Die Einrichtung feiert 50. Geburtstag
Die ehemalige Werkstatt für Behinderte (WfB) hat am 1. Juli 1973 den Betrieb aufgenommen. Um Menschen mit Behinderungen Wohnraum zu bieten, kamen 1982 die Wohnstätten für Behinderte dazu. 2016 wurde aus der WfB die „wewole STIFTUNG“. Das Wort „wewole“ steht für Werken, Wohnen und Lernen. Das sind die Dinge, die Menschen mit Behinderung in Herne und Castrop-Rauxel in Anspruch nehmen können.
Die Organisationen kümmern sich um Menschen mit Behinderungen aus den Städten Herne und Castrop-Rauxel. In den „wewole“-Werkstätten, der Gärtnerei und dem Küchenbetrieb finden rund 950 Menschen Arbeit. In den Wohneinrichtungen der Stiftung leben 300 Menschen. Im Februar 2023 wurde das 50-jährige Bestehen der Organisation gefeiert.
„Die Mitarbeitenden mit Behinderungen kommen meist mit 18 Jahren, direkt nach der Schule zu uns.“
Von der Schule zur „wewole“
„Die Mitarbeitenden mit Behinderungen kommen meist mit 18 Jahren, direkt nach der Schule zu uns. Mit 67 Jahren gehen sie regulär in Rente“, sagt Inci Wagner, Pressesprecherin der „wewole“. Dennis Renner ist 38 Jahre alt, arbeitet in der holzverarbeitenden Werkstatt der „wewole“ an der Langforthstraße. „Ich arbeite in der Montage, an der Kreissäge, eigentlich überall, wo ich gebraucht werde.“ Renner arbeitet seit 20 Jahren hier. Die Schreinerei ist besonders bei Taubenzüchter*innen bekannt. Hier entsteht vieles, was für dieses Hobby gebraucht wird: Sitzgelegenheiten für die Tiere, Transportkäfige und Eingänge für den Taubenschlag. Dennis Renner ist nach Abschluss der Förderschule sofort zur „wewole“ gekommen, wie er erzählt. „Da gab es zunächst eine Berufsorientierung, dann bin ich zum Holzbereich gekommen und seitdem arbeite ich ausschließlich hier.“ Arbeitsbeginn in den Werkstätten ist um 7:30 Uhr. „Feierabend ist hier um 15:06“, so Renner. Viele der Mitarbeitenden werden in Kleinbussen nach Hause gebracht. In den Betrieben der „wewole“ wird fünf Tage in der Woche gearbeitet.
Umdenken in Deutschland
Rochus Wellenbrock, Vorstandsvorsitzender der „wewole“, freut sich über die Entwicklungen der vergangenen Jahre: „Aus der WfB wurde die ‚wewole‘. Zum Glück, kann ich sagen. Das Verständnis für Menschen mit Behinderungen hat sich grundlegend geändert. Das geschah spätestens 2009, als Deutschland die UN-Konvention für die Belange von Menschen mit Behinderungen ratifizierte. Es ging weg vom behüteten Dasein hin zu Akzeptanz und dem Rechtsanspruch darauf Teilhabe überall durchzusetzen.“ Es wurde verstanden, dass Menschen mit Behinderungen nicht nur Streichhölzer nebeneinanderlegen oder Postkarten malen können, so Wellenbrock weiter. „Sie können auch hochwertige Produkte fertigen, bei denen es um millimetergenaues Arbeiten geht. So arbeiten wir seit Jahren für eine Firma aus Herne. Wir stellen Spezialteile für deren Maschinen her.“
„Das Verständnis für Menschen mit Behinderungen hat sich grundlegend geändert.“
Qualität hält Stammkundschaft
In der Werkstatt steht ein Auto auf der Hebebühne. Ein Mitarbeiter zieht mit einem Elektroschraubendreher die Radmuttern an. Die Inspektion ist vorbei, der Wagen wird gleich heruntergelassen und seinem Eigentümer übergeben, der schon vor der Halle wartet. Thomas Sander ist Kfz-Meister und einer der Leiter der Arbeitsgruppe mit 30 Mitarbeitenden in der Autowerkstatt. „Wir führen hier Reparaturen, Inspektionen und Fahrzeugpflege durch. Wir machen allerdings nicht alle Reparaturen. So wechseln wir zum Beispiel keine Zahnriemen aus. Das wäre für unsere Mitarbeitenden zu umfangreich.“ Die Preise für eine Inspektion variieren. Er erklärt: „Das kommt auf das Fahrzeug an, die Qualität des zu verwendenden Öls und die Kosten für die benötigten Ersatzteile. Die Arbeitsstunde bei uns kostet 50 Euro. Eine Inspektion mit Ölwechsel kostet ab 200 Euro.“