Wie Stadtgrün sich auf die Trockenheit einstellt

Wasser für die Jungbäume

27. Juli 2018 | Gesellschaft Wirtschaft

Tanja Laube, stellvertretende Revierleiterin von Stadtgrün in Eickel, ist gerade mit ihrem Trecker unterwegs. Die Maschine zieht einen Anhänger, auf dem ein 1.000-Liter-Tank platziert ist. Laube fährt bis auf sechs Meter an das Bäumchen heran, dann wickelt sie den Schlauch ab und tränkt den Baum. "Für eine Tour bin ich eine Stunde unterwegs." Dann muss die Fahrerin zu einem Standrohr der Feuerwehr, um den Tank wieder aufzufüllen. Mehr als acht Stunden am Tag ist sie im Einsatz. "Wir Kollegen wechseln uns täglich ab", sagt Laube, "bei der Arbeit herrscht eine unheimliche Hitze, hinzu kommt dann noch die Rappelei mit dem Traktor." Das hält man nur einen Tag aus.

  • Wasser für die Jungbäume: Tanja Laube rollt den Schlauch ab und zielt mit dem Wasserstrahl in die Bäume - auf Wunsch des Fotografen. ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Alte Bäume kommen mit der Trockenheit klar

Gerade erst hat die Wasserversorgung Herne Stadtgrün 5.000 qm Wasser gespendet. "Von dem Angebot können wir wahrscheinlich noch im nächsten Jahr zehren", sagt Thilo Sengupta, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Grün. Viel kostenintensiver als das Wasser ist der Einsatz an Maschinen und Personal. Von der Idee, auch die erwachsenen Bäume zu gießen, hält Thilo Sengupta nicht viel. "Die alten Bäume kommen mit der Trockenheit klar. Die Wurzeln gehen tief bis zu einem wasserführenden Bereich." Außerdem ist der Boden am Wurzelbereich so verdichtet, so dass kein Wasser versickern kann. "Das Gießen hat dann eher eine Alibifunktion. Dem Baum selbst bringt es nicht viel." Gilt aber nur für ausgewachsene Exemplare.

Rasen wässern ist Verschwendung

Auch Rasen gießt die Stadt nicht, deshalb haben die Grasflächen in den Parks ihre schöne grüne Farbe verloren und ein eher graues Gelb angenommen. "Da würden wir ja riesige Mengen an Wasser einsetzen, wenn wir auch den Rasen noch wässern würden", meint Sengupta. Hohe Kosten, geringer Nutzen: Beim nächsten ausgiebigen Regen lässt das Gras wieder aus. Auch Privatleuten rät er vom Wässern des Rasens ab: "Im Grunde müssten Sie den Rasen komplett unter Wasser setzen, damit es hilft."

Horst Martens