„Wir im Bergbau wissen, wie Integration geht“

30. August 2016 | Gesellschaft Wirtschaft

„Wir im Bergbau wissen, wie Integration geht“, sagt Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstand der RAG-Stiftung und erinnert an die Tradition des Bergbaus im Ruhrgebiet, ausländische Arbeiter zu beschäftigen. Deswegen hat die RAG-Stiftung insgesamt 1,5 Millionen Euro bereit gestellt, um an fünf Orten in Deutschland die Integration von Flüchtlingen zu fördern. Insgesamt sollen 150 junge Geflüchtete zwischen 18 und 25 Jahren fit gemacht werden für eine Berufsausbildung. Einige von ihnen haben bereits in ihrem Heimatland studiert, andere lernen gerade zum ersten Mal schreiben.

  • Konzert von Schülern und Geflüchteten in der Hibernia-Schule © Stadt Herne/ Philipp Stark

Geflüchtete auf eine Ausbildung vorbereiten

„Wir sind dankbar, dass Herne Standort dieses Projektes werden konnte, denn alleine hätte die Stadt nicht die Mittel für ein solches Projekt gehabt“, sagt Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda. „Wir wollen die Flüchtlinge nicht nur mit Menschlichkeit und Wärme begrüßen, sondern auch qualifizieren“, fasst er den Anspruch der Stadt zusammen. Außer Herne sind auch die Bergbau-Standorte Kamp-Lintfort, Ibbenbüren, Bergkamen und Völklingen-Venne im Saarland dabei.

„Es geht nicht nur um Sprachunterricht, es geht auch darum, die jungen Menschen sinnvoll zu beschäftigen. Nichts ist für junge Leute schlimmer als Langeweile“, betont Bergerhoff-Wodopia. In zehn Monaten, von März bis Dezember, erkunden die Flüchtlinge verschiedene Berufsfelder und probieren sie in den Werkstätten der Hibernia-Schule aus. Außerdem lernen sie Land und Kultur kennen, zum Beispiel bei Ausflügen ins Bergbau-Museum und zur Ruhr-Universität Bochum.

38 Teilnehmer sind es in Herne, eingeteilt in zwei Gruppen. Die einen bringen schon erste Sprachkenntnisse mit, die anderen lernen gerade Sprache und Alphabet kennen. Im Anschluss an das Projekt sollen die Flüchtlinge im Idealfall einen Ausbildungsplatz gefunden haben oder sie können sich in weiteren Maßnahmen darauf vorbereiten.

In Herne läuft es vorbildlich

„Das Projekt an der Hibernia-Schule ist vorbildlich. In Herne läuft es deutlich besser, als in anderen Städten“, beobachtet Bergerhoff-Wodopia. Auch Norbert Römer, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag NRW, lobt das Herner Projekt sehr. „Glückwunsch an die Stadt Herne, dass sie mit der Hiberniaschule so einen guten Kooperationspartner hat. Dieses gelingende Beispiel soll Mut machen für die Integration.“

Carsten Brand, der Geschäftsführer der Hibernia-Schule, erinnerte an das Leitbild der Schule, den Schülern Bildung unabhängig von ihrer Herkunft zugänglich zu machen. Die Schüler dort können parallel zum Abitur eine Ausbildung absolvieren. Dadurch stehen verschiedene Werkstätten auch für die Flüchtlinge zur Verfügung. Praktisch ist für die Projektteilnehmer auch, dass eine Kindertagesstätte direkt vor Ort ist. So konnte eine junge Geflüchtete gleich einen Betreuungsplatz für ihr Kleinkind bekommen, um an den Sprachkursen teilnehmen zu können.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Teilnehmer des Projektes mit den anderen Schülern in Kontakt kommen: Auf dem Schulgelände, beim Essen in der Mensa oder beim gemeinsamen Chor. Dort haben sie gemeinsam zwei Musikstücke einstudiert: Ein Arabisches, das von der Liebe zu einem Mädchen handelt und die Ode an die Freude von Beethoven. Für wen welche Sprache neu ist, hört man beim Singen kaum noch. „Wir sind unserem Ziel ein gutes Stück näher gekommen“, findet Bergerhoff-Wodopia. Gerne möchte sie mit der RAG-Stiftung in Herne ein neues Projekt für 2017 beginnen.