„Unsere Derbys waren das Stadtgespräch“

9. Mai 2021 | Ausgabe 2021/2

50 Jahre Fußballabteilung im DSC Wanne-Eickel

Es war am 5. Oktober 1969, als sich auf Initiative des Bauunternehmers Robert Heitkamp der Großverein DSC Wanne-Eickel gründete – noch ohne Fußballabteilung, die kam im Sommer 1971 hinzu. Der TB 54 Eickel löste sich auf und trat „über“. Mit im Gepäck: ein Startplatz in der drittklassigen Fußball-Verbandsliga.

Erinnerungen
Das ist 50 Jahre her, doch einer erinnert sich daran, als ob es gestern gewesen wäre: Uli Seidel. Der „Herner Junge“, der auch für Herne-Stamm, RSV Holthausen und die Westfalia kickte, wechselte 1969 zum TB Eickel, „weil ich es klingeln hörte, dass Heitkamp einsteigen will und etwas Großes plant“, so der heute 74-Jährige, in seiner aktiven Zeit ein echter Flügelflitzer auf der linken Außenbahn. Und es blieb nicht bei den Planungen: Obwohl der DSC in der damals noch eigenständigen Stadt Wanne-Eickel nicht wirklich „geliebt“ wurde, Stichwort „Kunstverein“, schrieben die Fußballer, vor allem nach der Städteehe 1975, Sport-, ach was, Stadtgeschichte. „Vor allem die Derbys gegen die Westfalia waren immer das Stadtgespräch“, so Seidel, der ein Spiel herauspickt: „April 1975, 13.000 Zuschauer im Sportpark. Wahnsinn!“

Mondpalast-Arena im Sportpark Wanne-Süd heute.

Eine Ikone der DSC-Fußballer ist Norbert Lücke, hier beim Einlaufen ins Stadion 1975.

Uli Seidel

Eigener Nachwuchs
Bekannte Namen schrieben die ersten DSC-Kapitel mit. Trainer wie Horst Bittger oder Willi Althoff, Betreuer Georg Stamm oder die Lachner-Brüder in der Jugendabteilung, sie alle bauten die Schwarz-Gelben mit auf. Aus der Verbandsliga ging es in die 2. Bundesliga Nord (1978), aus der sich der DSC zwei Jahre später aus finanziellen Gründen freiwillig in die Oberliga zurückzog. Höhepunkt der folgenden Jahre war die Deutsche Vizemeisterschaft der Amateure (1985), ehe der Verein Anfang 2000 bis in die Landesliga abstürzte. Da hatte sich bereits ein Förderverein um den Unternehmer Gerd Pieper gegründet, der „Wanne-Eickel“ als Marke nutzte. Und es ging aufwärts: Rückkehr in die Verbandsliga, ein sportlich geschaffter Aufstieg in die Oberliga scheiterte durch eigene Fehler am grünen Tisch. Heute spielt der DSC in der 6. Liga, der Westfalenliga, und ist, so Torsten Biermann, seit 2006 Abteilungsleiter, „ein absolut gesunder Verein“. 13 Nachwuchs- und drei Seniorenmannschaften kicken im DSC-Trikot, hinzu kommen unzählige Übungsleiter und Freiwillige, „ohne die wir nicht dort wären, wo wir heute stehen“. Seit mehreren Jahren setzt der Verein auf den eigenen Nachwuchs, der in (fast) allen Jahrgängen in den höchsten Klassen spielt. Dieses Pfund soll den DSC auch in der Zukunft tragen: „In zehn bis 15 Jahren haben wir uns in NRW einen Namen als Ausbildungsverein gemacht, der regelmäßig Talente entwickelt und fördert“, blickt Biermann nach vorne.

Kurzfristig nach vorne zu blicken, fällt da wesentlich schwerer: „Coronabedingt fehlt uns die Planungssicherheit für eine große Geburtstagsfeier.“ Schade, denn dann wären zwei DSC-„Legenden“ sicher gekommen: Norbert Lücke und Ingo Peter, die Lieblingsspieler von Uli Seidel und Torsten Biermann der vergangenen 50 Jahre.

Text: Jochen Schübel     Fotos: Frank Dieper, DSC-Archiv