Werden die unsichtbaren Künstler sich am Samstag zeigen?
Bei der Pressekonferenz blieben die beiden Streetart-Künstler Aris und Tocka unsichtbar. Ein wenig gehört es auch zum Habitus in diesem Metier - noch aus Zeiten, als Graffiti nicht gesellschaftsfähig war. Nicht zufällig heißt die Ausstellung "Aber du siehst mich nicht", mit der der Alte Wartesaal am Freitag, 6. Mai, um 16 Uhr und 19 Uhr eröffnet.
Kunst von Aris und Tocka
Angeblich waren Aris und Tocka auch in der Nähe, aber sie ließen sich nicht blicken. Auch ihre Arbeiten hatten sie noch nicht platziert. So bestand nochmal die Möglichkeit, den hergerichteten leeren Saal in seiner ganzen Schönheit zu betrachten. Wobei den Begriff "Schönheit" vorwiegend jene einsetzen, die den "morbiden Charme" der Industriekultur zu schätzen wissen. Kuratorin Katja Glaser erklärte, was das Publikum ab Samstag zu sehen bekommt. Sie hat in Siegen über Street Art und Neue Medien promoviert, was beweist, dass die Street-Artisten heute auch schon zum Establishment zählen. Aris aus der Toskana entwirft für Herne wandfüllende Scherenschnitte. Dazu werden Fotos, Drucke und Filmclips gezeigt. Tocka aus dem Ruhrgebiet ist auf die Linie abonniert, die er zu Rastern und Gittern zusammen setzt. Auch seine Arbeit wird mit Fotos und Videos angereichert. Eine Film-Doku von Ann-Katrin Pauly wirft einen Blick auf die sonst häufig unsichtbaren Künstler.
Samstag, 6. Mai, 16 Uhr, offizielle Eröffnung durch OB Dr. Frank Dudda. 19 Uhr: Veranstaltung. Tanzperformance von "Renegade". Ab 23 Uhr Party. Die Ausstellung "Aber du siehst mich nicht" läuft bis zum 23. Juli (do-sa 16-21 Uhr, so 13-18 Uhr).
Bisherige "Karriere"
Mitarbeiter des Kulturbüros ließen die bisherige "Karriere" des Alten Wartesaals noch einmal Revue passieren. "Dreckig, dunkel und stinkig" hat ihn Claudia Stipp, Leiterin des Kulturbüros, in Erinnerung. Die Immobilie bildete schon mehrmals die Location für Jugendveranstaltungen sowie für Street-Art-Ausstellungen von Pottporus. Bärbel König-Bargel setzte sich dann als Projektleiterin für den Umbau ein. 200.000 Euro hat der Umbau gekostet, der städtische Anteil beträgt 45.000 Euro.
Pottporus plant Museum für urbane Kunst
Für die Programmgestaltung ist Pottporus zuständig. Deren Künstlerischer Leiter Zekai Fenerci hofft, für seinen Verein und die urbane Kunst "Dach über dem Kopf" zu erhalten. Pottporus plant auch, im Herner Bahnhof ein Museum für urbane Kunst zu schaffen. Ob das möglich ist, muss die Zeit zeigen. Der Alte Wartesaal gehört im Übrigen immer noch der Bahn. Mieter ist das Städtische Gebäudemanagement. Organisatorisch gehört der Wartesaal ab sofort zum Emschertal-Museum, dessen Direktor Dr. Oliver Doetzer-Berweger sich freut, so einen "spannenden Ort" zu den schon vorhandenen drei Häusern hinzuzufügen.
Horst Martens