Wie Eltern und Lehrer besser zusammen arbeiten
Bald stehen sie wieder bevor: Elterngespräche. Für viele Schulen und Kitas ein schwieriges Thema. Aber auch für Eltern ist die Zusammenarbeit oft eine Herausforderung. Wie die Zusammenarbeit gelingen kann, hat Professor Dr. Werner Sacher bei den Herner Bildungsgesprächen am Montag, 28. August 2017, vorgestellt. Mit rund 120 Zuhörern im Bürgersaal der Akademie Mont-Cenis war der Vortrag einer der erfolgreichsten der vergangenen Jahre.
Impulse für Schulen und Kitas
Jedes Jahr am Montag vor Beginn des Schuljahres laden Schulamt und Bildungsbüro der Stadt Herne zu den Herner Bildungsgesprächen ein. Die Vorträge richten sich an Erzieher, Lehrer, Mitarbeiter aus der Jugendförderung und dem Jugendamt. „Hier kommen Menschen aus unterschiedlichen Bildungsinstitutionen zusammen und nehmen viele Impulse mit in ihre Einrichtungen“, beschreibt Organisator Dietmar Jäkel die Vorteile. Mit Sacher konnte er einen anerkannten Experten für das Thema „Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern“ gewinnen. Ein Thema, das die meisten Zuhörer als nicht gerade einfach kennen, arbeiten Eltern und Bildungseinrichtungen doch selten auf Augenhöhe zusammen.
Was braucht ein Kind zum Lernen?
„Schule fragt selten die Eltern, was ihr Kind zum Lernen braucht. Statt dessen gibt Schule meistens Tipps, die die Eltern bitte umsetzen sollen“, hat Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini beobachtet. Dabei könne es für die Lehrer entlastend sein, die Eltern einzubeziehen und die Verantwortung für den Lernerfolg des Kindes nicht alleine zu tragen. Für eine Partnerschaft in Bildung und Erziehung plädiert auch Sacher. „Der Einfluss der Familie ist reichlich doppelt so groß, wie der Einfluss der Bildungsinstitutionen“, hat der Forscher herausgefunden. Das sei je nach Alter des Kindes unterschiedlich, aber in jedem Fall hat das Zuhause eines Kindes den größeren Einfluss, selbst in Ganztagsschulen.
Der Königsweg: Eltern einbeziehen
„Der Königsweg ist, Eltern zu mobilisieren, damit sie ihr Kind positiv beeinflussen“, so der emeritierte Professor der Universität Erlangen-Nürnberg. Schließlich seien der Bildungserfolg und die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes das Ziel. Und das ließe sich nur in einem partnerschaftlichen Umgang erreichen. Statt den Begriff „Elternarbeit“ verwendet er deswegen das Wort „Erziehungs- und Bildungspartnerschaft“. Schließlich klinge der Begriff „Elternarbeit“ sehr nach der Arbeit mit Problemgruppen.
Wichtig sei auch, die Kinder und Jugendlichen selbst einzubeziehen. Denn wenn Kinder den Eindruck haben, dass sich Erwachsene über ihren Kopf hinweg verbünden, würden sie heftig dagegen arbeiten. Deutlich besser würde es laufen, wenn sich Kinder, Eltern und Lehrer gemeinsam abstimmten.
Das Wichtigste für die Kinder
Wichtig sei außerdem, dass Familie und Bildungseinrichtungen nicht erst miteinander sprechen, wenn es Schwierigkeiten gibt. Eine „aktive Informationshaltung“ fordert Sacher. So sollten Einrichtungen von sich aus Eltern ansprechen, um sie zu informieren oder notwendige Auskünfte zu erfragen. Und auch die Eltern müssten ihren Teil leisten: Indem sie die Kinder zu angemessenem Benehmen anhalten – und indem sie sich für ihre Kinder interessieren, sich mit ihnen unterhalten und ihnen etwas zutrauen. Das sei, ganz unabhängig von Bildungsstand und Muttersprache, das Wichtigste für den Nachwuchs.
Nina-Maria Haupt