Vom Hobbyfotografen zum VHS-Dozenten

2. November 2014 | Kultur

Dort erfolgte 1990 auch die erste Begegnung mit Werner Köntopp. Eine Begegnung mit Folgen. Denn Köntopp – eine Institution der Herner Künstler- Szene und nicht nur im Ruhrgebiet bekannt – faszinierte Brehm vom ersten Augenblick an. „Er war einfach ein Original. Ich fühlte mich geehrt, von ihm unterrichtet zu werden, er war ein Künstler durch und durch. Ich habe immer gerne seinen Worten gelauscht, er hat wirklich eine tolle Art gehabt zu fotografieren", schwärmt Brehm noch heute von der Arbeit von Werner Köntopp, der 2010 im Alter von 83 Jahren verstarb.

brehm1_web Christian Brehm setzt jedes Motiv gekonnt in Szene. ©Stadt Herne, Michael Paternoga

Begegnung mit Werner Köntopp

Bei der ersten Begegnung im Fotolabor war sicherlich auch noch nicht abzusehen, dass Brehm und Köntopp später oft als eingespieltes Duo auftraten. Denn Brehm verpasste nach 1990 kaum noch einen VHS-Workshop in Herne, der Fotografie zum Thema hatte. Immer öfter unterstützte er dabei den erfahrenen Dozenten. Die Chemie zwischen beiden stimmte und das nicht nur im Fotolabor, wo der Chemieeinsatz entscheidend ist für gute Ergebnisse. Heute heißt die Dunkelkammer Photoshop oder Gimp, was von Brehm auch zum festen Angebot gehört. Der Hunger nach Wissen war zu diesem Zeitpunkt beim 48-Jährigen längst geweckt. „Je mehr Hintergrundwissen ich hatte, desto mehr Fragen hatte ich." Es reihte sich Seminar an Seminar - an der VHS und weiteren Bildungsinstituten. Noch heute gehört die Weiterbildung zum Tagesgeschäft. Auch deshalb, weil er immer wieder neue und interessante Teilnehmer kennen lernt. „Wenn mir jemand sagt, ich fotografiere das und das gerne, dann sehe ich, das ist ein Gebiet, da kenne ich mich aus, aber nicht so gut wie mein Teilnehmer. Dabei ist es mir sehr wichtig, ständig auf die Menschen einzugehen und auch Kurse mit neuen Inhalten anzubieten."

„Oft sind es Kleinigkeiten, die ganz einfach umzusetzen sind"

So beispielsweise im aktuellen Semester, da ist die Panoramafotografie ganz groß nachgefragt worden. „Das hört sich langweilig an, man denkt an ein breites Bild, aber da steckt so viel Wissen hinter, was man weiter geben kann. Oft sind es Kleinigkeiten, die ganz einfach umzusetzen sind. Ich muss ganz ehrlich sagen, selbst der Dozent geht nicht ohne weiteren Fortschritt nach Hause." Irgendwann ist auch Werner Köntopp nach Hause gegangen. Er selbst habe Brehm an der VHS als seinen Nachfolger vorgeschlagen: „Das hat mich sehr geehrt, aber seine Fußstapfen sind unerreicht – noch heute. Seine Bilder sind einfach zeitlos", erklärt Brehm, der im Jahr 2000 zum ersten Mal als eigenständiger Dozent im VHS-Programm stand. Anfangs noch parallel mit seinem großen Weggefährten. Inzwischen hat Brehm selber eine eigene Fangemeinde. In vielen Kursen sieht der 48-Jährige regelmäßig in die selben Gesichter. Mit anderen Worten: Die Art und Weise wie der städtische Mitarbeiter seine Themen rüberbringt, scheint anzukommen. Und das übrigens nicht nur in Herne. „Wir haben sogar Teilnehmer aus dem Münsterland, dem Niederrhein und dem Sauerland." Wer Brehm zum ersten Mal als Dozenten erlebt, hat ihn vielleicht auch schon mal belächelt. Dann, wenn er als Vorführobjekt seine alte analoge Kamera zückt. „Mit diesem mechanischen Apparat kann man die Sache ganz gut erklären und auch nachvollziehen, was im Fotoapparat überhaupt passiert. Dann zum Beispiel, wenn ich die Blende verändere. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, was das für ein tolles kreatives Hilfsmittel ist."

brehm2_web Nur noch selten zieht es Christian Brehm in die Dunkelkammer. ©Stadt Herne, Michael Paternoga

Ungewöhnliche Fotoaktion

Dabei fehlt es dem Herner sicherlich nicht an Kreativität. Vor zwei Jahren organisierte er beispielsweise eine ungewöhnliche Fotoaktion im Oberhausener Sea Life. Als am Abend alle Gäste das riesige Aquarium verließen, übernahmen Hobbyfotografen die Meereswelt. „Die haben nur für uns geöffnet, da sind im Rahmen des Oberhausener Fototages ganz tolle Aufnahmen entstanden", freut sich Brehm, der vor kurzem auch in einem Herner Seniorenheim eine Aktion ins rechte Licht rückte. Unter dem gelungenen Ausstellungstitel „Graue Haare – alles andere ist bunt" berichteten die Senioren aus ihrem Leben und wurden dabei gekonnt fotografiert. Die Bilder waren in der VHS-Galerie in Wanne zu sehen. „An der VHS in Herne fühle ich mich einfach wohl, hier stimmt die Atmosphäre", gesteht Brehm. Wer ihn live sehen und hören will, muss sich allerdings etwas gedulden.