„Wildes Westfalen“ zeigt Tierisches
Auf rund 200 Quadratmetern begegnen sich ab Sonntag (1.11.) in der Sonderausstellung "Wildes Westfalen" im LWL-Museum für Archäologie in Herne Vergangenheit und Zukunft: Mit rund 70 Tierfotografien des Naturschutzbundes NABU und 90 archäologischen Objekten in 17 Vitrinen.
Vor Tausenden von Jahren kreuzte schon mal ein Mammut den Weg der steinzeitlichen Jäger oder eine Rentierherde preschte durch die vorzeitliche Landschaft Westfalens. Heute ist es das Reh, das unverhofft die Autobahn kreuzt, der Bussard, der auf der Leitplanke sitzt oder das Wildschwein, das den frisch bestellten Garten durchwühlt.
Neuzeitliches und frühgeschichtliches Schwein
"Wild" ist Westfalen damals wie heute, zumindest mit Blick auf die Tierlandschaft. Die Ausstellung "Wildes Westfalen" betrachtet seine tierische Vergangenheit und Gegenwart auf etwas andere Weise im LWL-Museum für Archäologie. Bis zum 29. Mai 2016 stehen sich zum Beispiel das neuzeitliche, in Naturfotografien festgehaltene Wildschwein und sein in Bronze gegossenes frühgeschichtliches Gegenstück Auge in Auge gegenüber.
Vögel - damals und heute
Vögel waren vor fast 2.800 Jahren nicht nur begehrte Rohstofflieferanten, sondern hatten auch eine kultische Funktion. Auf der Urne von Gevelinghausen, die für das Begräbnis der verbrannten Überreste eines Mannes diente, begleiten die Vögel die Sonne bei ihrer symbolischen Lebensreise. Auch heute faszinieren die geflügelten Tiere die Menschen. Gerade in Westfalen haben etwa die Tauben als "Rennpferd des kleines Mannes" eine ganz eigene Kultur im Industriezeitalter von Bergbau und Stahlwerken begründet.
Höhlenbären und Höhlenlöwen
Die Zähne der Höhlenbären und Höhlenlöwen waren erwiesenermaßen begehrter Schmuck für die ersten Westfalen - in Ausgrabungen finden sich immer wieder akkurat durchbohrte Exemplare dieser längst ausgestorbenen Tiersorten. Noch heute schmücken aus Horn, Tierzähnen oder Tierknochen geschnitzte Talismane die Hälse der Menschen, die in Westfalen durch die Einkaufszonen bummeln oder mit den Straßenbahnen auf dem Weg zur Arbeit sind.
Anstoß durch Altertumsforscher
Den Anstoß für die Ausstellung gab der verstorbene Altertumsforscher Prof. Dr. Torsten Capelle. "Er beschäftigte sich mit einem Begleitbuch für die Dauerausstellung im LWL-Museum für Archäologie zum Thema der wilden Tiere - ein Vorhaben, das durch seinen Tod leider nicht mehr zum Abschluss kam und nun sowohl in dieser Sonderausstellung als auch in dem im Vorfeld veranstalteten Forschungskolloquium in seinem Andenken fortgeführt wird", betont Dr. Aurelia Dickers als Vorsitzende der Altertumskommission für Westfalen. "Torsten Capelle hat wichtige Arbeit für die Archäologie und Geschichtsforschung in Westfalen geleistet", ergänzt der Chefarchäologe des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Prof. Dr. Michael M. Rind. "Diese besondere Ausstellung, die auf seinen Forschungen basiert, war uns deshalb ein besonderes Anliegen."
Fotoausstellung von Naturschutzbund
Dass fast zeitgleich der Naturschutzbund mit seinem Stadtverband auf das Landesmuseum in Herne zuging und den Vorschlag für eine Fotoausstellung unterbreitete, machte den Weg frei für eine außergewöhnliche Kooperation von Archäologie und Naturfotografie. "Wir beschreiten damit ungewöhnliche Wege, um Archäologie und moderne künstlerische Aspekte zusammenzuführen und damit neue Einblicke auf vermeintlich bekannte Themen zu ermöglichen", schildert Museumsleiter Dr. Josef Mühlenbrock.
Zu sehen und zu entdecken gibt es für Natur-, Tier-, Archäologie- und Geschichtsbegeisterte also einiges im "Wilden Westfalen" - nicht nur in den Fotografien und den Ausstellungsvitrinen. "Eine Vielzahl von Veranstaltungen begleitet die Sonderausstellung, angefangen vom Forschungskolloquium über wissenschaftliche Vorträge bis zum Fachvortrag über die Fotografenperspektive", beschreibt Ausstellungskoordinatorin Cornelia Moors das Begleitprogramm.
Zur Ausstellung
1. November 205 bis 29. Mai 2016
Im LWL-Museum für Archäologie, Europaplatz 1, 44623 Herne
Di, Mi, Fr 9-17, Do 9-19, Sa, So, Feiertage 11-18 Uhr