Gestalterische Vielfalt: Keines der 136 Häuser gleicht den anderen

Teutoburgia Denkmal des Monats

19. Oktober 2015 | Gesellschaft Kultur Wirtschaft

Beim Bau der Zechensiedlung ab 1909 wollte der "Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation" jedem Angestellten mit seiner Familie den Rückzug ins Private ermöglichen. Wichtig war den Auftraggebern von Architekt Otto Berndt auch die gestalterische Vielfalt. So entstand eine Siedlung im Baukastensystem, die als Einheit zu erkennen ist, bei dem aber fast keines der 136 Häuser dem anderen gleicht.

Historischer Zeugniswert für zukünftige Generationen erhalten

"Dem Architekten ist es gelungen, einen Ausgleich zwischen der Vielfalt anspruchsvoller Einzelarchitekturen und dem harmonischen Zusammenhang der Siedlungseinheit zu erreichen. Dieses Gestaltungsziel ist bis heute in der Zechensiedlung erlebbar", sagt LWL-Denkmalpflegerin Judith Sandmeier. Um die bauliche und gesellschaftshistorische Aussage der Siedlung zu erhalten, hatte die Stadt Herne 1992 eine Denkmalbereichssatzung erlassen. In Zusammenarbeit mit der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur wurde diese Satzung jetzt aktualisiert. "Diese neue Version der Satzung soll gemeinsam mit der Gestaltungssatzung und dem Bebauungsplan den historischen Zeugniswert der Siedlung für die gegenwärtige und zukünftige Generationen erhalten", so Sandmeier.

  • Schön restaurierte Fassaden machen die Siedlung aus © Bildarchiv, Stadt Herne

Versetzte Anordnung an geschwungenen Straßen

Der "Bochumer Verein" beauftragte 1908 Otto Berndt mit der Planung einer unmittelbar neben der Zeche Teutoburgia gelegenen Arbeitersiedlung. Von der Haustür bis zum rückwärtigen Gartenbereich sollten die Bewohner der einzelnen Doppel- und Mehrfamilienhäuser getrennte Lebens- und Arbeitsbereiche bekommen. Um die Wohnungen und Häuser individuell zu gestalten, entwarf Berndt 21 Typen von ein- bis zweigeschossigen Wohngebäuden, die er im Baukastensystem mit kleinen An- und Aufbauten erweiterte. Er gestaltete die Fassaden der Häuser so unterschiedlich, dass fast keines dem anderen glich. Anstatt die Häuser streng nebeneinander aufzureihen, wurden sie versetzt an den meist leicht geschwungenen Straßen angeordnet.

Quelle: lwl