Underground des alternativen Graffiti
Verleger, Publizisten und Künstler kommen am Wochenende im Alten Wartesaal zusammen, um sich ihrem Lieblingsmetier zu widmen: der Graffitikunst. "Unlock: Visual Dissidence" heißt die Veranstaltung, bei der unabhängige europäische Verleger ihre Publikationen zum Underground des alternativen Graffiti präsentieren. Jeder Verlag bringt zudem einen Künstler mit.
Begleitet wird die Buchmesse von Buchvorstellungen und Podiumsdiskussionen. Acht Verlage besetzen acht Tische. Die Bücher und Publikationen zeigen historische Entwicklungen auf und reflektieren die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst. Von "einer Auseinandersetzung auf theoretischer Ebene" spricht Robert Kaltenhäuser, der Kurator dieser Ausstellung und Herausgeber der Zeitschrift "Zugriff - Schriften für visuellen Ungehorsam". Die "Unlock Book Fair" des Spaniers Javier Abarca diente als Vorbild - allerdings auf kleinerem Level, nachdem die Mini-Buchmesse schon in Barcelona und Berlin Erfolge gefeiert hatte.
Samstag, 8. September, 11-19 Uhr / Sonntag, 9. September, 11-18 Uhr: Alter Wartesaal, Bahnhof Herne. Der Eintritt ist frei.
Die Bilder beinhalten verschiedene Stilformen: Fotoserien von Aktionen, Graffiti-Fotos, Siebdrucke, konzeptuelle Grafik - bisweilen auch als Editionen angelegt. "Zwischen 50 und 5.000 Euro" bewegen sich die Preise für die Bilder, sagt Konrad Roch vom Mitveranstalter Pottporus, sie sind käuflich zu erwerben. "Die Grafittis erhalten eine höhere Wertigkeit durch ihre Weiterverarbeitung in Form von Bildern", unterstreicht Kaltenhäuser. Wobei Graffiti bedeutet: Alles was ungenehmigt veröffentlicht wurde - sei es auf Wänden, S-Bahn-Karosserien oder sonstigen Flächen.
Selbstkritische Diskussion
"Inhaltlich ist das eine richtige Packung", verspricht Kaltenhäuser. "Allerdings geht es hier nicht um die niedlichen Comic-Zeichnungen, die man oft auf Wänden und vorbeifahrenden Zügen sieht. Wir wollen weg von der Allerwelt-Graffiti." Alternative Graffiti ist das Stichwort - also Kunst auf teilweise abstrakten Niveau. "Unter den Graffiti-Künstlern herrscht eine interne kritische und selbstreferentielle Beschäftigung, die ist neu, und ein echter Impuls." Auf einen Kunstkritiker wird nicht gewartet, die Künstler treten einen Schritt zurück und reflektieren über ihre Arbeiten - auch in Herne ist dieses der Fall. Hier wird diskutiert.
Eingeladen: Jeder, der sich für Subkultur interessiert
"Wir wollen zeigen, dass die Szene sich stark entwickelt hat und sehr strukturiert ist", sagt Zekai Fenerci, Chef des Mitveranstalters "Pottporus". "Die jungen Künstler erhalten die Gelegenheit, mit Verlagen in Kontakt zu treten." Jeder, der sich für Subkultur und Street Art interessiert, ist als Besucher herzlich willkommen. Aber auch Interessierte aus der Szene kommen voll auf ihre Kosten. Natürlich geht es auch um die obligatorische Frage, ob die Künstler, die hier ausstellen, auch schon mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. "Wir können davon ausgehen, dass Lehrgeld gezahlt wurde", sagt Kaltenhäuser mit einem vielsagenden Schmunzeln.
Horst Martens
Verleger & eingeladene Künstler
Hitzerot Druckwerke (DE) invites Emmett E. (DE)
Jens Besser (DE) invites BWNC (Intl.)
Museum für Visuelle Dissidenz (DE) invites Tocka (DE)
Nokkio Institute of Zines (HU) invites Plorvi (BE)
Träger (DE) invites Epema (DE)
Stickit (NL) invites Abcdef (DE)
Whole Train Press (IT) invites Alex Fakso (IT)
Zugriff Magazine (DE) invites Aris (IT)Podiumsdiskussionen
(im Rahmen der Buchmesse Samstagabend & Sonntagnachmittag)
Javier Abarca (ES)
Jasper van Es (NL)
Jens Besser (DE)
Ben Brohanszky (HU/BE)
Kolja Fröhlich (DE)
Katja Glaser (DE)
Lene ter Haar (DE)
Robert Kaltenhäuser (DE)
Pietro Rivasi (IT)
Konstantin Zaika (DE)Die Werke der ausstellenden Künstler sind nach der Buchmesse noch bis zum SO 30.09. im Alten Wartesaal zu sehen.
Öffnungszeiten: DO – SA 16.00 – 20.00 Uhr / SO 14.00 – 18.00 Uhr