So klingt Herne

18. November 2021 | Ausgabe 2021/4

Die Musikszene in der Stadt ist vielfältig

Egal, ob Jazz, Blues, Rock, Klassik, Heavy Metal, Schlager, Rap, Techno oder Punk: In Herne gibt es Musik aus quasi jedem Genre. Engagierte Musikerinnen und Musiker sind in unserer Stadt zuhause. Einige von ihnen sind weit über die Stadtgrenzen bekannt, andere stehen noch am Anfang ihrer Karriere, manche leben einfach ein leidenschaftliches Hobby.

Musik aus dem Wohnzimmer
Drei, die sich gut auskennen und selbst Bassgitarre spielen, sind Kai Tiemann, Ernst-Josef Kammann und Andreas Woisch vom Musikertreff Stennert e.V. Dort proben 15 Bands. Bei Veranstaltungen wie beim Spektakulum, das 2022 zum 35. Mal stattfindet, treten immer wieder eine Vielzahl von Musikerinnen und Musikern auf. Sie wissen, wie vielfältig die Herner Musikszene ist: „Da ist mehr, als wir uns vorstellen können. Viele Musikerinnen und Musiker kommen nicht in die Öffentlichkeit. Sie spielen im stillen Kämmerlein“, erklärt Kammann. Denn viele bräuchten aufgrund der Digitalisierung keine Band mehr. Geprobt und aufgezeichnet werden könne auch im heimischen Wohnzimmer. Andere hingegen legen sich nicht mehr auf eine Band fest, wie Andreas Woisch erklärt: „Ich habe den Eindruck, es hat sich in den letzten 20 Jahren etwas gewandelt. Da war man in einer Band und nirgendwo anders. Ich glaube, viele sehen das heute eher projektbezogen und sind da offen.“ Der Musikertreff Stennert kommt traditionell aus der Rockszene, aber öffnet sich für andere Genres. So war in diesem Jahr auch ein Rapper beim Spektakulum zu Gast. In Zukunft wollen sie noch mehr kooperieren – mit anderen Kreativen und auch mit anderen Musikinitiativen.

„Viele Musikerinnen und Musiker kommen nicht in die Öffentlichkeit. Sie spielen im stillen Kämmerlein“, erklärt Ernst-Josef Kammann.

„Diejenigen, die sich am ehesten gehalten haben und während der Pandemie spielen konnten, waren überwiegend Solokünstler“, erklärt Kai Nordemann vom KAZ.

Wenig lokaler Nachwuchs
Dazu gehört beispielsweise das KAZ – Kulturell-Alternatives Zentrum Herne e.V. –, das jedes Jahr ein Open-Air veranstaltet. Während der Pandemie habe sich in der Musikszene weniger getan, so Kai Nordemann vom KAZ: „Eher haben sich sogar einige Bands aufgelöst. Von den Schulen kommen relativ wenige oder besser kaum neue Bands nach“, sagt der Vorsitzende. „Diejenigen, die sich am ehesten gehalten haben und während der Pandemie spielen konnten, waren überwiegend Solokünstler.“ Probleme Bands zu buchen, kennt das KAZ trotzdem nicht: „Wir müssen aufgrund einer gewissen Bekanntheit eher Bands und Künstlerinnen und Künstler ablehnen.“ Schwierig sei es für das KAZ allerdings lokale Bands zu buchen, da es eher weniger Nachwuchs gebe.

„Bandfusion“ kommt gut an
Ein Verein, der sich seit 2010 für die Musikszene einsetzt, ist Rockbüro Herne e.V. im Stadtteilzentrum Pluto. Die Arbeit des Vereins hat sich mit der Zeit verändert, so Angelina Ouchani: „Vor zehn Jahren waren ein Großteil unserer aktiven Vereinsmitglieder selbst Musiker. Man hatte durchweg Kontakt zur Herner Musikszene und wusste, wo wieder eine neue Band entstand. Das sieht heute etwas anders aus. Entweder bekommen wir nur selten mit, wenn neue Bands entstehen, oder es gibt diesen Nachwuchs einfach deutlich weniger.“ Seit mehreren Jahren veranstaltet das Rockbüro die „Bandfusion“: „Wir schreiben eine Bewerbungsfrist aus, lassen die Bands sich bewerben und machen daraus eine bunte Show. Zehn Bands in vier Stunden. Hört sich anstrengend an, ist es auch. Es ist laut, es ist schnell und es ist auch manchmal ziemlich hektisch. Aber davon lebt die Bandfusion und begeistert seit sehr vielen Jahren das Publikum.“

Verschiedene Schwerpunkte
Der Leiter der städtischen Musikschule, Christian Ribbe, hat ein klares Bild der hiesigen Musikszene: „Ich finde die Szene recht vielfältig mit verschiedensten Hotspots, wie Rockbüro und Stennert für die Rockmusik, die Musikschule und die Jugendkunstschule genreübergreifend mit einem deutlichen Schwerpunkt auf Jazz und klassischer Musik. Ein überproportional vertretenes Genre sehe ich nicht.“

Rock im Bunker
Seit Ender der 70er Jahre ist die Initiative Musik und Kunst Wanne-Eickel e.V. – Verein zur Förderung der Kreativität – aktiv. 1982 übernahm die Initiative die Vermietung von Proberäumen im Bunker in Röhlinghausen. Seit den 90er Jahren ist Norbert Sollbach Vorsitzender des Vereins: „Ich kenne viele Musiker. Daher weiß ich, dass die Herner Musikszene sehr aktiv ist. Was in den Schulen alles abgeht, weiß ich allerdings nicht. Das darf man nicht unterschätzen, es gibt, glaube ich, viele engagierte Musiklehrer.“

Text: Anja Gladisch & Patrick Mammen     Foto: Frank Dieper