Wohnungsbau

Wohnungsverein: 110 Jahre Engagement für die Zukunft der Stadt

20. Januar 2015 | Gesellschaft

Von wegen verstaubt: Noch nie war die Idee vom genossenschaftlichen Wohnen so aktuell wie heute. Der Wohnungsverein Herne, eine der ältesten Genossenschaften der Stadt, feierte am Freitag, 16. Januar, auf den Tag genau sein 110-jähriges Bestehen. Nicht Rückschau auf die Lorbeeren der Vergangenheit war das Thema des Jubiläumstages, sondern ein konstruktiv kritischer Blick auf die Zukunft der Stadt Herne. Sie soll durch ein breites "Bündnis für Wohnen" allen Menschen - unabhängig von Alter, Bildung und Herkunft - durch bezahlbaren, generationengerechten und energieeffizienten Wohnraum dauerhaft ein Zuhause bieten.

Bei seiner Gründung im Jahre 1905 war der heutige Wohnungsverein ausschließlich Beamten vorbehalten. Heute ist die Genossenschaft für alle Interessenten offen und zählt 1.400 Wohnungen im Bestand. Gleichzeitig gilt sie als treibende Kraft, wenn es in Herne um moderne Stadtentwicklung und zukunftssicheres Wohnen geht. "Herne ist unsere Heimat. Wir engagieren uns, damit unsere Stadt lebens- und liebenswert bleibt", sagte Bernhard Bruns, der Aufsichtsratsvorsitzende des Wohnungsvereins, beim Festakt im Parkrestaurant, wo die Genossenschaft u.a. die Glückwunsche von NRW-Bauminister Michael Groschek und OB Horst Schiereck entgegennahm.

Der Ursprung liegt im Süden

Eigenverantwortung, Solidarität und Selbsthilfe: Auf diesen Grundfesten ruht der Wohnungsverein - damals wie heute. Unverändert gilt das Satzungsziel, dass der Lokführer Johann Schröder als Gründer der damaligen Genossenschaft "Beamtenwohnungsverein zu Herne eGmbH" aufschreiben ließ: "Ziel der Genossenschaft ist es, Wohnungen zu errichten und zu angemessenen Preisen an die Mitglieder zu entlassen." Jedes Mitglied musste damals 300 Goldmark als Anteil zahlen - eine enorme Summe vor 110 Jahren. Das erste Grundstück kaufte die Genossenschaft im Herner Süden an der heutigen Altenhöfener Straße, dort entstand ein Haus mit 53 Wohnungen. Ende 1910 hatte der Beamtenwohnungsverein 166 Wohnungen im Bestand, 1926 öffnete sich die Genossenschaft auch Nicht-Beamten.

Blick über den Tellerrand

Im Laufe seiner Geschichte wuchs der Wohnungsverein, der heute aus einer hochmodernen Geschäftsstelle an der Bochumer Straße im Herner Süden verwaltet wird, durch Fusion mit kleineren Genossenschaften zu seiner heutigen Größe. Stets zeigte die Genossenschaft, dass sie in ihrer Wohnungspolitik über den Tellerrand schauen kann. Bereits Ende der 1980er Jahre widmete sich der Wohnungsverein dem barrierefreien Bauen. Heute verfügt die Genossenschaft über vier Seniorenwohnanlagen sowie über ein vielfach ausgezeichnetes Mehrgenerationenhaus an der Straße des Bohrhammers. Alle Bewohner sind Mitglied des Vereins "Wohnen in Gemeinschaft". Aufgabe des Vereins ist es, die Pflege der Anlage oder die Vergabe der Wohnungen selbst zu verwalten. Zwei neue Bauprojekte stehen gerade an: "In der Helle" und an der Flottmannstraße werden 20 barrierearme Wohnungen entstehen. Dafür schreckt der Wohnungsverein auch nicht vor dem Abriss von Altgebäuden zurück, die sich nicht mehr wirtschaftlich betreiben lassen. Jahr für Jahr investiert die Genossenschaft Mittel in Millionenhöhe, um den eigenen Wohnungsbestand generationengerecht und energetisch effizient zu sanieren. Entsprechend gering ist die Leerstandsquote. Vergeben werden die Aufträge bevorzugt an Herner Handwerks- und Industrieunternehmen.

Auf soliden Füßen

Herne braucht ein „Bündnis für Wohnen“ – darüber waren sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion anlässlich des 110-jährigen Bestehens des Wohnungsvereins einig: (von links) Planungsdezernent Karlheinz Friedrichs, Anke Hildenbrand, Vorsitzende des Planungsausschusses im Rat der Stadt Herne, Alexander Rychter, Verbandsdirektor des VDW Rheinland Westfalen, und Karl-Heinz Abraham, Vorstandsvorsitzender des Wohnungsvereins Herne. © Stefan KUhn Herne braucht ein „Bündnis für Wohnen“ – darüber waren sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion anlässlich des 110-jährigen Bestehens des Wohnungsvereins einig: (von links) Planungsdezernent Karlheinz Friedrichs, Anke Hildenbrand, Vorsitzende des Planungsausschusses im Rat der Stadt Herne, Alexander Rychter, Verbandsdirektor des VDW Rheinland Westfalen, und Karl-Heinz Abraham, Vorstandsvorsitzender des Wohnungsvereins Herne. © Stefan KUhn

"Unsere Genossenschaft steht auf soliden Füßen", sagt Karl-Heinz Abraham, Vorstandsvorsitzender des Wohnungsvereins. Für die Zukunft ist vom Wohnungsverein eine Menge zu erwarten. Als Mitglied der Initiative WOGES, einem Zusammenschluss von fünf Herner Wohnungsgenossenschaften, engagiert sich der Wohnungsverein für Kindergärten und Schulen in der Stadt. Auch die Idee, in Herne ein "Bündnis für Wohnen" zu schmieden, das Politik, Verwaltung, Wohnungswirtschaft und andere Akteure des Wohnungsmarktes zum Wohle der Stadt zusammenführt, geht auf eine Initiative des Wohnungsvereins zurück.