HEV-Fans auf Tour

Von Berlin bis Toronto

26. Februar 2016 | Freizeit Gesellschaft

Siehe auch HEV ist die Nummer eins.

1000 Fans reisen nach Essen

Im Block C kennen sie sich aus, dort haben sie ihre Stammplätze bei den Heimspielen. Doch auch bei Auswärtsspielen sind sie mit von der Partie. „Den einen oder anderen Tag Urlaub muss man schon mal opfern", betont Wolski, der in dieser Saison bis Ende Januar nur drei Auftritte auf fremdem Eis verpasste. Auch beim 9:2-Sieg gegen die Crocodiles in Hamburg reiste der Mitarbeiter der Stadtwerke Herne mit dem Fanbus an: „Von 190 Zuschauern kamen 120 vom HEV, da haben die Hamburger ganz schön geguckt." Noch mehr Unterstützung für das Team gibt es natürlich bei den Derbys. Unvergessen bleibt in dieser Saison der Auftritt beim 3:1 in Essen, wo zu den Moskitos gleich 1000 Herner mitreisten und für eine phänomenale Stimmung sorgten.

Nach Niesky ins Freiluftstadion

Die Hallen in Duisburg, Troisdorf, Neuss oder Ratingen kennen die HEV-Fans zu genüge. Da ist es immer wieder schön, neue Orte auf der Eishockeykarte kennenzulernen. So wie im vergangenen Jahr, als die Anreise in die Oberlausitz mehr als 600 Kilometer auf den Tacho brachte. Zum ersten Mal überhaupt in der Vereinsgeschichte traf der HEV auf Tornado Niesky. Viele Fans waren dabei. „Das war schon ein Highlight. Denn in Niesky wird nicht in einer Halle, sondern in einem Freiluftstadion gespielt", erklärt Luzar. Viele Fans des HEV ließen sich diesen besonderen Auftritt nicht entgehen. Gleich zwei Busse mit rund 100 Anhängern machten sich damals auf den Weg. Natürlich war auch Wolski damals in Niesky dabei. Der Kaufmännische Angestellte der Herner Stadtwerke ist leidenschaftlicher Busfahrer, wenn es um seinen Verein geht. Übrigens im Gegensatz zu seinem Kumpel Luzar, der das eigene Auto bevorzugt.

Busfahrt endet im Schneechaos

„Die Busfahrten sind wirklich immer sehr lustig, da werden oft die alten Geschichten und Anekdoten über den HEV erzählt", so Wolski. Während auf der Hinfahrt ordentlich Stimmung herrscht, geht es auf der Rückfahrt meistens etwas ruhiger zu. Die ersten gönnen sich hier nach einem langen Tag bereits eine Mütze Schlaf. Umso ärgerlicher ist es, wenn schon die Anreise eine kleine Nervenprobe wird. So wie im vergangenen Jahr bei einem Auswärtsspiel in Halle. „Da sind wir wirklich in ein Schneechaos geraten", erinnert sich Wolski. „Da haben wir zehn Stunden für die Fahrt benötigt und kamen erst kurz vor dem Spielende an." Empfangen wurden sie dennoch freundschaftlich von den Gästefans. Überhaupt sind die Herner ein gern gesehenes Publikum. Besonders der Kassierer freut sich, wenn der HEV mit einer großen Gruppe anrückt und für Stimmung auf den Rängen sorgt.

In Kanada einen Traum erfüllt

Auf eine beeindrucke Atmosphäre hofft auch Marcus Luzar bei einem besonderen Auftritt in der Fremde. Ende Februar erfüllt er sich einen großen Traum. Im Eishockey-Mutterland Kanada sah er die Partie Toronto Maple Leafs gegen die Nashville Predators. „Ich bin schon jetzt gespannt, wie dort die Stimmung in der Halle ist", sagte der gebürtige Herner kurz vor seinem Abflug. Live-Spiele sind für den 44-Jährigen immer noch unschlagbar. „Die Stimmung ist immer überragend, im Fernsehen kommt das überhaupt nicht so zur Geltung. Wenn man Bekannte mitnimmt, die noch nie beim Eishockey waren, sagen 9 von 10: Mensch das habe ich mir gar nicht so vorgestellt." Auch nach seiner Rückkehr aus Kanada hat er sich noch einiges vorgenommen. „Das letzte Spiel vor den Playoffs in Leipzig würde ich mir gerne noch anschauen", sagt der 44-Jährige, der dem Eishockey auch in schlechten Zeiten die Treue hielt. Umso mehr freut er sich darüber, dass es aktuell so gut aussieht. „Wir waren mehr als 20 Spiele in der regulären Spielzeit ungeschlagen. Dass der Verein so gut dasteht, habe ich am Saisonbeginn nicht erwartet."

„Ein Aufstieg wäre definitiv zu früh"

Eine lange Auswärtsfahrt wünschen sich Heribert Wolski und Marcus Luzar noch. „Wir hoffen, dass wir die Playoffs gegen die Süd-Teams erreichen, dann fahren wir wieder nach Bayern. So häufig gibt es das nicht." Und gegen wen soll es am liebsten gehen? Antwort der beiden treuen Fans: „Gegner und Ort sind uns egal, wir nehmen zwei Tage Urlaub." Für eine Aufstiegsfeier ist übrigens kein Urlaub eingeplant. Beide sind sich einig: „Ein Aufstieg wäre definitiv zu früh." Davon könne man irgendwann mal träumen. „Jetzt sollten die Verantwortlichen lieber so wie bisher solide weiterarbeiten. Das würden die Zuschauer auch honorieren. Wenn es jetzt wieder mit aller Gewalt nach oben gehen soll, setzt man gleich wieder den Verein aufs Spiel. Die Leute, die jetzt am Ruder sind, haben viel gute Arbeit investiert, das sollten sie jetzt nicht aufs Spiel setzen nur für den kurzfristigen Erfolg. Die 100 Leute, die dir beim Aufstieg auf die Schulter klopfen sind die 100 Leute, die nach 10 Niederlagen in der höheren Liga mit dem Finger auf dich zeigen. Die Berg- und Talfahrt haben wir ja alle schon miterlebt", betont Luzar, der selber als Acht- und Neunjähriger im Trikot des HEV auf dem Eis stand.

Text: Michael Paternoga