Wegweiser für Eltern und Babys
Trinkt mein Baby genug? Ist das normal, dass es alles in den Mund steckt? Und wie kann ich stillen, wenn das Baby ins Krankenhaus muss? Diese Fragen beschäftigen die fünf Mütter und einen Vater am Donnerstagmorgen. Sie sitzen zusammen bei Kaffee und Kuchen, plaudern und bekommen von den Familienhebammen Manuela Hölzel-Bendzuck und Jenny Goroff Antworten und Tipps. Der Offene Babytreff ist eins von vielen Angeboten der städtischen Familienhebammen.
Für Babys bis zu einem Jahr
„Wir sind Ansprechpartnerinnen für alle Eltern von Babys bis zu einem Jahr. Jeder darf sich bei uns melden oder zum Babytreff kommen“, erklärt Hölzel-Bendzuck. Die Angebote sind kostenfrei und freiwillig. Außerdem gilt für die Hebammen die Schweigepflicht. Wie Eltern zu den Familienhebammen kommen, ist unterschiedlich: Wer das Angebot kennt, meldet sich oft von selbst. Andere Familien erfahren beim Willkommensbesuch davon oder durch die Schwangerschaftskonfliktberatung. Manche werden schon während der Schwangerschaft betreut, andere kommen erst, wenn das Baby schon einige Monate alt ist.
Das Besondere an dem städtischen Angebot ist, dass die Familienhebammen die Familien länger begleiten können als freiberufliche Hebammen. So geben Goroff und Hölzel-Bendzuck auch Tipps, wann und wie Babys den ersten Brei bekommen sollten. Manchmal helfen sie beim Ausfüllen von Anträgen, dann wieder geht es ums Stillen oder darum, wie man Fläschchen zubereitet oder ein Babybett gestaltet. Meistens machen Goroff und Hölzel-Bendzuck Hausbesuche bei den Familien, wer möchte kann aber auch in die Räume der Hebammen im Wanner Rathaus in die Rathausstraße 6 kommen. Dort findet auch der Offene Babytreff statt.
Vertrauen ist wichtig
Wichtig ist den beiden Hebammen, dass sie für Familien jeder Herkunft und in jeder Lebenssituation da sind. Zwar kümmern sie sich um Eltern in schwierigen Lebenssituationen besonders intensiv. Aber auch wenn alles glatt läuft, haben sie ein offenes Ohr. Wenn sie selbst nicht helfen können, vermitteln sie die richtigen Ansprechpartner. „Familienhebammen sind Wegweiser. Wir erklären, was gemacht werden muss und wie es geht“, sagt Goroff. „Erstmal möchte ich, dass die Eltern Vertrauen zu uns aufbauen“, erklärt Hölzel-Bendzuck. „Dann machen wir praktische Sachen, um eine Bindung zum Kind herzustellen. Wir baden die Kinder oder machen Babymassage.“
Familien einbeziehen
Goroff arbeitet nun seit fast 30 Jahren als Hebamme, davon die Hälfte der Zeit bei der Stadt Herne. Dort hat sie auch eine spezielle Weiterbildung absolviert. Hölzel-Bendzuck ist seit 36 Jahren im Beruf und seit 28 Jahren Familienhebamme. Um die vielfältigen Herausforderungen dieser Aufgabe meistern zu können, besuchen die beiden regelmäßig Fortbildungen. Dabei lernen sie nicht nur etwas über Babys, sondern auch darüber, wie sie zum Beispiel erkennen, wenn es den Eltern nicht gut geht. Sie wissen, wie man Familien einbezieht, damit sie junge Eltern unterstützen. Auch lernen sie, wie sie mit Eltern umgehen, die beispielsweise psychische Probleme haben oder drogenabhängig sind. Das Ziel ist, die Eltern zu unterstützen, damit sie ihre Kinder selbst gut versorgen können.
Eltern sind für Babys das Wichtigste
Meistens betreuen die Hebammen Frauen, aber auch Paare und alleinerziehende Väter. Einen großen Unterschied macht das nicht. Außer: „Männer sind gelassener“, findet Hölzel-Bendzuck. Auch Goroff hat beobachtet: „Frauen denken immer zehn Schritte voraus, Männer machen Dinge einfach.“ Dabei ist es beiden wichtig, dass Eltern ihren eigenen Weg finden, mit ihren Kindern umzugehen. „Egal auf welche Weise Eltern ihre Kinder versorgen, ob sie langsam oder schnell sind, ob sie es einfach oder kompliziert machen: Für die Kinder ist es das Angenehmste von der Welt, wenn ihre Eltern sich um sie kümmern“, ist Goroff überzeugt.
Nina-Maria Haupt