Abenteuerspielplatz Hasenkamp feiert 40+

Wo man Kinder einfach machen lässt

6. Juni 2016 | Gesellschaft Kultur

"Der Abenteuerspielplatz hat sich etabliert."

Das nicht ganz runde Jubiläum hat seinen Grund in einem Streik: Eigentlich war das Fest schon für voriges Jahr geplant, aber ein Ausstand der Sozialarbeiter verhinderte die Party. "Weil der Abenteuerspielplatz aber eine sehr wichtige Einrichtung ist, wollten wir den Geburtstag unbedingt feiern", sagt Marion Heuer, Teamkoordinatorin des Teams Herne-Mitte. Mittlerweile geniesst der Hasenkamp allenthalben Anerkennung. "Der Abenteuerspielplatz hat sich etabliert", sagt Karl-Wilhelm Wollenhaupt. Der Sozialpädagoge muss es wissen, schließlich war er bei der Entstehung dabei. Wollenhaupt genießt längst den Ruhestand, wurde aber für dieses Event noch einmal aktiviert.

  • Lassen die alten Zeiten aufleben: Karl-Wilhelm Wollenhaupt (l.), Marion Heuer und Gerhard Stoll. © Stadt Herne, Philipp Stark.
Der Sozial-Pädagoge schrieb seine Examensarbeit in den 70-ern über das Thema "Der Spielplatz mit pädagogischer Betreuung". Das war damals eine neue Idee, die einmal in Berlin und sonst noch in England und Dänemark umgesetzt worden war. Als dann um die Zukunft des 10.000 qm großen "wilden Gartens" am Hasenkamp gestritten wurde, setzte sich Wollenhaupt, frisch gebackener Jugendamtmitarbeiter, für den Bau eines pädagogisch betreuten Spielplatzes ein. Und er hatte Erfolg.

"Eigentlich hätte ja alle Kinder Helme und Sicherheitsschuhe tragen müssen."

"Hier konnten und können Kinder Erfahrungen machen, die sie in städtischem Umfeld so leicht nicht möglich sind. Sie können sich hier austoben und Freiräume ausnutzen." Aber nicht alle waren von dieser Vorstellung begeistert: "Dass man Kinder einfach machen lässt, hat einige ganz schön beunruhigt. Denn es war ja so: Eigentlich hätte ja alle Kinder Helme und Sicherheitsschuhe tragen müssen." Manche Eltern hatten große Bedenken: Kinder, die mit Feuer hantieren, das geht doch nicht.  Die Kinder traten auch schon mal auf einen rostigen Nagel. "Aber jedes Kind nur einmal", beteuert Wollenhaupt, "der Lerneffekt war grandios." Das Grünflächenamt mähte auch nur selten auf dem Gelände, weil die rostigen Nägel immer mal wieder die Schneideklingen zerstörten. Selbst die Tierhaltung wurde eingeführt, so dass sich Hühner, Enten und Ziegen auf dem Areal tummelten.

"Drei Viertel aller Kinder bewegen sich zu wenig."

Einiges hat sich geändert, aber die ursprüngliche Idee blieb erhalten. Immer noch werden Hütten gebaut, aber in abgespeckter Form. Und das eine oder andere ist neu. Mit der Renaturierung des Schmiedebaches hatten die Kinder plötzlich ein fließendes Gewässer vor der Tür. "Sie sitzen mit der Lupe am Ufer und beobachten die Kröten, Frösche und Fische", freut sich Marion Heuer. So ein Abenteuerspielplatz sei notwendiger denn je, betont Heuer: "Drei Viertel aller Kinder bewegen sich zu wenig", unterstreicht sie, dass habe eine aktuelle Untersuchung ergeben. "Diese Erkenntnis macht deutlich, wie wichtig Freiräume und Freiflächen sind." Außerdem seien die Naturerlebnisse der Kontrapart zu den elektronischen Medien, an denen die Kinder sonst so fest hingen. "Hier vergessen Mädchen und Jungen schnell ihre Handys und Computer", so Heuer.

Und das können sie auch am Sonntag, 12. Juni, wenn der Abenteuerspielplatz Hasenkamp von 11 bis 18 Uhr sein 41-jähriges Bestehen mit einem großen Fest feiert. Spielplatzleiter Gerhard Stoll und sein Team haben sich einiges ausgedacht. Ob beim Schminken, auf der Hüpfburg, im Luftballonpavillon oder an einem der zahlreichen Spielstände – für Langeweile ist keine Zeit. "Ausruhen kann man sich als Zuschauer beim vielfältigen Bühnenprogramm", sagt Stoll.

Der Platz wird liebevoll "Ami" genannt

Die Hasenkampkids bringen ihre erlernten Fähigkeiten aus dem „Zirkus Kunterbunt" auf die Bühne. Auch die Teens, die den „Kulturrucksack gepackt" haben, zeigen auf dem "Ami", wie der Platz liebevoll genannt wird, was sie können. In einer Fashion-Show werden die Neukreationen des Upcyclingworkshops präsentiert und die Gruppe „Stomp trifft Rio" trommelt auf allem, was das Haus zu bieten hat. Auch die Tanzgruppe „International Bro`Sis" beteiligt sich mit einer fetzigen Aufführung am Bühnenprogramm. Für das leibliche Wohl sorgen zahlreiche Helfer aus dem Spielplatzumfeld. Bei Kaffee und Waffeln oder einem leckeren Grillwürstchen können Eltern, ehemalige und jetzige Kinder und Mitarbeiter Erfahrungen und Erinnerungen austauschen. Den klassischen Abschluss des Tages bildet ein Lagerfeuer mit Stockbrot, begleitet von einer Fakir- und Feuershow der Kinder.

Eingeladen sind alle Menschen groß und klein, die den Abenteuerspielplatz kennen lernen möchten oder ihn schon ganz lange kennen.

Sonntag, 12. Juni von 11 – 18 Uhr

Abenteuerspielplatz Hasenkamp

Im Hasenkamp 24

44625 Herne

02325 – 44082

asp@herne.de