inszene

„Herne legt die Regeln lockerer aus“

20. Februar 2014 | Gesellschaft Kultur

Sebastian Rabsahl alias Sebastian23 ist ein Urgestein und Wegbereiter der Slam-Szene Deutschlands. Seit 2001 reist er durch die Republik, stand schon hunderte Male auf der Bühne. inszene hat kurz nachgefragt.

Siehe auch „Andy Strauß gegen Goethe"

inszene: Poetry Slam wird immer populärer – aber wächst auch die Szene?

Sebastian: Ja, auch die Szene wächst. Poetry Slam ist im Kulturbetrieb vieler Städte mittlerweile fest verankert, taucht in den Medien auf, wird zum Internet-Hype und ist oft sogar Teil des Deutsch-Unterrichts. Das bewirkt, dass auch immer mehr junge Kreative Poetry Slam für sich entdecken, ausprobieren und oft auch Gefallen an diesem Format finden. Die Szene ist dadurch mittlerweile sogar für Fachleute ziemlich unübersichtlich geworden.

inszene: Du stehst schon seit Jahren auf den Slam-Bühnen Deutschlands – wie hat sich die Szene in der Zeit verändert?

Sebastian: Die Szene ist enorm gewachsen seit 2001, als ich das erste Mal bei einem Slam auftrat. Damals gab es 30 bis 40 Slams im deutschsprachigen Raum und nur eine Handvoll Leute, die auch außerhalb ihrer Heimatstadt auftraten.

Heute gibt es weit über 200 Slams, die genaue Zahl kennt niemand. Es gibt ein paar Dutzend Leute, die ihren Lebensunterhalt mit Slam verdienen und hunderte, die regelmäßig bei ihrem Heimat-Slam und auch außerhalb auftreten. Diese Zahl ist evtl. sogar vierstellig - wie gesagt, ist die Szene mittlerweile unübersichtlich.

Eine recht neue Tendenz ist es, dass die Szene wieder regionaler wird, weil man eben nicht mehr so viel reisen muss, auch wenn man fast jeden Tag auf der Bühne stehen will.

inszene: Unterscheidet sich Poetry Slam in Herne von dem in Berlin oder Hamburg? Gibt es Themen in den Texten, die fürs Ruhrgebiet typisch sind?

Sebastian: Nein, im Prinzip ist Poetry Slam überall gleich. In Herne werden die Regeln etwas lockerer ausgelegt, was z.B. das Zeitlimit angeht – das liegt aber weniger an regionalen Vorlieben als am Geschmack des Moderators. Und an der Tatsache, dass ich keine Armbanduhr habe.

inszene: Dein Job ist es, kreativ zu sein. Du bist andauernd unterwegs. Wie schaltest du am Wochenende ab?

Sebastian: Mit meiner Familie. Es ist wichtig, zu wissen, dass weder der Job noch die Kunst das Wichtigste auf der Welt sind.

Interview: Sascha Dominic Rutzen