Pottporus

„Wir haben viel erreicht, dürfen uns aber nicht ausruhen“

1. November 2014 | Kultur

Inherne: Hallo Herr Fenerci, Glückwunsch zum runden Geburtstag. 2005 gab es die Premiere des Pottporus-Festivals, mit dieser Entwicklung war sicherlich nicht zur rechnen, oder?

Fenerci: Doch, denn mein Ziel war es immer, etwas anzufangen, was sich weiterentwickelt. Die Idee des Festivals war eine Idee mit Potenzial. Wir versuchten hier etwas zu etablieren, was es deutschlandweit in dieser Form noch nicht gab. Jahr für Jahr hat sich das Festival dann weiterentwickelt und vergrößert. Inzwischen kommen auch Anfragen von ausländischen Künstlern, die sich wünschen, dass wir sie einladen. Und das machen wir, wenn es finanziell und vom Programm her passt. Das zeigt uns, dass wir eine Spate gefunden haben, in der viele Künstler ihre Arbeiten zeigen wollen.

Inherne: Ist das Pottporus-Festival vielleicht sogar Vorbild für ähnliche Veranstaltungen?

Fenerci: Ja klar, es gibt sehr viele Formate, die wir als Idee entwickelt haben, die sich jetzt woanders wiederfinden. Nehmen wir den Ruhrpottbattle. Hier wurde ein Battle-Charakter entwickelt, den es in dieser Form noch nicht gab. Viele Veranstaltungen ahmen das inzwischen nach oder führen das eins zu eins durch. Es gibt inzwischen große und namhafte Festivals, die eine bestimmte urbane Kunstform präsentieren. Es gibt viele Facetten der Street-Art-Formate. Da müssen wir uns immer wieder positionieren.

Inherne: Bei der Premiere 2005 bestand das Festival aus wenigen Programmpunkten, heute muss so eine Veranstaltung sicherlich ganz anders geplant werden. Wo liegen heute die Unterschiede zu damals?

Fenerci: Wir entwickeln uns ja auch weiter. Wir machen jetzt alles kompakter, strategischer und überlegter. Wir diskutieren jetzt mehr über das Festivalformat, warum wir in diesem Jahr vielleicht diesen Weg gehen und nicht diesen Weg. Man darf ja auch nicht vergessen, wir sind kein reingefördertes Festival. Wir haben nicht 50000 oder 200000 Euro, die wir mal eben ausgeben können. Für mich ist wichtig, dass das Herner und Wanner Publikum hinter uns steht. Es müssen keine Theaterkenntnisse mitgebracht werden. Es ist für jeden etwas dabei. Hier können die Besucher Impulse spüren, nach dem Motto:  das reizt mich, das wollte ich schon immer.

Inherne:  Gerade für die Renegade-Produktionen gab es stets viel Applaus. Die Mischung aus zeitgenössischen modernen Formen mit den Urbanen Formaten scheint beim Publikum anzukommen?

Fenerci: Bei Renegade entsteht etwas Neue oder Gemeinsames. Wir haben schon – ohne uns loben zu wollen - von der Nachhaltigkeit her eine sehr ansehnliche Position erreicht. Das ist schön, das wissen wir auch. Wir und ganz Herne können stolz darauf sein. Aber wir wissen genau, wir können uns nicht zurücklehnen und uns ausruhen.  So ist es nicht.  Für uns ist es einfach wichtig, dass wir das mit dem Herzen machen. Wer das nicht mitbringt, bleibt nicht lange dabei. Man muss es einfach machen.

Inherne:  Gibt es denn nur Erfolge?

Fenerci: Nein, natürlich gibt es auch Misserfolg, aber wir lernen daraus. Wenn wir Fehler erkennen, nehmen wir das mit. Dann sagen wir, es war eine gute Idee, aber es hat nicht funktioniert. Wir machen das ganze ja nicht für unser eigenes Ego, sondern für alle. Deshalb öffnen wir uns ja auch der breiten Öffentlichkeit, zum Beispiel durch den Flashmob in der Innenstadt zur Eröffnung des Festivals. Da können junge Menschen sehen, egal welcher Nationalität oder Glaubensrichtung sie sind, dass man mit bestimmten Elementen des Tanzes oder der Musik, zusammenkommen kann und zusammen etwas unternehmen kann. Von dieser Idee wollen wir möglichst viele begeistern.

Inherne:  Das Pottporus-Festival feiert in diesen Tagen seinen ersten runden Geburtstag. Wird Zekai Fenerci auch in zehn Jahren als Vorsitzender aktiv sein.

Fenerci: In zehn Jahren bin ich auf jeden Fall nicht mehr dabei, auch wenn ich Pottporus vielleicht noch in anderer Form unterstütze. Aber man muss Platz machen für die jüngere Generation. Je länger ich mich an etwas festhalte, desto schwieriger wird es, loszulassen. Es wird mir also bestimmt schwer fallen, das ist mir klar.

 Hier gelangen Sie zur Homepage von Pottporus und zum kompletten Programm des Festivals.