Im Fokus steht das Mystische

14. August 2023 | Ausgabe 2023/3

Studentin Katharina Schäffer zog mit ihrer Kamera nachts durch Herne

„Herne hat nachts eine besondere Stille, die ich aufgreifen wollte.“ So erklärt Katharina Schäffer ihre Entscheidung, nachts in Herne zu fotografieren. Sie ist Studentin der Fachhochschule Dortmund und nimmt an dem Fotografie-Seminar „This is not Herne“ teil.

Studierende des Seminars entwickeln fotografische Arbeiten unter dem Motto „This is not Herne“. Eine von ihnen ist die 29-Jährige Katharina Schäffer. „Ich wollte Herne zu meinem Ruhrgebiet von früher machen. Ich mag melancholische Ästhetik und das Mystische findet nachts statt“, so die Dortmunderin.

„Herne hat nachts eine besondere Stille, die ich aufgreifen wollte.“

Studio- und Nachtaufnahmen
Für ihre Bilder war sie an der Akademie Mont-Cenis, dem Rhein-Herne-Kanal sowie dem Heizkraftwerk unterwegs. Dabei kam unter anderem auch ein grüner
Laser zum Einsatz. Insgesamt ist sie für ihre Arbeit mit dem Titel „Wach“ vier Mal durch das Stadtgebiet gestreift. Mit dabei war immer ihr Model. Als Pendant zu ihren Nachtaufnahmen sind Studioarbeiten mit demselben Model entstanden. Bei den Fotos aus dem Studio greift Schäffer, die im Ruhrgebiet geboren und aufgewachsen ist, die Lichtstimmung auf, nutzt ebenfalls grüne Laser und die Kleidung des Models wiederholt sich. Ihr Ziel war es, das Model als fiktiven Charakter darzustellen. Dafür blieb sie auch gerne bis in die frühen Morgenstunden am Kanal. „Ich bin vollkommen zufrieden. Damit hätte ich nicht gerechnet. Als Studentin hat man nicht viel Budget, aber es lief richtig gut“, resümiert Katharina Schäffer. Kai Jünemann, Dozent bei der Fachhochschule, leitet das Seminar gemeinsam mit Thomas Schmidt, Fotograf bei der Stadt Herne. Er weiß: „Es sind ganz unterschiedliche Arbeiten entstanden. Es gibt auch viele Arbeiten, die Fantasiewelten aufmachen und inszenieren.“ Die beiden leiten das Seminar zum dritten Mal. Die ersten beiden Kurse hießen „Tach auch!“ und „AUS SICHT“.

Mediale Grenzen ausnutzen
Unter „This is not Herne“ sind sogar Arbeiten entstanden, die gar nicht in Herne produziert wurden: „Sie stellen den Wahrheitsgehalt von Fotografie infrage. Studierende haben zum Teil neue bildgebende Verfahren benutzt und so mediale Grenzen ausgenutzt“, erklärt Jünemann. Thomas Schmidt ergänzt: „Der Titel ,This is not Herne‘ ist bewusst gewählt, um die Stadtgrenzen aufzumachen und einen Gesamteindruck erzählen zu können. Das ganze Ruhrgebiet sollte den Studierenden als Spielball dienen. Gleichzeitig sollte der Titel einen kleinen Anreiz bieten, KI zu nutzen, um Sehgewohnheiten infrage zu stellen und neu zu erschließen.“ Wichtig bei allen Arbeiten war aber der Bezug zu Herne: „Wir müssen die Geschichte dahinter und die Auseinandersetzung mit dem Thema sehen können“, so Schmidt weiter, der Schäffers Arbeiten gut kennt: „Es ist auf jeden Fall zu sehen, dass Katharina Schäffer ein gutes Gespür für Ästhetik, Licht und Farben hat. Denn bei Modefotografie steht kaum noch die Mode im Vordergrund, sondern mehr eine neue Art zu fotografieren.“ In diesem Jahr sind etwa 15 prüfungsrelevante Arbeiten, bei der seit 2018 bestehenden Kooperation zwischen dem Pressebüro der Stadt Herne und der Fachhochschule Dortmund, entstanden. Nun arbeiten die Studierenden am Ausstellungskatalog, denn ab Mitte Februar 2024 bietet die Stadt Herne den Studierenden die Möglichkeit ihre Werke im Heimatmuseum „Unser Fritz” zu präsentieren. Ausstellungseröffnung ist am Sonntag, 18. Februar 2024, um 15 Uhr. Auch diese Mal wird das Projekt von der Kulturinitiative Herne unterstützt.

Text: Anja Gladisch     Fotos: Katharina Schäffer