Integration

Wanne international entdecken auf der Interkultour

26. März 2021 | Gesellschaft

An jeder Station können die Spaziergänger per Tablet oder Smartphone über einen QR-Code einen Audioclip abrufen. Diese Clips geben in drei bis fünf Minuten Einblicke, wie Integration hier gelebt wird. Los geht es bei den Sportfreunden Wanne: Die Spieler bilden ein internationales Team und helfen einander auch außerhalb des Sportplatzes, in Wanne anzukommen. Nicht nur Vereine oder Kirchen sind Orte der Vielfalt und Integration: Mit Döner, Pizza, Bakklava und Currywurst bietet das Restaurant Mevlana in der Hauptstraße mehr als 100 Gerichte aus Orient und Okzident an. Was in einer Moschee passiert und warum sie weit mehr als nur ein Ort für Gebete ist, erfährt man an der Ditib-Moschee.

„Wir fühlen uns als Wanner“

Die vierte Station ist die Josefschule, wo nicht nur die Kinder aus unterschiedlichen Kulturen kommen, auch viele Lehrkräfte sind mehrsprachig aufgewachsen. Ob sie aus Indien, Deutschland, der Türkei, Syrien, Rumänien oder andere Ländern gekommen sind – ihre Heimat ist Herne-Wanne. Schließlich führt die Tour zur syrisch-orthodoxen Kirche an der Stöckstraße. Hier werden Riten und Gebete aus der Anfangszeit des Christentums praktiziert – auf Aramäisch, der Sprache, die auch Jesus Christus gesprochen hat.

In der syrisch-orthodoxen Kirche wurde die Interkultour am Donnerstag, 25. März 2021, vorgestellt. Dekan Samuel Gümüs und der Geschäftsführer der Gemeinde, Adnan Mermertas, begrüßten die Gäste. Die Gemeinde besteht in der vierten Generation in Wanne, die ersten Mitglieder kamen in den 1960er Jahren als Gastarbeiter und sind geblieben. „Wir fühlen uns als Wanner“, betonte Mermertas.

  • Interkulturell in Wanne unterwegs ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Gutes Beispiel für Integration

„Ihre Interkultour in Herne-Wanne ist beispielgebend. Sie wurde möglich, weil eine offene, integrationsfreundliche Stadtgesellschaft es wollte. Idealistische Helfer, Verbands- und kluge Religionsvertreter setzten es um. Ein besonders aktiver und innovativer Oberbürgermeister fädelte ein und begleitete. Ihnen allen herzlichen Dank“, sagte Professor Bodo Hombach, Vorsitzender des Vorstandes der Brost-Stiftung. Diese hat die Interkultour im Projekt „Ruhrgebiet besser machen“ finanziell gefördert und so die Umsetzung ermöglicht. Auch das Kommunalen Integrationszentrum, Stadtmarketing Herne und die Vertreter der fünf verschiedenen Stationen haben an der Entstehung mitgewirkt.

Gemeinsam wollen sie Menschen verschiedener Herkunft miteinander in Kontakt bringen. „Wir müssen die Silos endlich durchbrechen, wir haben viel zu lange nebeneinander her gelebt“, so Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda. „Es ist so viel Kreativität in der Stadt. Wir müssen diese Potentiale heben. Potentiale sind unabhängig von der Herkunft.“

Die Idee, einer interkulturelle Stadtführung kam von den Bürgerinnen und Bürgern, schilderte Michael Barszap, der stellvertretende Leiter des Kommunalen Integrationszentrums. Sie hatten sich mehr Begegnung mit anderen Kulturen gewünscht. Also wurde zuerst eine Stadtführung geplant, die aber wegen der Corona-Pandemie derzeit nur als Audio-Tour möglich ist. Führungen in Gruppen sollen nach der Pandemie beginnen.

Nina-Maria Haupt