Corona

Wenn die Psyche leidet

18. August 2021 | Gesellschaft
Foto: Das Herner Bündnis gegen Depression e.V. macht auf das Thema Depression aufmerksam. ©Frank Dieper, Stadt Herne

„Im Zuge der Pandemie standen vor allem körpermedizinische Aspekte im Fokus der Forschung und öffentlichen Debatte“, erklärt Dr. Peter W. Nyhuis, der erste Vorsitzende des Herner Bündnisses gegen Depression e.V. und Chefarzt des St. Marien Hospitals Eickel. Doch auch die mentale Gesundheit dürfe nicht außer Acht gelassen werden. Das Bündnis, das seit 2009 existiert, habe es sich zur Aufgabe gemacht, über die Volkskrankheit Depression aufzuklären.

Die Verbindung von psychischer Erkrankung mit der Corona-Pandemie sei laut Nyhuis in den folgenden vier Kategorien präsent: Zum einen träten psychische Probleme als akute Reaktionen auf eine Corona-Infektion auf – in der Regel bei Personen, die bereits psychisch vorerkrankt sind. Zum anderen träten sie aber auch mittel- oder langfristig auf, insbesondere in Verbindung mit dem „Long-Covid-Syndrom“. Psychische Belastungen könnten außerdem daraus resultieren, dass Personen nach ihrer Covid-Erkrankung Vorbehalten ausgesetzt sind, zum Beispiel im Bekanntenkreis. Unter dieser Stigmatisierung können aber vor allem auch Mitarbeitende im Gesundheitswesen leiden. Die letzte Gruppe bestehe aus Personen, die aufgrund der Corona-Maßnahmen wie Kurzarbeit und Kontaktreduzierung mit psychischen Erkrankungen zu kämpfen habe. Dr. Peter W. Nyhuis gibt an, dass diese letzte Form zunehme.

Renate Ullrich, zweite Vorsitzende des Bündnisses, leitet die psychologische Beratungsstelle für Ehe-, Partnerschafts- und Lebensfragen des Diakonischen Werks. Sie berichtet von vielen erschöpften Eltern, die im Home-Office an ihre Grenzen gestoßen sind. „Wenn dann noch ihre Kinder Schwierigkeiten haben – zum Beispiel mit ADHS –, dann ist es oft nicht mehr aushaltbar“. Die Beratung, die wegen der Corona-Schließungen lange ausschließlich telefonisch oder online stattgefunden hat, sei von vielen Hilfesuchenden gut aufgenommen worden, erzählt Ullrich. Das hänge mit der niedrigeren Hemmschwelle, zum Beispiel in der telefonischen Schwangerschaftskonfliktberatung, zusammen.

  • Dr. Peter W. Nyhuis, der erste Vorsitzende des Herner Bündnisses gegen Depression e.V. ©Frank Dieper, Stadt Herne

Die Veranstaltung wendet sich sowohl an Interessierte, die sich um Angehörige oder Bekannte sorgen, als auch an Personen, die selbst mit den Umständen der Pandemie zu kämpfen haben. Sie bietet Informationen zu der Thematik und Interviews mit Angehörigen der vier beschriebenen Gruppen. Im Anschluss können Gäste bei einem Yoga-Schnupperkurs entspannen und bei einem Imbiss miteinander ins Gespräch kommen. Los geht es um 16 Uhr auf der Gartenterrasse des St. Marien Hospitals Eickel.

Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung für die Veranstaltung ist jedoch erforderlich: per E-Mail an sekretariat@marienhospital-eickel.de oder telefonisch unter 0 23 25 / 3 74 10 10. Teilnehmende müssen einen vollständigen Impfschutz nachweisen, einen aktuellen negativen Test vorweisen oder ein Attest über die Genesung vorlegen.