Ilona Schachtschneider ist am liebsten nachts auf den Straßen unterwegs
„Ich bin ein Nachtschattengewächs“ – so bezeichnet sich Ilona Schachtschneider selbst. Ihr Job passt damit perfekt zu ihr. Die 55-Jährige ist Busfahrerin bei der HCR und im Spätdienst eingeteilt. Als eine von wenigen Fahrerinnen bringt sie deshalb abends und am Wochenende auch nachts Fahrgäste an ihr Ziel. inherne hat sie erzählt, was sie daran begeistert.
Bevor ihr Weg sie 2007 zur HCR führte, arbeitete Schachtschneider in einem völlig anderen Berufsfeld: der Altenpflege. Nach der Pflege ihrer eigenen Großmutter aber konnte und wollte sie nicht zurück in ihren alten Job. Auf der Suche nach einer neuen Aufgabe kam es dann zum Schlüsselmoment: „Damals sah ich zufällig eine kleine Frau, die einen großen Bus gefahren ist. Da war ich völlig fasziniert und hab mir gedacht: Versuchen kann man’s ja mal.“ Den Busführerschein machte sie noch in ihrer Heimat Dortmund. Zahlreiche Bewerbungen bei Verkehrsunternehmen im Umkreis folgten. Von der HCR kam umgehend die Zusage. So verschlug es Schachtschneider beruflich nach Herne.
„Ich bin ein Nachtschattengewächs.“

Ilona Schachtschneider vor ihrem Bus.
Nur im Spätdienst
Bis heute hat sie die Entscheidung nicht bereut. Die Möglichkeit, nur im Spätdienst arbeiten zu können, spielt für sie dabei eine wichtige Rolle. „Ich schlafe gerne länger, frühstücke ausgiebig und dann mache ich den Haushalt, Arzttermine und so weiter. Wenn ich auf der Arbeit erscheine, ist alles erledigt.“ Dass ihre Kinder bereits erwachsen sind, komme diesem Tagesrhythmus natürlich entgegen.
Aber auch das Busfahren selbst gefällt der Dortmunderin in den Abend und Nachtstunden am besten: „Der Verkehr ist abends ruhiger und entspannter, die Straßen sind leerer. Morgens hat man den Schülerverkehr, ältere Herrschaften, die zum Arzt müssen, und den Feierabendverkehr. Die Leute müssen unbedingt irgendwo hin.“ Abends und nachts hingegen sind viele Herner*innen in Freizeitmission unterwegs – was natürlich auch seine Eigenheiten mitbringt: Manche Partyfans verlagern das Feiern in den Bus und stimmen lustige Lieder an, andere nutzen den Bus nach dem Ausgehen als vorgezogene Schlafmöglichkeit – nichts, was die erfahrene Busfahrerin aus der Ruhe bringen kann: „Was das angeht, bin ich ziemlich schmerzfrei und tiefenentspannt“, lacht Schachtschneider.
Aber bleibt sie auch bei ernsteren Vorfällen so gelassen? „Klar gab es auch mal eine Schlägerei im Bus. Dann drücke ich einen Knopf, der die Verkehrsaufsicht informiert. Dazwischengehen kann ich nicht, ich darf es auch gar nicht.“ Größere Vorkommnisse habe sie glücklicherweise noch nicht erlebt. „Da ist aber auch egal, zu welcher Uhrzeit du fährst. Sowas kann immer und überall passieren. Hauptsache Hilfe ist dann schnell da.“
Weibliche Verstärkung
Obwohl sich die 55-Jährige super mit ihren männlichen Kollegen versteht, würde sie sich genau wie ihr Arbeitgeber sehr über weiblichen Zuwachs im Fahrteam freuen: „Warum sollten Frauen nicht auch so große Fahrzeuge fahren?“. Die heutzutage eingesetzten Busse mit moderner Technik erleichterten das Fahren deutlich. „Frauen sollten sich ruhig trauen“ – genau wie sie es damals tat. Bevor sie zur HCR kam, verband die Dortmunderin nur die Cranger Kirmes mit Herne. „Aber inzwischen kennt man schon die meisten Ecken und viele Leute.“ So manch ein Fahrgast grüßt nett zum Einstieg. Eine simple Geste, die Schachtschneider immer wieder aufs Neue erfreut. Die Ruhe ist das, was die Busfahrerin am meisten an Hernes Nächten schätzt. Langweilig wird ihr dabei nicht – zahlreichen Nachtschwärmern sei Dank. „Wenn es so weitergeht, bleib ich gerne, wo ich bin. Am liebsten bis zur Rente!“