Bereits seit zehn Jahren liest Margherita Sinnathamby ehrenamtlich ein bis drei Mal im Monat Vorschulkindern im Alter von vier bis zehn Jahren Geschichten vor. Meist sind so zehn bis 15 Kinder in einer Vorlesestunde. Viele von ihnen kommen gerne wieder zu der Erzieherin und Nachhilfelehrerin. „Jeder Vorlesepate macht sein Vorlesen anders. Bei mir ist das so: Die ersten 30 Minuten lese ich vor und die Kinder, die lesen können und möchten, lesen auch ein paar Seiten vor. Danach spielen wir 30 Minuten alte Spiele, die nicht mehr viele kennen.“ Dazu zählen „Bello, Bello dein Knochen ist weg“, „Deckengeist“ oder „Fangen spielen“. Gemeinschaftlich entscheiden die tamilische Vorlesepatin und die Kinder, was gespielt werden soll. Meistens schaffen sie es drei Spiele zu spielen, so die 29-Jährige. In anderen Vorlesestunden nutzen die Vorlesenden Handpuppen, Kamishibai-Bildkarten oder machen ein Bilderbuchkino.

Kleine Belohnungen für die Kinder

Dorothé Schlautmann, Leiterin der Kinder- und Jugendbibliothek Herne, sagt: „Margherita ist eine Institution hier. Es wird immer wieder nach ihr gefragt.“ Auf dem Tisch vor der Vorlesepatin liegt „Die Piratenschiffgäng – Der fiese Admiral Hammerhäd“ von Irmgard Kramer. Das Cover zeigt einen bunt gemischten Haufen Piraten, die jubelnd auf einem Schiff stehen während der Wind durch die Schiffssegel pfeift. Den ersten Teil der Buchreihe wird die Hernerin den Kindern heute vorlesen. „Ich stelle nach dem Vorlesen Fragen, um zu überprüfen, ob die Kinder zugehört haben“, sagt Margherita Sinnathamby. Als Belohnung für eine richtig beantwortete Frage bekommen die Kinder Süßigkeiten und einem Stempel in ihr kleines gelbes Stempelheft von der Stadtbibliothek. Für drei Stempel gibt es eine Süßigkeit, für sieben Stempel einen kleinen Bücherwurm und nach zehn Stempeln, können die Kinder sich ein Buch als Geschenk aussuchen.

Dorothé Schlautmann, Leiterin der Kinder- und Jugendbibliothek Herne, und Vorlesepatin Margherita Sinnathamby. ©Frank Dieper, Stadt Herne

Sprachen als Schlüssel

„Mit zehn Jahren als Vorlesepatin bin ich ein alter Hase“, sagt Margherita Sinnathamby. Für die Tamilin ist es nicht nur wichtig, den Kindern eine Freude zu bereiten. „Da ich weiß, wie schwer der Anfang sein kann, ist es mir ein Anliegen, den Kindern zu helfen, die deutsche Sprache zu lernen.“ Sie lebt seit ihrem 18. Lebensmonat in Deutschland und möchte den Kindern beim Spracherwerb helfen: „Sprachen sind ein Schlüssel, um diese Welt zu erschließen.“ Wenn es darum geht, ein Buch für die Vorlesestunde auszuwählen, äußert die Vorlesepatin Wünsche oder die Stadtbibliothek schlägt ein Buch vor. „Vorlesepatin ist ein schönes Ehrenamt, da man sehr viel von den Kindern zurückbekommt“, so Dorothé Schlautmann. Die Kinderbibliothek bietet neben Büchern auch Geschichten aus anderen Medien wie DVDs, Tonies für die Tonie-Box sowie Tiptoi-Stifte.

Gina Günther