Wenn die Psyche den Alltag blockiert

18. November 2021 | Ausgabe 2021/4

Der Sozialpsychiatrische Dienst der Stadt Herne ist für Menschen mit psychischen Erkrankungen da

Wenn man psychisch so erkrankt ist, dass das eigene Leben nicht mehr zu bewältigen ist, braucht man Hilfe. Allerdings fällt es den Menschen meist schwer, sich Hilfe zu holen oder sie anzunehmen. Der Sozialpsychiatrische Dienst der Stadt Herne reicht genau diesen Menschen die Hand und hilft ihnen zurück ins Leben.

Sorge um Mitmenschen
„Meistens melden sich Angehörige, Freunde oder Nachbarn bei uns“, erklärt Dr. Florian Ternes, Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes. Sie alle machen sich Sorgen um jemanden, der seinen Alltag nicht mehr schafft, vielleicht ist die Wohnung vermüllt, die Person verlässt das Haus nicht mehr oder findet sich im Alltag einfach nicht zurecht. Egal, ob als betroffene Person selbst oder als Angehöriger: Der Sozialpsychiatrische Dienst ist in diesen Fällen der richtige Ansprechpartner.
„Wir prüfen, wie der Person geholfen werden kann. Wir machen Telefonate, bieten offene Sprechstunden und Hausbesuche an“, erklärt der Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie. „Unser Konzept beruht auf Freiwilligkeit“, betont er. Wer keine Hilfe möchte, muss sie nicht annehmen.

„Wir prüfen, wie der Person geholfen werden kann. Wir machen Telefonate, bieten offene Sprechstunden und Hausbesuche an.“

Sucht, Depression oder Psychose
Häufig leiden die Menschen unter einer Suchterkrankung, Depressionen oder Psychosen. Der Sozialpsychiatrische Dienst übernimmt dann die Beratung: Welche Hilfsangebote gibt es? Ist beispielsweise eine rechtliche Betreuung notwendig, kann der Dienst mit dem Betreuungsgericht Kontakt aufnehmen. Aber auch bei der Vereinbarung und der Wahrnehmung von Arztterminen helfen die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter. Dazu gibt es noch organisatorische Hilfe: Wie kann man die vermüllte Wohnung wieder auf Vordermann bringen? Außerdem können die Gruppenangebote wie das Offene Frühstück oder die Gruppen für Menschen mit Depressionen besucht werden. Teilweise kann die psychosoziale Begleitung mehrere Jahre in Anspruch genommen werden. Beratungen und offene Sprechzeiten gibt es in Herne-Wanne in der Ludwigstraße und in Herne-Mitte in der Freiligrathstraße – bald soll es auch Online-Beratungen geben.

Keine Medikamente oder Therapie
Es gibt aber auch Situationen, in denen der Sozialpsychiatrische Dienst nicht viel machen kann. Wenn sich jemand bedrohlich verhält oder Lebensgefahr besteht, muss die Ordnungsbehörde informiert werden, sodass die Person zwangsweise stationäre Hilfe bekommt. Denn Medikamente oder Psychotherapie gibt es beim Sozialpsychatrischen Dienst nicht.
Aber es gibt auch Meldungen über Menschen, bei denen keine schwere psychische Erkrankung vorliegt, die keine Hilfe benötigen: „Da müssen wir dann sagen: Es gibt auch Situationen, in denen anderes Verhalten hingenommen werden muss. Nicht alles lässt sich lösen“, so Dr. Ternes, der betont, dass Informationen über die Betroffenen natürlich vertraulich behandelt werden und dem Datenschutz unterliegen. Denn eins ist klar: „Unser Hauptinteresse gilt der erkrankten Person.“
Der Sozialpsychiatrische Dienst ist telefonisch unter 0 23 23 / 16 – 35 85 und per E-Mail an sozialpsychiatrischerdienst@herne.de erreichbar.

„Unser Hauptinteresse gilt der erkrankten Person.“

Text: Anja Gladisch    Fotos: Thomas Schmidt