Klimafreundliches Wohnen

Umbauten am Bunker Sodingen gestartet

20. Mai 2020 | Gesellschaft

Für das außergewöhnliche Projekt haben sich bereits rund 20 zukünftige Bewohnerinnen und Bewohner zusammengefunden und die Hälfte der 25 entstehenden Wohnungen reserviert. Sie wirken als Bauherren mit, denn es handelt sich hier nicht um ein klassisches Bauträgerprojekt, wie Gerd Hansen, Geschäftsführer der Archy Nova betont. „Ein genossenschaftliches Eigentumsmodell in Form einer GmbH & Co.KG vereint die gemeinsamen Ziele wie kostengünstig und spekulationsfrei zu bauen mit den Vorteilen individuellen Eigentums“, so Hansen. Die Kosten für eine Wohnung liegen dabei preislich etwas über den in Herne üblichen, weil neben dem eigenen Wohnraum auch großzügige Gemeinschaftsflächen wie Kaminzimmer mit Bibliothek, Gästeapartments, eine Sauna, sowie eine 500 Quadratmetern große Dachterrasse zur Mitnutzung entstehen.

Auch die zukünftigen Betriebskosten sollen nur die Hälfte von üblichen Neubauten betragen, da das bereits als NRW-Klimaschutzsiedlung ausgezeichnete Gebäude auf ein einzigartiges, neu entwickeltes Energiekonzept setzt. Mit dem tagsüber vorhanden Stromüberschuss einer riesigen Photovoltaikanlage, die auch die Wohnungen mit Strom versorgt und über Wärmepumpen beheizt, wird eine Indoorfarm betrieben. LED-Lampen und die CO2-haltige Abluft aus den Wohnungen schaffen optimale Wachstumsbedingungen für Salate und Kräuter. Auf einer Fläche von lediglich 70 Quadratmeter sollen so im Jahr drei Tonnen ökologische Lebensmittel geerntet werden. Gesunde Gerichte werden daraus direkt im hauseigenen Restaurant zubereitet, das eine Bereicherung für das ganze Quartier sein wird. Der hohe Stromverbrauch für die Pflanzenleuchten relativiert sich laut Hansen, weil die entstehende Wärme anschließend zur Warmwasserbereitung wiederverwendet wird. Auch die Nutzung der Abwärme der Regelelektronik aus den Mobilfunkantennen wird wohl erstmalig hier praktiziert. Die erheblichen Wärmemengen werden dazu genutzt, die Betonwände schon vor dem Winter aufzuheizen, so dass die Wohnungen bis zu null Grad Außentemperatur ohne Zusatzheizung auskommen. Ziel aller Maßnahmen ist es, den ökologischen Fußabdruck der Hausbewohner auf ein umweltgerechtes Maß zu senken und gleichzeitig höchste Lebensqualität zu bieten.

  • © Frank Dieper, Stadt Herne

„Für mich ist das we-house Herne eine sich aktuell realisierende Vision.“, sagt Gabriele Jüttner aus Bochum, welche sich bereits für eine Wohnung mit tollem Ausblick hoch oben im Turm entschieden hat. Sie freut sich auf das „Leben in einem besonderen Bauwerk: zentral, ökologisch, in nachhaltigen Kreisläufen. Nicht nur für Herne einfach revolutionär.“ Dementsprechend spricht das familienfreundliche Mehrgenerationenhaus nicht nur Menschen aus Herne an, sondern zieht auch Menschen aus der Region nach Herne, die das gemeinschaftliche und nachhaltige Konzept des Hauses schätzen. Auch Keschy und Petra Faryar sind fest entschlossen, in das gemeinschaftliche Wohnprojekt einzuziehen: „Wir freuen uns auf das we-house Herne als einen Ort der Nachhaltigkeit, der solidarischen Nachbarschaft und eines ressourcenschonenden Lebens.“

Oberbürgermeister Dr. Dudda sieht in dem Umbau des Hochbunkers gar einen doppelten Gewinn für Sodingen. „Das we-house wird den Stadtteil auch optisch noch einmal deutlich aufwerten und mit seinem innovativen und ökologischen Wohnkonzept weit über die Grenzen der Stadt hinaus strahlen. Darüber hinaus steht das we-house exemplarisch für unser Leitmotiv der Stadtentwicklung: „Urban“. Hier vereinen sich Klima- und Ressourcenschutz mit neuer Mobilitäts- und Nachhaltigkeitsstrategie zu einer klangvollen Sinfonie.“

Das Gesamtkonzept findet bei der Landesregierung NRW so großen Anklang, dass von einem landeswichtigen Projekt die Rede ist und eine Förderung im Rahmen des Programms 100 Klimaschutzsiedlungen in Aussicht gestellt wurde.  Der jetzige Baubeginn wird nun zunächst einiges an Lärm und Beeinträchtigungen für die Umgebung mit sich bringen. Die we-house Mannschaft plant, die Betonabbrucharbeiten bis Ende Juli abzuschließen, und im August mit den Ausbauarbeiten zu beginnen. Die Fertigstellung des Projekts ist bis Sommer 2021 vorgesehen.

Alex Timm (we-house Herne GmbH & Co.KG)