Viel Theater beim 32. Westwind-Festival
Dieses Jahr findet ein besonderes Highlight der Theaterlandschaft direkt vor unserer Haustür statt: Das 32. Kinder- und Jugendtheater-Festival Westwind kommt nach Herne. Das Theater Kohlenpott tritt dieses Jahr in Kooperation mit dem Consol Theater Gelsenkirchen als Veranstalter auf.
Eine Woche lang vom 23. bis zum 29. April werden Jugendtheater aus ganz NRW ihre Theaterproduktionen im Wettbewerb aufführen. Ich habe mich mit der Theaterpädagogin Gabriele Kloke vom Theater Kohlenpott getroffen, um mehr über diese renommierte Veranstaltung zu erfahren. Bereits fünf Mal war das junge Ensembles ihres Theaters bisher dabei und im vergangenen Jahr in Düsseldorf hat es schließlich auch zur Auszeichnung durch die Preisjury gereicht. „Es ist schon etwas besonderes, dazu eingeladen zu sein. Dass die eigene Arbeit wahrgenommen und geschätzt wird", sagt sie und erklärt mir, wie die Wahl der auftretenden Theater zustande kommt:
48 Bewerbungen auf zehn Plätze
Bis Anfang Februar war eine dreiköpfige Fach-Jury damit beschäftigt, Stücke zu sichten und aus den 48 eingegangenen Bewerbungen eine Auswahl von lediglich zehn Aufführungen zu treffen, die nun im April gezeigt wird. „Noch nie waren es so viele Anmeldungen", sagt Kloke. „Das war eine echte Herausforderung für die drei Juroren!" Andrea Kramer, die am Consol Theater Regie führt, war eine von ihnen. „Wir haben viele Bahnhöfe und Autobahnen kennengelernt", lacht sie. Durch halb NRW und über die Landesgrenze hinweg musste sie mit ihren Kollegen touren. Dabei stieß sie auf sehr unterschiedliche Genre: Oper, Tanz, Sprechtheater und vieles mehr. „Vom freien Theater bis zum Staatstheater war alles dabei! Es ist unglaublich interessant, wie die Künstler mit anderen Stoffen und Mitteln umgehen", sagt Kramer. Ihre Hoffnung für das Westwind: „Wenn es dem Festival gelingt, eine Diskussion anzuregen über Aktuelles und Gesellschaftliches, über Schaffensweisen und künstlerischen Ausdruck - das wäre für mich wirklich großartig. Und dafür tun wir alles."
Und wie so etwas aussehen kann, sieht man nun ab dem 23. April beim Westwind. Eröffnet wird das Festival am Consoltheater durch den Gelsenkirchener Oberbürgermeister. Seinen Abschluss findet die Veranstaltung am 29. April in den Flottmannhallen, wo auch Schirmherr Dr. Frank Dudda anwesend sein wird.
10.000 Euro Preisgeld
Das Westwind bringt viele Besonderheiten mit sich. Gabriele Kloke verschafft mir einen Überblick:
Wer den Wettstreit für sich gewinnen kann, entscheidet zum einen die Preis-Jury. Sie besteht in diesem Jahr aus Grete Pagan (Regisseurin), Anne Richter (Dramaturgin) und Kristo Sagor. „Grandios, dass er zugesagt hat!", freut sich Kloke, denn Sagor ist Autor des Stücks „Patricks Trick", das in Herne aktuell gespielt wird. Die Preis-Jury verfügt über ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro, „das sie aufteilen dürfen, wie sie wollen." Im letzten Jahr wurde die Summe beispielsweise auf drei Theater aufgeteilt. Aber auch die Prämierung eines Stücks und eines Nachwuchsschauspielers ist möglich. „Da gibt es keine Vorgaben", sagt Kloke.
Die Jugendjury darf mitreden
Das Besondere am Westwind-Festivals ist, dass neben den Theater-Experten auch eine Kinder-Jury (8-12 Jahre) und eine Jugend-Jury (13-18 Jahre) mit dabei ist, die zusätzlich über ein Preisgeld von jeweils 1.000 Euro verfügen. Der Herner Schauspieler Nils Beckmann übernimmt die Betreuung der Jugend-Jury. Kloke dazu: „Ich finde es immer toll, wenn eine Kinder- oder Jugendjury ein Stück auszeichnen kann. Das ist ja schließlich unser Zielpublikum." Und genau das spricht für das Festival und sein Selbstverständnis. Es wird viel Wert auf die Kommunikation unter den Theatern und die Einbindung der Jugendlichen gelegt - denn schließlich bringen sie sich auch in den Theatern mit eigenen Ideen ein.
Gefördert wird das Festival unter anderem vom Land NRW, „aber in Herne sind wir sehr großen Dank vor allem der Kulturinitiative verpflichtet und dem Fachbereich Kultur der Stadt", betont Kloke. „Ohne deren Unterstützung wäre das so nicht machbar."
Patengruppen, Landeplätze - das Westwind probiert vieles aus
„Es wird zu jeder der zehn Inszenierungen eine Patengruppe geben", erklärt Kloke mir. „Das kann eine Gruppe aus einer Freizeiteinrichtung sein, oder eine Schulklasse." Die Idee dahinter: Die Teilnehmer der Patengruppen erarbeiten zum Thema des Stückes etwas, das sie im Anschluss präsentieren. „Das kann eine Kurzgeschichte sein, eine Ausstellung oder ein Video", so Kloke. Neu ist in diesem Jahr der sogenannte „Landeplatz" beim Festival. Hier treffen 3-4 Gruppen aufeinander, stellen ihre Ergebnisse vor und treffen auf die Ensembles der Theater. Die Jugendlichen können sich so untereinander austauschen und vernetzen.
Stören ist erwünscht
Hinter dem Arbeitstitel „Club der Wollenden" versteckt sich noch eine weitere Besonderheit: Eine Gruppe von Jugendlichen ab 16 Jahren wird sich zusammenfinden, um das Festival aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten. Mit Performance sollen sie eigene Impulse setzen und direkt auf das Gezeigte reagieren. Kloke dazu: „Ich hoffe, sie stören auch immer wieder mal beim Festival." Zwei Künstler des Kollektivs „Basislager", das sich auf genaue solche Interventionen spezialisiert hat, werden ihnen dabei zur Seite stehen.
17 verschiedene Aufführungen in sechs Tagen
Die Besucher erwarten auch einige internationale Gastspiele. Viel verraten möchte Kloke mir noch nicht - nur soviel vorab: „Zumindest mit einem Gastspiel wollen wir versuchen, die beiden Städte Herne und Gelsenkirchen ein bisschen zu untersuchen. Was verbindet sie? Das ist natürlich eine spezielle Art von Menschen und urbaner Kultur. Ich glaube, dass man zusammen mit einer Künstlergruppe seine Stadt auch nochmal anders sehen und erleben kann." Der Austausch mit anderen Theatermachern ist natürlich ein wichtiger Aspekt des Westwind-Festivals, sagt Kloke: „Es ist auch immer spannend zu sehen, wie Theater in anderen Ländern funktioniert und unter welchen Bedingungen."
Insgesamt wird es 17 verschiedene Aufführungen zu sehen geben - darunter auch Stücke aus dem aktuellen Spielplan der Gastgeber-Theater.
Worauf sich die Theaterpädagogin am meisten freut?„Dass das Westwind nach 32 Jahren endlich nach Herne kommt! Und das geht nur in Kooperation mit Gelsenkirchen. Wir sind ja eines der kleinsten Theater."
Das genaue Programm und weitere Informationen z.B. zum Kartenverkauf gibt es online unter http://www.westwind-festival.de/
Text: Sascha Rutzen