Was gegen den Fachkräftemangel hilft
Viele Unternehmen brauchen dringend Fachkräfte. Wie sie ausländische Fachkräfte gewinnen, mit fremden Bildungsabschlüssen umgehen und das Potenzial ihrer bisherigen Mitarbeiter nutzen, zeigt die Ausstellung „Unternehmen Berufsanerkennung".
Eröffnung ist am Donnerstag, 27. September, um 17 Uhr im Haus der Kreishandwerkerschaft Herne-Castrop-Rauxel, Hermann-Löns-Straße 46, in Herne.
Viele Firmen kennen ihr Potenzial nicht
Initiatorin der Ausstellung ist Annette Möller, Koordinatorin des Netzwerks Bildungsberatung der VHS. „Der Fachkräftemangel und die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen sind Themen, die an die Öffentlichkeit gehören. Es gibt ein großes Potenzial an ausländischen Fachkräften, die über Qualifikation und Berufserfahrung verfügen. Das ist häufig nicht bekannt. Viele Unternehmen beschäftigen ausländische Kräfte und wissen nicht, wie sie das Potenzial nutzen können."
Was die Ausstellung zeigt
Die Ausstellung zeigt, wie man „verborgene Schätze" in Form von Fachkräften rekrutieren kann. Ein zweiter Schwerpunkt ist das Anerkennungsverfahren – der manchmal weite Weg vom Antrag auf Anerkennung bis zur Anstellung in der Firma. „Aber praktische Beispiele zeigen: Dieser Weg ist möglich", sagt Möller. Die Informationen der Ausstellung sind konkret und bildlich und können interaktiv an Monitor-Stationen abgerufen werden. Das kann Firmen helfen, wenn sie Bewerbungen mit ausländischen Zeugnissen vorliegen haben. Und ausländische Bürger erfahren, was sie unternehmen müssen, um ihren Beruf anzuerkennen.
„Fachkräftemangel in den Betrieben angekommen"
Gastgeber der Ausstellung ist die Kreishandwerkerschaft Herne-Castrop-Rauxel, Hermann-Löns-Straße 46 in Herne. Geschäftsführer Martin Klinger sagt: „Ich kann bestätigen, wir haben bereits jetzt ein in den Betriebenen angekommenen Fachkräftemangel, der hier auf lokaler Ebene noch nicht dramatisch ist. Aber er wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen, deshalb sollten wir intensiv dagegen steuern. Wir sind bemüht, dafür zu sorgen, dass unsere Betriebe qualifiziertes Personal bekommen, um den Aufträgen gerecht zu werden. Und ausländische Fachkräfte sind ein Potenzial. Außerdem geht es darum, das in den Betrieben schon vorhandene Personal zu binden – für eine bessere Identifikation. Deshalb freuen wir uns auch, dass die Ausstellung in unseren Räumen gezeigt wird, weil ich die gut gemacht finde."
Mehr Anträge seit 2012
Seitdem 2012 das Anerkennungsgesetz in Kraft getreten ist, sind die Zahlen der Anträge gestiegen, betont Björn Woywod von der Handwerkskammer Dortmund. "Vor allem Anträge, die auch von den Betrieben unterstützt werden mehren sich."
Gleichwertig oder teilweise gleichwertig
Im Anerkennungsprozess kann es zu drei Entscheidungen kommen: die völlige Gleichwertigkeit eines Berufes mit einer deutschen Qualifikation, die Teil-Gleichwertigkeit oder im schlimmsten Falle keine Gleichwertigkeit. Bei einer Gleichwertigkeit kann der Antragsteller sich entsprechend beruflich betätigen. Ein Beispiel für eine Teil-Gleichwertigkeit: Wenn in der Ausbildung eines Elektronikers zur Gebäudetechnik das Installieren von Netzwerken fehlt. „Der Arbeitgeber weiß, was der Elektroniker kann und was nicht und kann ihn entsprechend einsetzen. Gleichzeitig kann der Mitarbeiter sich mit dem Teilergebnis weiter qualifizieren, um die fehlenden Kenntnisse auszugleichen", sagt Woywod. „Wenn ein Unternehmen mit im Boot ist, dann kann der Antragssteller auch im Betrieb Qualifizierungspraktika absolvieren, um sich die fehlenden Kenntnisse anzueignen."
Die häufigsten Berufe: Friseure
Die häufigsten Berufe, die in der Handwerkskammer zur Anerkennung vorgelegt werden, sind: Friseure, KfZ-Mechatroniker, Elektroniker für Gebäudetechnik und Zahntechniker. Die meisten Antragsteller kommen aus Polen, der Türkei und Syrien.
Auch Akademiker
Aber die Ausstellung thematisiert nicht nur handwerkliche Berufe. „Ich hatte schon mit Vermessungstechnikern, IT-Fachkräften, Ingenieuren, Betriebswirten, Kaufleuten und Apotheker zu tun", sagt Annette Möller. „Von einigen habe ich miterlebt, dass sie Arbeit gefunden haben."
Horst Martens