Wo Schwerkranke Linderung erfahren
25 Jahre alt wird die Palliativstation am Evangelischen Krankenhaus (EvK) an der Wiescherstraße. Das Jubiläum wird mit mehreren Veranstaltungen gefeiert.
Jubiläumsveranstaltungen
Freitag, 3. März, 25 Jahre Palliativstation, 20 Jahre AHP, 17 Uhr Gottesdienst in der Lutherkirche, ab 18.30 Uhr Festprogramm, Flottmann-Hallen. Festvortrag von Franz Müntefering. Unterhaltung: Petra Afonin.
01. April: Benefizkonzert "Echoes of Swing", 19 Uhr, Kulturzentrum
08. April: Herner Palliativtag 2017, Archäologiemuseum, 10 Uhr. Und weitere Veranstaltungen
Bis heute wissen viele Menschen mit dem Begriff Palliativmedizin wenig anzufangen. Und selbst in der Branche war diese Art der Therapie vor einem Vierteljahrhundert wenig verbreitet. "In Köln existierte damals seit acht Jahren eine Palliativstation", erinnert sich die Krankenhausseelsorgerin Karola Rehrmann, die von Anfang an dabei ist. Der Artikel in einer Fachpublikation trug dazu bei, dass sich das Evangelische als erstes Krankenhaus in Westfalen dazu entschloss, eine solche Station in Herne einzurichten. "Zu uns kommen Patienten mit einem weit fortgeschrittenen und einem weiter fortschreitenden Krankheitsbild", sagt Dr. Wolf Diemer, Leiter der Station. Weil die Menschen unheilbar an Krebs, Demenz oder anderen neurologischen Krankheiten leiden, steht nicht die Heilung im Vordergrund, sondern die Linderung der Leiden.
Auf einer konventionellen Station ist das auf eine so intensive und gesamtheitliche Art und Weise nicht möglich. Das Team setzt sich aus mehreren Berufsgruppen zusammen: Mediziner, Pfleger, Therapeuten, Sozialberater, Seelsorger und Ehrenamtliche. "Die ganzheitliche Betrachtung ist uns wichtig", sagt Diemer, "wir behandeln den spirituellen, den körperlichen und den sozialen Schmerz." Das es keine gewöhnliche Station ist, merkt man, als mitten in der Pressekonferenz eine Mitarbeiterin den Raum betritt und aus dem Kühlschrank ein Eis nimmt, das sich eine Patientin bestellt hat. Hier werden besondere Wünsche erfüllt.
Lange Warteliste
Die Hälfte der Patienten wird von Hausärzten vermittelt, viele kommen aus Krankenhäusern, auch aus anderen Städten. Die Warteliste ist lang, denn die Zahl der Plätze ist begrenzt - in fünf Zimmern stehen sechs Betten. "Die Refinanzierung hat sich gebessert", sagt Diemer, "aber die Daumenschrauben werden von den Krankenkassen immer fester angezogen." Der Durchschnitt der Liegezeiten ist bei elf Tagen - was ziemlich wenig ist. Weil nur ein Teil von den Krankenkassen finanziert wird, wurde der Förderverein gegründet, der einspringt, wo sich Finanzierungslücken auftun.
Eine Oase familiärer Gemütlichkeit
"Trotz der schweren Krankheit geht es den Kranken nicht immer schlecht", sagt Rehrmann. Die Station schafft "eine Oase familiärer Gemütlichkeit", in der sich Angehörige und Patienten zwanglos begegnen können. Hier werden auch Geburtstage und andere Feste gefeiert - selbst eine Hochzeit. "Für die Patienten ist es wichtig", so Diemer, "dass sie nicht gegen den Tod kämpfen, sondern ihre Situation annehmen und Frieden mit Gott schließen können." Dabei gehen die Mitarbeiter auf unterschiedliche kulturelle und geistliche Bedürfnisse ein. Die Situation kann auch für die Mitarbeiter belastend sein. Aber: "Von dieser Gruppe von Patienten und Angehörigen kommt das meiste an positiven Feedback im Krankenhaus", sagt Diemer. Das ist tröstlich.
Das Ziel: die Entlassung nach Hause
Das Ziel der Behandlung ist die Entlassung nach Hause, damit der Betroffene seine letzte Lebensphase im vertrauten Kreis verbringen kann. "Unser Ziel ist, dass die Patienten auch zu Hause gut versorgt werden", unterstreicht Sozialpädagogin Hanna Szibalski, "damit die Angehörigen nicht überfordert, sondern sogar entlastet werden." Die Betreuung hört nicht auf - jetzt kommt der Ambulante Hospiz- und Palliativdienst (AHPD) ins Spiel, der ebenfalls ein Jubiläum feiert - das 20-jährige Bestehen. Der Dienst führt seine Besuche nicht nur in Privathaushalten, sondern auch in Pflegeeinrichtungen durch.
Horst Martens