstruktion funktioniert." Das bedeutet: Die Konstruktionsfirma kann nach gleichem Muster die drei anderen Tor-Teile (zwei vor dem Denkmal, zwei hinten) herstellen. Wenn die vier Tore fertig sind, werden sie nach Süddeutschland transportiert, wo eine Firma die Platten aus Baubronze montiert. Gestaltet werden die Platten mit dem Herner Stadtplan, auf dem die „Nahtstellen" der jüdischen Verfolgung eingraviert sind. In der Branche herrschen extreme Lieferzeiten: Solche Platten werden nicht auf Vorrat produziert, deshalb hatte sich die Beschaffung in die Länge gezogen. Anschließend gelangt die fertige Schutzvorrichtung – Grundkonstruktion und daran befestigte Platten – wieder nach Waltrop, wo dann das Finish erfolgt.
Umbau im Mai
Voraussichtlich von Mai bis Mitte Juni 2019 wird die Konstruktion dann am Willi-Pohlmann-Platz installiert. Für die Montage auf dem Willi-Pohlmann-Platz sind bestimmte Witterungsbedingungen erforderlich: Wegen der Segelwirkung der Platten muss Windstille herrschen, außerdem sind Temperaturen von mehr als fünf Grad notwendig. „Sie ahnen nicht, wieviel Gehirnschmalz dahinter steckt", sagt Ulrich Graeve vom Gebäudemanagement. Gut 30 Personen sind mit dem Werk befasst. Jetzt ist Graeve vom Ergebnis „beeindruckt und zufrieden". Die Kosten stehen wie gehabt bei 235.000 Euro.
„Wir haben mit großem ideellen Aufwand an den Verbesserungen gearbeitet", resümiert Christian Lammers, der Geschäftsführer der Firma Middeldorf. „Dabei wurde von allen Beteiligten viel Interesse und Engagement entgegen gebracht. Ich bin stolz, am Vorhaben mitgewirkt zu haben."
Horst Martens