Das TripHop-Duo „TiktAAlik“ weckt Emotionen
Die Herner Musikszene ist zweifelsfrei bunt und vielfältig. Dieser Umstand führt dazu, dass man auch in unserer Stadt immer wieder neue, spannende Entdeckungen machen kann. „TiktAAlik“ ist so ein Fund. Das Duo hatte sich aus Herne-Holsterhausen und aus Soest gerade auf den Weg gemacht, die Musikszene zu erobern, als Corona dem Duo wie so vielen anderen auch gehörig in die Parade fuhr.
50 Prozent aus Herne
„Nach über 60 Konzerten sah es eigentlich ganz gut aus für uns. Dann aber hat die Pandemie unsere komplette Planung zunichtegemacht“, erinnert sich Renaud, der das Duo zusammen mit seiner Kollegin Layn 2016 auf den Weg gebracht hatte, nachdem sich die beiden zuvor schon in anderen Projekten und Bands begegnet waren.
Der Vollblutmusiker aus Herne-Holsterhausen und die Profimusikerin aus Soest versuchen jetzt die Krise hinter sich zu lassen und waren in den letzten Monaten wieder auf Konzerten in der Region präsent. Und das ist auch gut so, denn man merkt den beiden in jeder Sekunde auf der Bühne an, dass sie regelrecht verliebt sind in ihre Musik und die Bühne brauchen – ganz so, wie andere Menschen die Luft zum Atmen.
„Nach über 60 Konzerten sah es eigentlich ganz gut aus für uns. Dann aber hat die Pandemie unsere komplette Planung zunichtegemacht“, erinnert sich Renaud.
Ein bisschen TripHop und ein Hauch von Layn
Ihre Musikrichtung ist derweil nicht so einfach zu fassen, am ehesten noch als Mischung von TripHop und elektronischer Musik beschreibbar. Wobei das wohl prägnanteste Element des Duos die Stimme und die Bühnenpräsenz von Layn ist.
Was die zierliche Musikerin „on stage“ abliefert, ist schlicht beeindruckend. Völlig versunken in ihrem sphärischen Gesang, der ein bisschen an Björk erinnern mag, letztlich aber doch etwas ganz Eigenes im positiven Sinn ist, wechselt die Stimmung schubweise zwischen Kontemplation und explosiven Emotionsausbrüchen hin und her.
Darunter mischt Renaud einen perfekt passenden und melodiösen Klangteppich, der schon ohne den Gesangspart einen ganzen Abend lang tragen würde und jede Menge Spaß macht. Seine elektronischen Sounds ergänzt er um Jazz-Elemente und scheut auch nicht davor zurück, „analoge“ Instrumente wie beispielsweise Streicher, digital nach- beziehungsweise einzubauen und ist zwischendurch auch immer für ein beeindruckendes Percussion-Solo gut.
Zusammen ganz stark
Richtig stark wird es dann im wohl dosierten Zusammenspiel von sphärischem Gesang, hämmernden Beats, tiefen Bässen und treibenden Synthesizerklängen.
Manchmal verliert sich Layns zarte Stimme dabei etwas im Bassgewitter, ihrer stets spürbaren Leidenschaft tut dies aber keinen Abbruch.
Das wird umso deutlicher, wenn man sich näher mit den Texten befasst, die Layn selbst schreibt und darin viel über sich und ihre Welt erzählt. Die Künstlerin mit estnischen Wurzeln hat in ihrer Kindheit viel Zeit in der Heimat ihrer Eltern verbracht und verarbeitet einiges davon in ihrer Musik.
In ihren zumeist englischen, manchmal aber auch auf Estnisch gesungenen Texten spiegeln sich ganze Lebenszyklen von der Geburt über die Entwicklung bis zum Tod wider. Immer dabei: ganz viel Emotionen und Verve.
Hochprofessionelles Setting
Fans von elektronischer Musik und sphärischem Gesang dürften große Freude am hochprofessionellen Setting von „TiktAAlik“ haben und das, obwohl das Duo nach eigenem Bekunden so gut wie nie live zusammen probt. „Wir nutzen sehr intensiv die neuesten technischen Möglichkeiten, tauschen uns über neue Ideen regelmäßig über das Internet aus. Bisweilen kommt es sogar vor, dass wir einen neuen Song erstmals gemeinsam auf der Bühne präsentieren“, erklärt Renaud.
Live am besten
Davon konnte sich auch der Autor dieser Zeilen überzeugen, der die beiden zum ersten Mal auf dem wunderbaren, zwischen zwei Gewässern gelegenen, Freiluftgelände des Faltbootclubs Hamm-Marl, einige Kilometer nördlich von Herne, erleben durfte. Hier fand das Duo perfekte Bedingungen vor und gab von der ersten bis zur letzten Minute sein Bestes. Und auch die erwähnte Song-Premiere klappte ganz hervorragend. Klar ist: Wenn das Setting passt, erlebt das Publikum ein höchst emotionales und beeindruckendes Konzert, das regelrecht in die Musik hineinzieht und in der Lage ist, ganz besondere Stimmungen zu erzeugen.
„Bisweilen kommt es sogar vor, dass wir einen neuen Song erstmals gemeinsam auf der Bühne präsentieren“, erklärt Renaud.
Kein Mainstream
Schön zu wissen, dass Hernes vielfältige Musikszene solche außergewöhnlichen Perlen zu bieten hat. „TiktAAlik“ sind im positiven Sinne ganz sicher kein Mainstream, aber wer sich darauf einlassen kann, wird reichlich belohnt.
Wer in die Musik hineinhören will, findet im World Wide Web und auf den gängigen Streaming-Portalen diverse Möglichkeiten. Das Duo hat darüber hinaus auch einen Facebook-Account, auf dem die bevorstehenden Auftritte beworben werden. So oder so, der Besuch eines Live-Konzertes sei allen Interessierten empfohlen, denn eine Tonkonserve wird den beiden Vollblutmusikern keinesfalls gerecht.