Die 20-jährige Chantal Bernard ist Vizeweltmeisterin im Rettungssport

Weltklasse!

27. Februar 2019 | Freizeit Gesellschaft

Eine etwa 17 Meter lange Leine, ein 25 Meter langes Schwimmbecken, ein vermeintliches Opfer und vor allem viel Kraft in den Armen – das alles braucht Chantal Bernard für ihren Sport. Aber welcher könnte es sein? Was in Australien und Neuseeland längst bekannt ist, ist bei uns noch eine Besonderheit. Aber Chantal Bernard konnte im Dezember 2018 damit einen großen Erfolg feiern: Sie ist in Australien Vizeweltmeisterin im „Line Throw“ (deutsch: Leinenwurf) geworden.

„Line Throw“

Aber was ist eigentlich „Line Throw“? Eine Disziplin des Rettungssports, dabei steht der Rettungsschwimmer am Beckenrand, das „Opfer“ schwimmt mit einem Seil 12,5 Meter weit weg. Möglichst schnell holt der Rettungsschwimmer das Seil wieder ein und wirft es dem mutmaßlichen Opfer wieder zu. Dieses hält sich daran fest und wird vom Rettungsschwimmer so schnell wie möglich an Land gezogen. Etwas Hilfe mit dem Beinschlag ist erlaubt. Und: Das „Opfer“ bringt man selbst mit. „Mein Opfer hat 50 Kilogramm gewogen, sie war nicht so schwer“, schmunzelt die gebürtige Gelsenkirchenerin.

  • Line Throw-Vizeweltmeisterin: Chantal Bernard. ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Nicht nur Sport

Durch ihre Mutter wurde Chantal Bernard schon früh an die Arbeit der DLRG herangeführt. Als sie zehn Jahre alt war, stieg sie selbst mit ein. „Zunächst ging es nur ums Retten. Dann wurde ich gefragt, ob ich auch Rettungssport machen wollen würde. Und ich wollte“, berichtet die Studentin. Als Rettungssportler muss man aber auch Rettungsschwimmer sein: „Es geht nicht nur um den sportlichen Aspekt. Ich habe zum Beispiel alle Abzeichen bis einschließlich Rettungsschwimmer silber.“

Bereits 2014 nahm sie an der Interclub Weltmeisterschaft im französischen Montpellier teil. „Das war meine erste WM“, so die Rettungsschwimmerin. Danach habe sie sich vorgenommen: „Ich möchte Weltmeisterin im Line Throw werden.“ Diese Disziplin hat sie dann verstärkt trainiert. Etwa 14 Sekunden hat sie im WM-Finale gebraucht. Die australische Siegerin war eine Sekunde schneller. „Ich war schon etwas enttäuscht. Denn im Training hab ich es auch schon in zwölf Sekunden geschafft.“ Aber damit ist ihr Ziel für die nächste WM klar: Sie möchte den Titel holen. „Manche sagen Line Throw sei Glückssache. Aber ich sage: Das ist Trainingssache“, so die Mitarbeiterin des Wananas. Es käme auf ausreichend Kraft, die richtige Technik und Grundathletik an. „Als ich damit angefangen habe, hatte ich richtig Probleme, das Seil so weit zu werfen. Aber das kann man üben“, erklärt die Sportlerin. Um sich fit zu halten, geht die Lehramtsstudentin zwei Mal pro Woche ins Fitnessstudio, vier Mal schwimmen und zwei Mal paddeln.

Vielfalt beeindruckt

Was sie an dem Sport fasziniert? „Es ist die Vielfalt. Es gibt so viele Variationen, die den Sport interessant machen, und noch weitere Disziplinen wie Retten mit Puppe oder Gurt oder Hindernisschwimmen.“ Denn auch in anderen Disziplinen ist sie bei der WM angetreten – allerdings nicht so erfolgreich wie im Line Throw. Geld verdienen kann Chantal Bernard mit diesem Sport nicht. „Da bräuchte ich mehrere Disziplinen, in denen ich richtig gut bin“, aber bei der Weltmeisterschaft in Adelaide konnte sie die Mitstreiter aus Australien und Neuseeland bewundern, die davon leben können.

Im Anschluss an den Wettkampf hat die 20-Jährige die Reise erweitert und die australische Ostküste erkundet – gemeinsam mit ihrem Freund, der natürlich auch an der WM teilgenommen hat. Und ihr nächstes Ziel? „In diesem Jahr möchte ich Europameisterin in Italien werden.“

Anja Gladisch