Filmfest

Vom Pflegen und gepflegt werden

24. Oktober 2019 | Kultur

Die Pflegelandschaft ist in Bewegung, das Berufsbild verändert sich gerade grundlegend. Die Zahl der Menschen, die Pflege benötigen, war noch nie so hoch wie heute, und noch nie war es so wichtig wie jetzt, Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern. „Noch immer geschieht Pflege überwiegend zuhause, meistens mit hohem Einsatz von Partnerinnen und Partnern, Kindern und nahen Verwandten und Bekannten,“ sagt der Vorsitzende des Bundesverbandes der Seniorenorganisationen BAGSO, Franz Müntefering, Themenbotschafter des Paritätischen Filmfestes: „Pflege zuhause und Pflege stationär brauchen qualifiziertes, engagiertes Pflegepersonal, im Interesse und zum Nutzen derer, die gepflegt werden, und derer, die pflegen.“ Der gute Wille dazu sei wichtig, aber er reiche nicht. Die Hilfe sei umso wirkungsvoller, je qualifizierter sie organisiert werde. Franz Müntefering: „Dazu brauchen wir ausreichend viele Fachkräfte, die stationär und ambulant aktiv sind, die gerechte – und das heißt: gute – Löhne bekommen, die sich weiterqualifizieren und nicht als medizinische Hilfskraft taxiert, sondern als eigener und wichtiger Berufsstand geachtet werden.“

Herne bei Pflegeeinrichtungen „gut aufgestellt“
Dr. Frank Dudda, Oberbürgermeister der Stadt Herne, ist wie auch im vergangenen Jahr Schirmherr des Paritätischen Filmfests. „Herne hat sich zum Ziel gesetzt, eine lebenswerte und generationengerechte Stadt zu werden. Das heißt, dass wir die Voraussetzungen weiter ausbauen wollen, die notwendig sind, damit Menschen in allen Lebensphasen hier gut leben können. Wir haben unser Augenmerk daher auch verstärkt auf alternative Wohnformen für Ältere gerichtet.“, sagt Hernes erster Bürger. „Wir sind, was das Angebot an Pflegeeinrichtungen angeht, in unserer Stadt gut aufgestellt, und durch den Bau neuer Einrichtungen werden wir bis 2025 moderne Alternativen haben. Aber heißt dieses Angebot auch, dass wir den Bedürfnissen der Seniorinnen und Senioren in den Einrichtungen gerecht werden und ihnen auch die Möglichkeiten bieten, sich einzubringen?“

Stationär, ambulant, international, digital
Die diesjährige Filmauswahl beleuchtet vier Aspekte, die die moderne Pflege heute kennzeichnen. Als Eröffnungsfilm wurde „Späte Aussicht“ (3. November) mit Anna Maria Mühe und Herbert Knaup ausgewählt: Er erzählt aus dem Leben eines 80-jährigen Kochs, der sich so gern mit seinen Fähigkeiten im Altenheim einbringen würde, aber an den Vorschriften scheitert. „Das Dorf der Vergesslichen“(10. November) reist mit den Zuschauern nach Thailand, wo deutsche Senioren in einem Pflegeheim ihren Lebensabend verbringen, weil sie sich Betreuung in Deutschland nicht mehr leisten können. Der Film „Vergiss dein Ende“(17. November) wirft einen Blick auf die ungeheure Belastung, die die häusliche Pflege von Demenzkranken für pflegende Angehörige darstellt. Seit fünf Jahren pflegt Hannelore ihren kranken Ehemann Klaus. Restlos erschöpft, flieht sie aus der Situation. Ihr Sohn muss einspringen und ist damit vollkommen überfordert. Wie immer stellt das Filmfest einen Hollywood-Blockbuster an den Schluss: „Robot & Frank“ (24. November) mit Frank Langella und Susan Sarandon ist eine Tragikomödie über die seltsame Freundschaft eines technikfeindlichen Alten mit einem schlitzohrigen Roboter. Der Film eröffnet die Diskussion über das Thema: Digitalisierung in der Pflege – was ist möglich, was wünschen wir uns?

Alle Filme können weitestgehend barrierefrei in der Filmwelt Herne gesehen werden. Sie werden jeweils sonntags ab 11 Uhr gezeigt, in der Regel mit Untertitel oder, wenn vorhanden, mit Audiodeskription. Im Anschluss finden bei ausgewählten Filmen Gesprächskreise zum jeweiligen Schwerpunkt der Filme statt.

7. Paritätisches Filmfest in Herne
3. bis 24. November 2019
jeweils sonntags 11 Uhr,
Filmwelt Herne
Eintritt frei/begrenztes Kartenkontingent