Jugendliche lernen Deutsch und arbeiten kreativ in der Summerschool

Sprache lernen – Spannung – Spaß

24. August 2018 | Gesellschaft Kultur

  • Morgens lernen die Jugendlichen in Sprachkursen... ©Nina-Maria Haupt, Stadt Herne

Fit für die Oberstufe werden

53 Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren verbringen die zweite Hälfte ihrer Sommerferien beim Talentcampus Summerschool. Die meisten von ihnen sind Zugewanderte, die ihre Deutschkenntnisse verbessern wollen. Aber auch deutsche Jugendliche oder Zugewanderte mit guten Sprachkenntnissen können teilnehmen und ihre Englischkenntnisse für die Oberstufe auffrischen. Vormittags sitzen sie entweder im Englisch-Kurs oder in einem der beiden Deutschkurse. Nachmittags probieren sie in verschiedenen Workshops ihre künstlerischen Fähigkeiten aus.

Nur beim Kochkurs wechseln sich die freiwilligen Teilnehmer ab. Mit einer Koch-Dozentin stehen jeden Tag andere Jugendliche in der Küche und bereiten Speisen aus verschiedenen Ländern zu. Ganz nebenbei lernen sie Kochen, gesunde Ernährung und typische Gerichte aus verschiedenen Ländern. Am Schluss bekommen sie die Rezepte. Die Workshops und das Essen sind kostenfrei und werden aus Fördergeldern finanziert.

Alle arbeiten zusammen

„Das Ziel der Summerschool ist, dass die Jugendlichen Deutsch lernen, möglichst den Übergang in die Oberstufe schaffen und Spaß an kreativen Hobbys entdecken, weil die für die Integration wichtig sind“, erklärt Elisabeth Schlüter, stellvertretende Leiterin der Volkshochschule (VHS) und Mitorganisatorin der Summerschool. Gemeinsam mit den Kommunalen Integrationszentrum, dem Kulturbüro und dem Emschertal-Berufskolleg veranstaltet die VHS das Ferienprogramm. „Alle Mitarbeiter, vom Sekretariat über die Dozenten bis zu den Putzkräften sind uns unglaublich entgegen gekommen, damit alles klappt“, lobt Schlüter.

Sprache und Kreativität trainieren

Und es klappt gut: Die Stimmung ist fröhlich-entspannt. Immer wieder stellen sich die Teilnehmer am Buffet an und nehmen nach, weil es schmeckt. Sie unterhalten sich, lachen, posieren für Fotos, sind bester Laune. Und das, obwohl sie gerade mehrere Stunden lang Vokabeln und Grammatik gepaukt haben. Die meisten Jugendlichen kommen aus Guinea, Afghanistan und Syrien, aber auch aus Deutschland ist eine Teilnehmerin dabei. Obwohl sich immer wieder Grüppchen bilden, sitzen an jedem Tisch Jugendliche aus verschiedenen Ländern, unterhalten sich auf Deutsch und trainieren ganz nebenbei, was sie morgens gelernt haben.

In der Stadt unterwegs

Das ist so beabsichtigt, denn beim Tanzen, bei Musik und Hörspiel sollen sie ihre Scheu vor der fremden Sprache verlieren. Die Hörspiel-Gruppe versammelt sich. Gleich geht es los, sie fahren raus, um Töne einzusammeln, mit Menschen aus der Stadt zu sprechen. So lernen sie die Stadt kennen und kommen in Kontakt mit Leuten, die schon lange hier leben. Die Tänzer sitzen zuerst in der Sporthalle im Kreis und besprechen, was sie heute vorhaben. Erst werden sie ruhig und konzentriert, dann toben sie sich aus, lernen Schritte und Bewegungen. Die Musik-Gruppe ist schon mitten im Thema: Eine Teilnehmerin macht Geräusche, bst, bst, bst, bst, aus denen ein Rhythmus entsteht. Ein anderer trommelt spontan auf einer Holzkiste, drei weitere posieren fürs Foto – und plötzlich stehen alle zusammen in der Mitte des Raumes, posieren, geben Rhythmen zum besten, lachen und albern miteinander, haben Spaß an einer spontan improvisierten Darbietung.

Die Schüler wollen Grammatik

Die kreativen Kurse werden von jeweils zwei Dozenten geleitet. Bei den Sprachkursen sind drei Sprachlehrer und vier Ehrenamtliche dabei, unter anderem eine pensionierte Lehrerin. „Die Schüler machen wunderbar mit. Sie kannten einander vorher nicht, aber die Gruppenbildung hat schon stattgefunden. Und sie sind sehr, sehr aktiv dabei – sie wollen Grammatik lernen“, staunt Sabine Gigglberger, Deutschlehrerin und Rektorin. Bemerkenswert findet sie, dass alle Schüler freiwillig in den Ferien in die Schule gehen. Auch Nikolaos Nikopoulos unterrichtet einen Kurs. Der Übersetzer hat in Griechenland auf Lehramt studiert und spricht drei Sprachen perfekt. In der Summerschool unterrichtet er Englisch. „Wir wiederholen die Grammatik und besprechen Themen, die die Jugendlichen aus eigener Erfahrung kennen, zum Beispiel Zweisprachigkeit“, berichtet er. Die Gespräche finden auf Englisch statt. „Es ist eine einmalige Erfahrung, mit diesen Schülern zu arbeiten. Ich finde besonders schön, dass sie einander immer helfen.“

Was die Teilnehmer des Talentcampus Summerschool in ihren kreativen Workshops erarbeitet haben, führen sie am Dienstag, 28. August, um 12 Uhr im Kulturzentrum vor, Willi-Pohlmann-Platz 1. Wer mag, ist eingeladen, die Vorführung kostenfrei anzuschauen.

Nina-Maria Haupt