Aktionsbündnis „Setzt die Segel: Stoppt die Plastikflut“

So wird die Mehrwegpflicht umgesetzt

19. Juli 2023 | Gesellschaft
Foto: Gesucht werden 50 Tester*innen, die mit den Mehrweg-Sets einen Selbstversuch starten. ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

„Wir wollten konkret wissen, wie die Umsetzung der Mehrwegpflicht in Herne erfolgt“, erläuterte Daniel Wirbals, stellvertretender Fachbereichsleiter Umwelt und Stadtplanung, die Motivation für den Marktcheck. Denn Caterer, Lieferdienste, Imbissbetriebe und Restaurants müssen seit Anfang des Jahres Mehrwegbehälter als Alternative zu Plastik-Einwegbehältern für Essen und Getränke zum Mitnehmen und bei Anlieferung bereithalten. Die Betriebe dürfen die Mehrwegverpackung gegen Pfand ausgeben, das bei der Rückgabe zurückgezahlt wird.

Nur kleine Betriebe mit bis zu 80 Quadratmetern Ladenfläche und maximal fünf Mitarbeiter*innen sind von der Pflicht, selbst ein Angebot zu machen, ausgenommen. Sie müssen aber auf Wunsch Essen oder Getränke in mitgebrachte Behälter abfüllen. Zudem sind alle Betriebe verpflichtet, auf das Mehrwegangebot deutlich hinzuweisen.

Marktcheck in Herne

Insgesamt wurde der Marktcheck in 418 Gastronomiebetrieben in NRW durchgeführt, in Herne waren es 32. Neben der Art und Größe des Gastronomiebetriebes wurde erhoben, ob ein Hinweisschild zur Abfüllung in Mehrwegbehältern vorhanden und wie groß dieses ist. Fehlte ein Schild, wurde untersucht, ob die Gastronom*innen die Speisen in mitgebrachte Behälter abfüllen. Auch die Art des Mehrwegsystems und die Sichtbarkeit der Mehrweggefäße und Einwegverpackungen aus Kunststoff erfassten die Tester*innen.

 Ergebnisse

„Es ist von kurios bis perfekt alles dabei gewesen“, erläuterte Silke Gerstler von der Verbraucherzentrale Herne die Ergebnisse des Marktchecks. Dieser ergab unter anderem, dass zwölf der 32 untersuchten Gastronomiebetriebe ein eigenes Mehrwegsystem oder eigene Behälter haben. Nur drei hatten jedoch ein entsprechendes Hinweisschild. In neun Betrieben konnten keine eigenen Behälter zum Abfüllen mitgebracht werden. In zwei Betrieben wurde das Essen zunächst in Einwegbehälter gefüllt, welches die Kund*innen dann in eigene Mehrwegbehälter umfüllen sollten.

Nachkontrollen werden durchgeführt

Insgesamt hat die Untersuchung ergeben, dass das Mitbringen eigener Gefäße größtenteils ermöglicht wird. Viele Gastronomiebetriebe nehmen das Gesetz jedoch nicht ernst oder kennen es nicht. „Das ist ein Thema, an dem wir dranbleiben werden“, betonte Gerstler. „Wir werden für alle gewerbetreibenden Gastronomen, die von der Gesetzgebung betroffen sind, ein Informationsschreiben erstellen, in dem wir noch einmal darauf hinweisen, dass es sich nicht um eine freiwillige Auswahl handelt“, betonte Philipp Große-Venhaus, Fachbereich Umwelt und Stadtplanung. Gegebenenfalls würde durch den Fachbereich Umwelt und Stadtplanung von der Unteren Abfallwirtschaftsbehörde auch eine ordnungsbehördliche Nachkontrolle durchführt.

Die Meere sind belastet

Wie sehr die Meere unter der zunehmenden Belastung durch Müll leiden, erklärte Sascha Regmann vom Herner Verein Project Blue Sea und betonte, wieviel Müll insbesondere auf Einweggeschirr entfällt: „Es werden pro Stunde in Deutschland 520.000 Essenboxen verbraucht, das sind insgesamt 4,5 Milliarden pro Jahr.“

  • Barbara Nickel von Entsorgung Herne stellte die Mitmachaktion für die Herner Bürger*innen vor ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Tester*innen für Marktcheck gesucht

„Unser Aktionsbündnis hat ganz klar Kurs gesetzt, um die Plastikflut zu stoppen“, sagte Barbara Nickel von Entsorgung Herne, die eine besondere Mitmachaktion vorstellte. „Wir haben 25 Mehrweg-Menüschalen und 25 Mehrweg-Sets mit je einer Burger-Box und einem Suppentöpfchen angeschafft. Für einen Test in Herne suchen wir jetzt 50 Leute, die mitmachen wollen“, so Nickel weiter. Die Tester*innen sollen mindestens zweimal bei Herner Gastronomiebetrieben Essen kaufen und es dort in das Geschirr „zum Mitnehmen“ abfüllen lassen.

Bewerbung von 20. bis 25. Juli

Interessierte können sich vom 20. bis 25. Juli 2023 unter der E-Mail-Adresse barbara.nickel@entsorgung.herne.de bewerben. Die Bewerbung gilt jeweils für eine Person. Zu den benötigten Angaben gehören der Vor- und Zunamen, das Testgebiet (Herne oder Wanne-Eickel) sowie die Wahl des Sets. Benötigt wird außerdem, an welcher Stelle die Test-Utensilien ab dem 27. Juli 2023 abgeholt werden kann: im Servicecenter von Entsorgung Herne an der Südstraße 10 oder bei der Verbraucherzentrale, Freiligrathstraße 12.

Testphase vom 7. bis 21. August

Die Teilnehmenden sollten vom 7. bis 21. August 2023 mindestens zweimal einen Test durchführen und anschließend einen Fragebogen ausfüllen. Der Einsendeschluss ist der 22. August 2023. Die Tester*innen können das Mehrweggeschirr anschließend behalten.

Aktionsbündnis „Setzt die Segel: Stoppt die Plastikflut“

2016 haben sich der Herner Verein Project Blue Sea, die Verbraucherzentrale Herne, Entsorgung Herne und der städtische Fachbereich Umwelt und Stadtplanung zum Aktionsbündnis „Setzt die Segel: Stoppt die Plastikflut“ zusammen. Seitdem engagieren sich die Akteure gemeinsam für die Verringerung der Plastikflut beispielsweise durch Vermeidung von Plastiktüten und Mikroplastik in Kosmetikprodukten. Auf zahlreichen Veranstaltungen und in Workshops konnten sich Herner Bürger*innen seither mit dem Thema Plastikmüll auseinandersetzten.