"Fidele Horst" und die Situationskomödie "Wirst du mich auch morgen früh noch lieben?"

Premiere: Spannendes Auf und Ab mit drei Paaren

1. April 2016 | Gesellschaft Kultur

"Ruhe!" ruft Regisseur Olaf Weichert. Das Stimmengewirr erstirbt, aus dem Lautsprecher erschallt Katja Ebsteins "Theater". Das Stück "Wirst du mich auch morgen früh noch lieben?" kann beginnen.

Aufgeregte Erwartungshaltung

Probe des Theatervereins "Fidele Horst", einige Tage vor der Premiere im "Mondpalast". Die Schauspieler agieren schon in ihrer Bühnenkleidung. Die Kulissen im Proberaum des Vereinsheimes an der Königstraße sind jedoch noch provisorisch aufgebaut, noch gänzlich ohne Wandschmuck. Als der Schauspieler Sebastian Krug mit seltsamer Mimik mit der Kulissenwand kommuniziert, sagt Regisseur Weichert erklärend: "Da wird bei der richtigen Aufführung ein Spiegel hängen." Das komplette Team, von den Darstellern bis zur Souffleuse, vom Regisseur bis hin zur Catering-Frau sind in aufgeregter Erwartungshaltung. Die komplette Kulisse wird in ein paar Tagen für die Aufführungen in den Mondpalast transportiert.

Alle geben Vollgas

Jedes Jahr bringt der eingetragene Verein "Fidele Horst" eine Komödie auf die Bühne. Im Laufe der Monate biegt sich der Spannungsbogen bis zum Zerreissen, das Lampenfieber steigt: Und bei der Premiere und den folgenden Aufführungen wird der ganze Druck, der sich in der Zeit davor aufgebaut hat, in die Darbietung geleitet. Allerdings merkt der Gast auch bei dieser Probe kurz vor der Premiere nichts von Zurückhaltung: Alle geben Vollgas. Ab und zu wird ein Text vergessen oder das Timing verpasst, aber der Regisseur muss ja auch was zu tun haben.

  • Hinter den Kulissen stehend wirft Wiebke Krause-Cords einen Blick auf die Bühne. © Frank Dieper, Stadt Herne
Wichtig: das Timing

Das Timing, das richtige Zeitgefühl, ist vor allem für das aktuelle Stück Bedeutung: "Wirst du mich auch morgen früh noch lieben?" ist eine verzwickte Situationskomödie bester englischer Prägung. In einem Ferienhaus treffen drei Paare ungeplant und unverhofft aufeinander - das eine Paar will die Flitterwochen hier verbringen, die anderen beide haben sich unabhängig voneinander zu einem Seitensprung verabredet. In den ersten 30 Minuten gibt es ein ständiges Auf und Ab, kein Paar weiß vom anderen, nur durch unglaubliche Zufälle laufen sie sich nicht über den Weg. Multiple Lacher sind garantiert.

Was bedeutet der Name "Fidele Horst"? Das Theater wurde in der Gaststätte "Kraft" gegründet, die in der Gemarkung "op de Horst" an der Horststraße lag. Und fidel = fröhlich.

Von Bergleuten gegründet

"Fidele Horst" wurde 1919 von jungen Bergleuten gegründet, die sich auf die Fahnen geschrieben hatten, "volkstümlich" zu sein. Deshalb stehen immer Komödien auf dem Spielplan, vorzugsweise von englischen Autoren verfasst. Diesmal heißen sie Brian Clemens und Dennis Spooner. Clemens ist auch hierzulande kein unbeschriebenes Blatt, er schrieb die Pilotfolge "Mit Schirm, Charme und Melone" und produzierte die erfolgreiche Serie "Die Profis". "Als Darsteller würde ich auch gern mal ein ernstes Stück spielen", sagt Regisseur Weichert. Um dann kopfschüttelnd abzuwinken: "Das passt aber nicht zu 'Fidele Horst'."

Das "Fidele" ist Programm

Vor 13 Jahren schrieb inherne: "Der Zeitraum, in der das Publikum ständig zunahm, passt exakt in die Spielleiterzeit von Olaf Weichert". Auch in diesem Jahr drohen keine freien Plätze. In den Jahren danach hat sich das Volkstheater enorm verjüngt: Der "Star" Martha Schuster ist aus Altersgründen ausgeschieden. Heidi Kusiak hat in ihrer 50-jährigen Zugehörigkeit alle Rollen von der "Jugendlich-Naiven" bis zur "komischen Alten" verkörpert. Jetzt, bei der Probe, versorgt sie das Team mit Schnittchen. Vorsitzender des Theatervereins ist Tobias Weichert, 27 Jahre jung, und Sohn des Spielleiters. Fünf der sieben Schauspieler sind Ü-40. Aber alt und jung scheinen gut auszukommen. "Fidele Horst" ist nicht nur ein Name, sondern Programm: Eine lustige Schar motivierter Schauspieler, die alles gibt. Zumindest bis der Vorhang fällt.

Schauspieler gesucht! Der Theaterverein "Fidele Horst" ist ständig auf der Suche nach neuen Darstellern. Wer Lust hat, auf den Brettern zu stehen, die die Welt bedeuten, wählt: 02325 / 377 63 15.

DAS TEAM

Tina Menze (25) ist Beamtin bei der Stadt Essen. Zu Fidele Horst kam sie über familiäre Beziehungen. Sie bezeichnet es als "Zufall". Fürs Theater interessiert sie sich schon seit der Schulzeit. Bei ihrem Einstieg im Verein erhielt sie direkt eine Rolle. In dem Stück musste sie einen Vogel sezieren. "Das Theater ist meine Familie", so ihr Loblied auf den Verein. "Das Schönste für mich ist, wenn ich spielen darf und in neue Rollen schlüpfen kann." Sie spielt in diesem Jahr die Hauptrolle - so wie bereits im vorigen Jahr. Fällt durch ihr intensives Spiel auf. Sie wohnt in Bochum, arbeitet in Essen, spielt in Herne. "Ich bin halt ein typisches Kind des Ruhrgebiets", sagt sie.

Tobias Weichert (27) ist Student. Er tritt in die Fußspuren seines Vaters, ist im jungen Alter schon Vereinsvorsitzender. "Ich bin in das Theater reingeboren", sagt er von sich. "Schon als Zweijähriger bin ich durch die Kulissen geschwirrt. Meine Mama machte und macht die Maske und den Kartenverkauf - und ich war immer mit dabei." Mit 15 spielte er das erste Stück, seine erste Rolle war Hotelpage. Er macht ferner Grafik und Layout für die Theaterwerbung. "Wenn ich professionell schauspielern würde, würde ich die Freude daran verlieren", glaubt er.

Sebastian Krug (35) ist von Beruf Mediengestalter. Schon früh interessierte er sich fürs Theater. Als Kind spielte er in Krippenspielen mit, beteiligte sich dann an Theater-AGs. Was ihn am Theatermachen fasziniert: "Das Interagieren mit anderen Schauspielern, in andere Rollen schlüpfen. Das Bemühen, sich in die Atmosphäre hereinzufinden."

Claudia Terkowski (33) ist Schulsekretärin. Zur Bühne gekommen ist sie durch "einen doofen Zufall". Sie las einen Aufruf von "Fidele Horst": Wer will auf die Bühne? "Das war vor acht Jahren. Seitdem hänge ich hier", sagt sie lakonisch. Und sie fügt hinzu: "Früher spielte ich den männerfressenden Vamp, jetzt eher Frau Rottenmeier." Und alle lachen. "Das Theater ist für mich wie eine zweite Familie. Es war immer schon mein Traum, auf der Bühne zu stehen."

Wiebke Krause-Cords (30) ist von Beruf Erzieherin. Ein "Sandkastenfreund" hat sie eingeladen: Komm doch mal zu "Fidele Horst"! Sie ist der Einladung gefolgt und spielt jetzt zum ersten Mal mit. Die Premiere ist für sie auch eine persönliche Familie. "Das Theaterspielen macht mir große Freude und bietet soviel Ablenkung vom Alltag."

Olaf Weichert (58) ist Verwaltungsbeamter in Bochum. Vor 38 Jahren wurde er von einem Freund angesprochen. "Aber ich hatte schon immer eine Affinität zum Theater", gibt Weichert zu. "Es macht mir großen Spaß, die Menschen zum Lachen zu bringen. Wenn 500 Menschen einfach den Alltag vergessen, habe ich alles erreicht." Über die Regie sagt er: "Vieles ist Bauchgefühl. Und Bauch habe ich eine Menge." Die Darsteller erwarten von ihm ein Feedback: "Ich bin der Spiegel, durch den die Schauspieler sich sehen." Sein Ziel: "Das Agieren muss harmonisch und natürlich wirken."

Dietmar Kraschewski (56) ist Justizbeamter: Drei Semester nahm er an einem Theaterseminar der der VHS teil. Der Dozent hat dann eine Empfehlung weiter gegeben, so dass "Fidele Horst" sich bei ihm meldete. Das aktuelle ist sein 4. Stück. "Für mich ist es immer wieder spannend, andere Rollen zu spielen. Man kann sich ausprobieren. Wie ist der Mensch, wie kann ich ihn spielen?  Ich war mal Duckmäuser, mal Familienpatriarch und mal Mietbetrüger. Jetzt spiele ich den schüchternen Liebhaber."

Klaus-Dieter Twiehoff (64) ist Rentner und war gelernter Maler und Lackierer. Bei einem Konzern arbeitete er in einer Dreier-Schicht. "Und trotzdem habe ich es geschafft, hier mitzuspielen." Wie alles begann? Einem Freund hatte er mal mitgeteilt: "Ich möchte einen jugendlichen Liebhaber spielen." Und der Freund vermittelte ihn an den Theaterverein.  Seine erste Rolle war ein Briefträger. Er spielt gern den einfach gestrickten Ruhrgebietstypen. Was das Theater ihm bringt? "Ich als alter Sack mit den jungen Mädchen und Männern, das ist doch toll!"

Außerdem: Pia Bayer (Requisite), Jana Mrack (Produktionsassistentin), Heidemarie Kusiak (Catering, seit 50 Jahren dabei), Lisa Szczensny (Regieassistentin): "Ich bin das Regiebuch des Regisseurs", Anita Witzke (Frisur und Maske), Barbara Sommer (Requisite).

Wirst Du mich auch morgen früh noch lieben?

Regie: Olaf Weichert

Darsteller: Tobias Weichert, Tina Menze, Claudia Terkowski, Sebastian Krug (Debüt), Wiebke Krause-Cords (Debüt), Dietmar Kraschewski, Klaus-Dieter Twiehoff

Premiere ist am 1. April 2016 im Mondpalast.

Mondpalast Wanne-Eickel 1.04.2016 19:00 Uhr: Nur noch Restkarten

Mondpalast Wanne-Eickel 02.04.2016 19:00 Uhr Restkarten

Mondpalast Wanne-Eickel 03.04.2016 18:00 Uhr

Mondpalast Wanne-Eickel 06.04.2016 19:00 Uhr

Mondpalast Wanne-Eickel 08.04.2016 19:00 Uhr Aufführung mit Gebärdensprachdolmetschern!

Olaf Weichert: "Unser Beitrag zur Inklusion. An einem Abend spielen wir mit Gebärdendolmetscher. Das haben wir populär gemacht. Wir sehen uns als Vorreiter."

Mondpalast Wanne-Eickel 09.04.2016 19:00 Uhr: Nur noch Restkarten!

Mondpalast Wanne-Eickel 10.04.2016 18:00 Uhr: Nur noch Restkarten!

Telefonische Reservierung: 02325 / 377 63 15

Online-Reservierung: www.theater-fidele-horst.de