Als der Herner Künstlerbund sich vor 25 Jahren gründete

Spagat zwischen Elite und Autodidakten

24. Juli 2015 | Gesellschaft Kultur

„Das Image des Hobbykünstler-Vereins haben wir endgültig abgelegt“, unterstreicht HKB-Vorsitzender Reiner Glebsattel. Als es zur Gründung kam, „wollten einige Künstler einen elitären Verein“, erinnert sich der studierte Grafik-Designer. „In drei Jahren gibt es euch nicht mehr“, murmelten die Auguren. Sie sollten eines Besseren belehrt werden. „Die Mehrheit der Künstler wollte einen Verein, dem es ein Anliegen war, das Interesse an Kunst allgemein zu fördern“, so Glebsattel. Die Künstlerguppe pendelte sich zwischen den Extremen „Elite“ und „Hobby“ ein. „Wir wollen das Niveau halten und trotzdem Autodidakten integrieren“, hieß die Marschroute.

  • 25 Jahre Herner Künstlerbund © Horst Martens, Stadt Herne

Stadt wollte Verein als Ansprechpartner

Erstaunlich, daß die Herner Künstler erst so spät zusammen fanden. Die Jahre vor dem Krieg – wie ein weißer Fleck auf der Landkarte. „Das wäre ein Thema für Lokalforscher“ sagt Glebsattel. Stein des Anstoßes für die HKB-Gründung war ein Pavillon auf dem Verweilplatz (heute Robert-Brauner-Platz). Das von der Stadt dort geplante Stadt-Café kam nie zustande. Das Gebäude könnten wir bei dem Publikumsverkehr doch hervorragend nutzen, dachten die Künstler. Die Stadt, bei der die Künstler vorsprachen – treibende Kräfte waren Jupp Gesing, Hans Menne, Willi Zehrt – wollte lieber mit einem Verein verhandeln als mit Einzelpersonen. Und so entstand der Herner Künstlerbund, der sich in den Anfängen durch Hyperaktivität auszeichnete: 23 Ausstellungen in zwei Jahren.

Vier Häuser zeigen HKB-Kunst vom 22. August bis 11. Oktober 24. Oktober Feier.

- VHS-Galerie, Haus am Grünen Ring, Wilhelmstraße 37.

- Flottmann-Hallen, Straße des Bohrhammers 5

- Unser Fritz, Zur Künstlerzeche 10.

- Städtische Galerie, Karl-Brandt-Weg 2.

Der Verein ging den Bach runter

Doch dann ließ die Stadt den Pavillon abreißen, und der HKB musste sich nach einem neuen Domizil umsehen, wie häufiger in den letzten 25 Jahren - vom Schollbrockhaus wechselten die Stadtkünstler ins Innovationszentrum, von dort ins ASB-Begegnungszentrum. Glebsattel war zwar 19993-94 schon im Vorstand vertreten, dann aber eine Zeitlang nicht. Erst als er merkte „Der Verein geht den Bach runter“, klinkte er sich wieder ein. „Die Zahl der Mitglieder hatte sich von über 50 auf nur 35 reduziert.“

  • Der Pavillon in dem alles begann

Schubwirkung Kulturhauptstadt

2007 kehrte Glebsattel in den Vorstand zurück. „Die Mitglieder wollten nicht nur einen Vorsitzenden, der die Ärmel aufkrempelt, sondern einen, der die komplette Mannschaft mitreißt“, war ihm klar. Einen starken Schub brachte die Beteiligung an der Kulturhauptstadt 2010 mit dem Thema "Wasser" in den Flottmann-Hallen. Ein ganzes Jahr beschäftigten sie sich damit. „Wir sind besonders froh darüber, zum ersten Mal zu einer Ausstellung in die Flottmann-Hallen eingeladen worden zu sein“, kommentiert damals Reiner Glebsattel die Ausstellung. In zahlreichen Gesprächen und im dauernden Austausch von Ideen waren über 100 Werke entstanden.

Siehe auch: Vom Revoluzzer-Lehrer zum Grafik-Designer

Starke Orte

Für die Kulturhauptstadt präsentierten die Künstlerbünde des Reviers die besonders gelungene Ausstellungsserie "Starke Orte". Aus Bochum kam die Idee, an ausgefallenen Locations Kunst zu zeigen. Die Herner wählten den Luftschutzbunker in Sodingen. "Die Arbeiten an den schroffen Wänden, das hatte was", sagt Glebsattel. Der Bunker wurde für die Eröffnungsveranstaltung für die revierweite Ausstellung auserkoren. Insgesamt besuchten 3.500 Kunstinteressierte den Bunker. "Soviel Resonanz hat es in Herne für eine Austellung noch nie gegeben", ist sich Glebsattel sicher.

Rathaus-Ausstellung als Aufwertung

Als eine Aufwertung ihrer Arbeit sah der Herner Künstlerbund die Einladung von Oberbürgermeister Horst Schiereck, die repräsentative Flure des Herner Rathauses als Galerie für die Jahresausstellungen zu nutzen. Höhepunkt war hier die Präsentation zum 100-jährigen Rathaus-Jubiläum. Diese Jahresausstellungen des HKB sind mittlerweile zu einem festen Bestandteil des Kulturlebens in der Stadt geworden", sagt Oberbürgermeister Schiereck bei einer Vernissage. "Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich hatte mehrfach das Vergnügen, diese Ausstellungen im Herner Rathaus zu eröffnen."

Text: Horst Martens

Fotos: Frank Dieper / Archiv