Wer im Stadthaus wohnt, lebt mittendrin

Wo das Auto überflüssig wird

26. Juli 2018 | Gesellschaft Wirtschaft

Kein Stein ist auf dem anderen geblieben

„Es gibt keinen Stein, kein Kabel und kein Rohr mehr von früher. Man lebt quasi in einem Neubau", erklärt Bauherr Heinrich Beestermöller. Und man lebt mittendrin: Direkt vor dem Haus befindet sich die U-Bahn-Station Herne Mitte. Gut ein Jahr lang war das achtgeschossige Gebäude eine Baustelle, nun ist es fertig geworden. Schon im Mai ist das Café Extrablatt ins Erdgeschoss gezogen. Im Juni folgten – thematisch passend – die Redaktionen von WAZ und Wochenblatt, die sich nun die erste Etage teilen.

Wohngemeinschaft für Senioren

Die beiden Etagen darüber hat die Caritas angemietet und bietet dort zwei Wohngemeinschaften für Senioren. „Viele Menschen möchten alt werden, aber nicht alleine sein", erläutert Beestermöller das Konzept. Die größten Unterschiede zu einer Studenten-WG sind wohl, dass im Stadthaus jeder Bewohner sein eigenes Badezimmer hat und auf Wunsch auch betreut wird. Die Wohnungen sind barrierefrei, die Aufzüge auch für Liegend-Transport geeignet. Gemeinsam nutzen die Senioren dann die Küche, das Wohnzimmer und die rund 100 Quadratmeter Dachgarten, die sich über dem Café befinden – mit Blick auf den Robert-Brauner-Platz.

Autos abgeschafft

In den oberen Etagen hat Beestermöller Wohnungen mit jeweils hundert Quadratmetern für Familien bauen lassen. Im Juli und August sollen die Mieter einziehen. Mit zehn Euro pro Quadratmeter sind die Wohnungen für Herner Verhältnisse nicht billig, dafür ist das Haus mit Dreifach-Verglasung und Wärmedämmung besonders energiesparend. Vor den Fenstern sind Sonnenschutz-Läden angebracht, die von den Bewohnern nach Belieben verschoben werden können. „Dadurch bekommt das Haus jeden Tag ein anderes Aussehen", so Beestermöller. Der größte Vorteil ist seiner Meinung nach: „Man braucht kein Auto. Drei der Mieter haben gar kein Auto mehr, wegen der guten Verkehrs-Infrastruktur."

Warum der Rechtsanwalt ausgerechnet in Herne investiert? „Erstmal bin ich ein Herner Junge. Ich bin hier aufgewachsen, habe mein Elternhaus hier. Ich finde, dass man in Herne gut leben kann. Und wenn ich in Herne investiere, habe ich das besser im Griff, als wenn ich woanders investiere." Ein paar Veränderungen seien gut für seine Heimatstadt: „Egal was passiert, Hauptsache es passiert was."

Nina-Maria Haupt