Henrik Neumann verkörpert die neue Gattung der Video-Journalisten

Voller Adrenalin auf allen Plattformen

6. Mai 2016 | Gesellschaft Kultur

von Horst Martens / Fotos: Die Welt

Geschichten aus der Heimat

Seine Arbeit hat oft mit dem Austesten von Grenzen zu tun und mit Abenteuern voller Adrenalin. Weniger nervenaufreibend waren seine Recherchen, als er ab 2008 für das Stadtmagazin „inherne" Reportagen verfasste, ganz am Anfang seiner immer noch jungen Karriere. Über diese Zeit sagt er: „Ich habe es geliebt, für das Stadtmagazin Geschichten aus meiner eigenen Stadt zu schreiben." Bei der Kontaktaufnahme mit ihm traf er gerade Vorbereitungen zu einem Surfer-Urlaub an der Algarve. Auf dem „Brett" startete er im Grunde seine Karriere – mit Beiträgen für das Skateboardmagazin „Boardstein" und später für das „Surfers"-Magazin. Neumann jobbte – nicht ohne vorher studiert zu haben - bei der WAZ, für die „Bild" und für das Stadtmagazin „inherne". "

Interview mit Hasspredigern

Doch den entscheidenden Kick für seine Journalisten-Laufbahn erhielt er durch ein Volontariat bei der Axel-Springer-Akademie. 2014 kam er ins neu gegründete Video-Ressort der WELT. Mit versteckter Kamera zeigte der junge Journalist, wie leicht man in tschechischen Schwarzmärkten an die Droge Crystal Meth kommt. In Berlin sprach er mit Drogendealern, und unterhielt sich in Paris nach den Anschlägen mit vermeindlichen Hasspredigern.

  • Henrik Neumann als Kunstflieger für die Sendung "Die Welt am Limit". ©Die Welt.
Ab 2014 stürzte sich Neumann bei der Serie „Die Welt am Limit" für die „Welt" in Gefahren. Er sprang den höchsten Bungee-Jump Europas herunter (200 Meter) oder testete in einem Kunstflieger seine Belastbarkeitsgrenze aus. Als die „Welt" und der Fernsehsender „N24" fusionierten, nutzte Neumann diese Chance.

WELT und N24 decken mit Print, Web und TV die klassischen Medien ab, über die sich die Menschen täglich informieren. Das gibt Neumann und seinen Kollegen die Freiheit, auf Social-Media-Kanälen wie Facebook, Twitter oder Periscope die Geschichten aus anderen Blickwinkeln und für eine andere Zielgruppe zu erzählen. Er experimentiert mit der Live-Video-Funktion auf Facebook oder mit der Live-Streaming-App „Periscope". Gedreht wird auch mit 360-Grad-Kameras. Sein Resümee: „Ich denke nach wie vor: Eine gute Geschichte ist eine gute Geschichte - unabhängig von der Plattform, auf der wir sie erzählen."

Eine seiner Reportagen ist sogar mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet worden. 24 Stunden lang berichteten Reporter, unter ihnen Henrik Neumann, an zwölf Standorten der Flüchtlingsroute. Natürlich gehen solche Drehs nicht an ihm vorbei, ohne Spuren zu hinterlassen. „Das Chaos, sterbende Kinder vor Lesbos, Menschen, die Wochen in Schlamm und Schnee ausharren müssen", das hat ihn mitgenommen. Und die tätlichen Angriffe von NPD-Demonstranten genauso wie die zahlreichen Morddrohungen.

Demnächst Spiegel-Redakteur

„Meine Mami macht sich schon öfter mal Sorgen, wenn sie meine Nachrichten zuhause auf ihrem Handy liest." Umso größer ist die Freude, wenn er mal wieder in Wanne-Eickel vorbeischaut. Zu befürchten ist, dass diese kleinen Abstecher in Zukunft
immer seltener werden. Ab Juli ist er Redakteur bei Spiegel TV in Hamburg.

Henrik Neumanns Auszeichnungen:

2013: Axel Springer Preis für junge Nachwuchsjournalisten,
3x European Newspaper Award.

2014: Top-30 der deutschen

Nachwuchsjournalisten.

2016: Deutscher Fernsehpreis.