Über 18 Brücken musst du fahren

10. November 2022 | Ausgabe 2022/3

Die Erzbahntrasse verbindet Gelsenkirchen, Herne und Bochum

Wer das Ruhrgebiet gerne mit dem Fahrrad erkundet, kommt an diesem Radweg nicht vorbei: Die Erzbahntrasse ist nahezu perfekt ausgebaut und besonders am Wochenende ein touristischer Magnet zwischen Gelsenkirchen, Herne und Bochum. Die inherne-Redaktion ist wieder aufs Rad gestiegen und folgte den Spuren alter Gleise.

Die Tour startet am Rhein-Herne-Kanal in Gelsenkirchen, wo nur wenige Meter entfernt vom Hafen Grimberg gleich das erste Highlight wartet: Die „Grimberger Sichel“ ist schon von weitem zu erkennen und mit einer Spannweite von 150 Metern ein imposantes Bauwerk. Es ist nicht die letzte Brücke, die auf den nächsten rund zehn Kilometern für staunende Blicke sorgt. Über die Entwicklung gestaunt hätten heute wohl auch die Lokführer von damals. Die Hochöfen vom Schalker und Bochumer Verein benötigten für die Produktion das Eisenerz, das über den Rhein-Herne-Kanal herangeschifft wurde. Nach dem Verladen ging es dann mit dem Zug über die Trasse in Richtung Bochum und Schalke. Knotenpunkte gab es damals noch nicht. Sie ermöglichen eine bessere Orientierung, um Sehenswürdigkeiten mit dem Rad anzusteuern. Knotenpunkt 44 liegt direkt an der „Grimberger Sichel“ und trägt den Namenzusatz „Zoom Erlebniswelt“. Wir lassen den beliebten Zoo rechts liegen und rollen so bereits in Richtung Bickern/Unser Fritz.

Am „Rastplatz Erzbahntrasse“ ist Zeit für einen Kaffee und etwas Süßes.

Von dort geht es auf die letzten Kilometer.

Pause am „Rastplatz Erzbahntrasse“
Wer die ausgediente Bahnstrecke für einen kleinen Abstecher in die Umgebung verlassen will, hat dazu zahlreiche Gelegenheiten. Die Sehenswürdigkeiten sind gut ausgeschildert. Eines der ersten Schilder zeigt nach etwa zwei Kilometern in Richtung Pluto-Halde. Dort wurde durch den RVR 2014 eine Aussichtsplattform errichtet. Nach dem Aufstieg zum Haldenplateau gibt es als Belohnung eine tolle Sicht über das Revier. Ein letzter Blick auf das Fördergerüst der ehemaligen Zeche Pluto und schon geht es zurück auf die Trasse. Neben Wohnbebauung, Industriekultur und 18 Brücken gibt es bis zur Jahrhunderthalle in Bochum vor allem eines zu sehen: viel Grün und Natur. Und so macht es reichlich Spaß in die Pedale zu treten. Nach etwa vier Kilometern lohnt es sich allerdings, etwas langsamer zu fahren und die Aussicht zu genießen. Es geht über die fast 350 Meter lange Pfeilerbrücke – vielleicht das spektakulärste Bauwerk der Tour. Nun lässt Knotenpunkt 46 nicht mehr lange auf sich warten. Der Namenszusatz „Rastplatz Erzbahntrasse“ verrät es, hier legt so manche Gruppe eine kleine Pause ein. Der Kiosk ist besonders in der schönen Jahreszeit ein beliebter Treffpunkt, um seinen Durst zu löschen oder sich mit einem kleinen Snack für die letzten sechs Kilometer zu stärken.

Wer die Brücke über die A40 überquert, hat es nicht mehr weit …

… und den Westpark in Bochum fast schon im Blick.

Fast am Ziel im Westpark Bochum
Am „Rastplatz Erzbahntrasse“ gibt es auch die Möglichkeit, in Richtung Weltkulturerbe Zollverein abzubiegen und dabei auch einen Schlenker zur Halde Rheinelbe in Gelsenkirchen einzulegen. Die inherne-Redaktion bleibt aber auf der Erzbahntrasse mit dem Ziel Westpark in Bochum. Wer die Strecke noch ein bisschen verlängern will, kann sich noch für einen Abstecher nach Hordel entscheiden. Hier wartet mit der Zeche Hannover ein beliebtes LWL-Museum. Das war es aber noch nicht mit der Zechenromantik. Zwei Kilometer vor dem Ende führt der Radweg direkt vorbei am Fördergerüst samt Malakowturm der Zeche Carolinenglück II/III in Bochum. Kurz nach dem Überqueren der A40 ist die Jahrhunderthalle im Westpark Bochum fast schon in Sichtweite. Doch was darf zum Abschluss natürlich nicht fehlen? Na klar – eine Brücke. Und was für eine. Die letzten 130 Meter werden mit der Überfahrt der „Erzbahnschwinge Bochum“ noch einmal zu einem Genuss. Es lohnt sich also, den Spuren alter Gleise zu folgen.

Text: Michael Paternoga     Fotos: Frank Dieper