Im „ARTbag-Workshop“ des Emschertal-Museums werden aus alten Werbebannern individuelle Taschen
Text: Katharina Piorrek Fotos: Vera Loitzsch
Mit dem Ende des Jahres rückt für viele auch die Frage näher, was sie ihren Liebsten zu Weihnachten schenken können. Wer sich in diesem Jahr überfüllte Kaufhäuser ersparen möchte oder etwas originelleres als einen Gutschein sucht, kann auch selbst aktiv werden. Nachhaltigkeit liegt im Trend, das haben Andrea Prislan vom Emschertal-Museum und ihre Freundin Chiara Cremon bereits vor drei Jahren erkannt. Seitdem organisieren die Frauen sogenannte „ARTbag-Workshops“, in denen die Teilnehmenden aus alten Materialien ihre eigenen Taschen nähen können.
Nähkurse bei der gfi
Die beiden erzählen, wie es zu der Idee kam: „Ich habe in Italien Mode studiert und schon immer gerne genäht. Als ich dann nach Deutschland gekommen bin, habe ich bei der gfi (Gesellschaft zur Förderung der Integrationsarbeit in Herne) Andrea kennengelernt. Wir haben uns auf Anhieb super verstanden, zumal sie auch italienisch spricht, das hat mir den Einstieg hier deutlich erleichtert“, erzählt Cremon. Seit 2013 leitet sie ihre eigenen Nähkurse, in der Zweigstelle der gfi in Herne-Horsthausen hat die Italienerin ihr eigenes Atelier. Aus der anfänglichen Sympathie wurde schnell eine enge Freundschaft. So lag es nahe, dass Andrea Prislan direkt an Cremon dachte, als sie nach einer Möglichkeit suchte, alte Banner des Museums zu recyclen: „Mich hat es immer geärgert, dass wir unsere Werbebanner nach dem Gebrauch wegwerfen mussten, obwohl sie noch in einem einwandfreien Zustand waren. Deswegen habe ich Chiara damals gefragt, ob man da nicht noch etwas draus machen könnte, und so sind dann die Workshops entstanden.“
„Am Ende des Tages gehen alle mit einer eigenen Tasche nach Hause.“
Kreativität zählt
Mittlerweile haben die beiden schon einen festen Kundenstamm zusammen. Leute die einmal dabei waren, kommen gerne wieder, erzählen sie. Mitmachen kann jeder, egal ob Mann oder Frau, erfahrene Näherin oder blutiger Anfänger, betont Cremon und versichert: „Am Ende des Tages gehen alle mit einer eigenen Tasche nach Hause.“ Damit niemand auf der Strecke bleibt, hält sie die Kursgröße bewusst klein. Sieben bis acht Leute können an einem Workshop teilnehmen, so kann die Expertin allen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Belohnt werden die Teilnehmenden mit echten Unikaten, die sich auch bestens zum Verschenken eignen. „Wir beobachten immer wieder, dass die Leute mit der Absicht zu uns kommen, ihre Taschen am Ende zu verschenken“, berichtet Andrea Prislan. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Ob Fahrrad-, Brot- oder Umhängetaschen, die Möglichkeiten sind vielfältig. Chiara Cremon versucht jeden Wunsch zu realisieren. „Ich sage zu den Leuten immer, ich helfe Ihnen, den leichtesten Weg zu ihrer Wunschtasche zu finden. Momentan sind Rucksäcke bei unseren Teilnehmenden sehr beliebt. Oft kommen beim Nähen dann aber auch schon Ideen, was man als nächstes machen könnte.“
Die Workshops werden inzwischen fast monatlich angeboten. Weitere Angebote rund um das Thema Upcycling sollen in den kommenden Wochen folgen. Neben den „ARTbags“ bietet Chiara Cremon in Kooperation mit Entsorgung Herne auch Kombiworkshops an, in denen sich die Gäste ebenfalls mit dem Thema Recycling beschäftigen. Geplant sind unter anderem Workshops, in denen Bilderrahmen mit alten T-Shirts bespannt werden.
Andrea Prislan und Chiara Cremon diskutieren mögliche Materialien.
Eine breite Farbpalette an diversen Garnen steht zur Verfügung.
Neben Umhänge- und Kuriertaschen können sich Interessierte auch Gürtel- und Bauchtaschen selbst nähen.