Kunst- und Theatercamp für Jugendliche setzt auf Internationalität

pottfiction wird europefiction

24. August 2018 | Gesellschaft Kultur

Siehe auch: Das Leben in Pottropolis.

Erstes Treffen bei "pottfiction"

Vertreter der Theater trafen sich jetzt zum ersten Mal im Rahmen des pottfiction-Camps in den Herner Flottmann-Hallen. "Wir haben lange Erfahrungen auf lokaler Ebene gesammelt, jetzt ist es an der Zeit, dass wir international werden. Wir wollen den Blick auf Europa werfen", sagt Inga Sponheuer aus Bochum, die zusammen mit Manuel Moser vom Herner theater kohlenpott die künstlerische Leitung bildet. Teilnehmen werden an dieser Kooperation neben den fünf Ruhrgebietsstädten auch deren bilaterale Partner. Ein Projektrat aus Teilnehmern aller kooperierenden Länder wird den Austausch umsetzen.

  • Inga Sponheuer erläutert die Ziele von europefiction. ©Frank Dieper, Stadt Herne
Paarungen und Themen

Der Theatermacher Manuel Moser betont: "Beim ersten Treffen mit den Partnern haben wir gespürt: Der Weg nach Europa und die gemeinsame Zusammenarbeit sind alternativlos." Die Partner werden sich bilateral ein Jahr lang künstlerisch und inhaltlich mit je einem Thema auseinandersetzen und zwei Inszenierungen erarbeiten. Die Themen lassen viel Interpretationsspielraum zu.

Helios-Theater Hamm und Kolibri-Theater Budapest bearbeiten das Thema "Solidarität".

Junges Schauspielhaus Bochum und Theater Schouwburg | Rotterdam = Thema "Schutz"

Hernes kohlenpott-Theater mit einem noch nicht feststehenden Partner = Thema "Schutz". Die angestrebte Kooperation mit Neapel konnte nicht verwirklicht werden. "Wir haben aber schon Ideen, mit welchem Theater wir zusammen arbeiten könnten", sagt Gaby Kloke vom theater kohlenpott.

Kinder- und Jugendtheater Dortmund und Transplanisphère Paris = Thema "Vernunft"

Consol Gelsenkirchen und 20 Stories High | Liverpool = Thema "Krise"

Nächstes Treffen Anfang 2019

Das nächste Treffen ist für Anfang 2019 angesetzt: Die Jugendliche aus den Ruhrstädten besuchen dann ihre Tandems in Europa. Dortmund reist nach Paris, Gelsenkirchen nach Liverpool und so weiter. Und alle gemeinsam kommen dann im nächsten Sommercamp 2019 in Gelsenkirchen zusammen. Das Camp wird mit 250 Personen ungefähr doppelt so groß sein wie das aktuelle. 2020 ist Dortmund Gastgeber für das europefiction.

Formate der Kommunikation

Gleichzeitig wird am Ausbau stetiger Kontakte gearbeitet. Die Jugendlichen müssen sich kennenlernen. Sie sollen nicht nur ein Stück gemeinsam erarbeiten, auch private Kontakte sind wichtig. "Mit den Mitteln der Kunst wollen wir auch gesellschaftlich was bewegen", sagt Manuel Moser. Geplant sind neben den Sommercamps unterschiedliche Kommunikationsformate: Workshops, Digitale Räume, bilaterale Besuche, Kommunizieren über weite Entfernungen. Aber schlussendlich kommt es auf das Eine heraus: "Es liegt an den einzelnen Theaterleitungen, für einen regen inhaltlichen und privaten Austausch zu sorgen", betont Inga Sponheuer.

"Ein Herzensprojekt"

"pottfiction" ist mal gestartet als Kulturhauptstadtprojekt und ist das einzige Jugendprojekt, das seitdem weiter besteht. "Das ist nur möglich durch den großen Enthusiasmus", sagt Moser. "Es ist ein Herzensprojekt." Viele Jugendliche, die bei der Premiere von Pottfiction angefangen haben, sind noch heute mit dabei: "In jedem Theater gibt es Leute, die damals bei pottfiction angefangen haben", sagt Andreas Gruhn vom KJT Dortmund. "Deshalb ist es für uns wichtiger Anliegen, weiterzumachen. Pottfiction ist ein starkes Ding, um Identität zu stiften."

Siehe auch: europefiction.org

Horst Martens