Nachts sind auch die Schrankenanlagen auf der Autobahn besetzt
Im Dezember 2021 hat die erste von zwei Schrankenanlagen auf der A43 den Betrieb aufgenommen und kontrolliert seitdem den Verkehr zwischen den Kreuzen Recklinghausen und Herne in Fahrtrichtung Wuppertal. Ihr Gegenstück
folgte etwa einen Monat später. Die Mitarbeitenden in den Anlagen sorgen in drei Schichten dafür, dass alle Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen abgeleitet werden. So soll die beschädigte Brücke über den Rhein-Herne-Kanal weiterhin
für den Verkehr offengehaltenwerden – und das natürlich auch in der Nacht.
Mit ihrem Arbeitsplatz führen Michael Küper und Ali Özcan ein regelrechtes Inselleben. Abgeschnitten von der Außenwelt sitzen sie mitten auf der Autobahn in einem Arbeitscontainer, von dem aus sie die Schrankenanlage überwachen. Durch ein Fenster blicken sie auf den Verkehr, der pausenlos an ihnen vorbeisaust. Auf drei Bildschirmen verfolgen sie das Geschehen, das vollautomatisch erfasst wird. Schlägt die Waage bei einem Fahrzeug an, geht alles sehr schnell. Die Schranke schließt sich und ein schrilles Signal ertönt im Inneren des Containers. Dann rücken Küper und Öczan aus, um den Verkehr an der Schranke schnellstmöglich zu regeln und das Schwergewicht abzuleiten, dessen Daten per Kamera für das Bußgeldverfahren erfasst werden. Im Jahr 2022 wurden über 20.000 Ordnungswidrigkeiten gemeldet und Bußgelder in Höhe von rund 600.000 Euro festgesetzt.

„Volkmann” – Mitarbeiter Thorsten Schreiber begleitete unseren Fotografen beim nächtlichen Termin.

Absprachen mit Kolleg*innen
Dabei seien es weniger die LKWs, die das größte Problem bereiten, sondern Halter*innen von Fahrzeugen mit Anhängern oder Wohnwagen, die nicht richtig einschätzen können, wie schwer das Gespann ist. „Jeder Tag ist anders, manchmal hast du 30 oder 40 Verursacher, manchmal nur zehn“, so Ali Öczan. betont Michael Küper.
Abstimmungsbedarf gibt es manchmal auch mit den Kolleg*innen bei der Schrankenanlage auf der Gegenfahrbahn, wenn zum Beispiel ein Schwertransport ansteht.
Besonders intensiv ist das Verkehrsaufkommen im morgendlichen Berufsverkehr. Doch wenn die Nacht über Herne hereinbricht, nimmt es deutlich ab. Die Schrankenanlage wirkt dann in der Dunkelheit wie die Kulisse in einem Theaterstück, wenn die sogenannten „Powermoons“, große Lichtballone, die ungewöhnliche Arbeitsstätte ausleuchten. „Wir müssen ja nicht nur sehen, sondern auch gesehen werden“, betont Michael Küper. Gestört wird die Atmosphäre nachts wie tagsüber vom Lärm und Gestank der Fahrzeuge. Da sei es nicht so prickelnd, sich draußen aufzuhalten.
Nachts wird gerast
Etwa zwischen 1 und 4:30 Uhr ist das Verkehrsaufkommen am geringsten. Das verführe viele Fahrer*innen zum Rasen, bemerken die Mitarbeiter. Eigentlich ist in dem Bereich Tempo 40 vorgeschrieben. „Es gibt sicher Plätze in Herne, wo nachts mehr los ist“, lacht Küper, der wie sein Kollege die Nacht- der Frühschicht vorzieht. Zur Unterhaltung gibt es im Container auch einen Fernseher, doch gerne nutzen die Kollegen die ruhigen Nachtstunden auch einfach zum „Quasseln“. Zur Versorgung stehen eine Kaffeemaschine, eine Mikrowelle und ein Kühlschrank zur Verfügung. Denn ein Pizzabote kommt hier nicht vorbei. Und manchmal bekommen sie auf ihrer „Insel“ ganz besonderen Besuch. Dann schaut der von den Mitarbeitenden „Kasimir“ getaufte Rabe vorbei und sorgt für Abwechslung im täglichen Trott. Dafür hat er noch bis Ende 2025 Gelegenheit. Bis dahin werden die Schranken an der A43 den Verkehr weiter regeln.
„Jeder Tag ist anders, manchmal hast du 30 oder 40 Verursacher, manchmal nur zehn“