Die Herner Hörzeitung beliefert blinde Menschen mit Lokalnachrichten

Wer nicht sehen kann, dem wird vorgelesen

24. Februar 2017 | Gesellschaft

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  • Traudel Drobner (links) hat die Herner Hörzeitung ins Leben gerufen. Ingrid Rohde (rechts) ist eine von vielen ehrenamtlichen Helfern. © Thomas Schmidt, Stadt Herne

Dienstagmorgen, 9 Uhr in der VHS Wanne: In Raum 16, der Tonwerkstatt, treffen sich ehrenamtliche Mitarbeiter der Herner Hörzeitung. Seit nun mehr als 20 Jahren wird hier jede Woche eine aktuelle Ausgabe produziert.

Nachrichtenauswahl

Die 80-jährige Initiatorin, Traudel Drobner, entscheidet mit ihren Kollegen, welche Artikel es auf die CD schaffen. An diesem Tag sind Roland Wojta, Heide Wissel, Sabine Koch und Ingrid Rohde schon fleißig. Sie haben Artikel ausgeschnitten, markiert und für´s Vorlesen redigiert. „Wir haben aber in dieser Woche viele Blaulicht-Geschichten“, kommentiert Drobner die Nachrichtenlage. Um 10 Uhr stößt Tontechniker Ulf Rommelfanger dazu. Er fährt den Rechner hoch, macht die Sprecherkabine bereit. Wissel und Koch werden die ersten 45 Minuten lesen. Noch etwas Wasser auf den Tisch in der Kabine gestellt, und wenn der Techniker das Zeichen gibt, geht es los: „Wir wünschen Ihnen informative 90 Minuten.“ Zwölf Abonnenten bekommen jede Woche die CD mit den Lokalnachrichten der vergangenen Tage. Die Hörzeitung ist eine Möglichkeit für schwer sehbehinderte und blinde Menschen, sich über das lokale Geschehen zu informieren. Vier Euro zahlen sie dafür im Monat.

Die Anfänge

Drobner, selbst stark sehbehindert, hat das erste Mal 1992 davon gehört, dass es Hörzeitungen gibt und sich selbst an die Arbeit gemacht. Die erste Herner Ausgabe gab es 1994. „Am Anfang haben wir uns oft versprochen“, erinnert sich Wissel. „Außer unseren Abonnenten ist niemand so gut über das Stadtgeschehen informiert wie wir“, ergänzt Wissel lachend, die weiß, wie aufmerksam das gesamte Team Zeitung liest. „Uns macht das Spaß. Ich will das noch lange machen“, sagt Drobner. Aber die Hörzeitung sei auf Spenden angewiesen. Die Raummiete müsse bezahlt werden. „Es wird für uns immer schwieriger, mit dem Geld auszukommen“, ergänzt Wojta.

Als CD verschickt

Wenn insgesamt 90 Minuten eingesprochen wurden, macht das Team Feierabend. Dann beginnt die Arbeit für den Tontechniker, der die Dateien zu „atz -Hörmedien für Sehbehinderte und Blinde“ schickt. Spätestens am Donnerstag sind die CDs bei den Hörern. Dann freuen sich wieder zwölf Menschen über die Lokalnachrichten. Dieses Mal auf die 1143. Ausgabe.

Wer Interesse an der Hörzeitung hat, kann sich bei Traudel Drobner melden: Telefonnummer 02325/34967. Weitere Informationen gibt es online unter www.blindenzeitung.de.

Text / Audio: Anja Gladisch

Fotos: Thomas Schmidt